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Trendwenden nehmen deutliche Formen an

Ausgabe vom 17.02.2021

Trendwenden nehmen deutliche Formen an

von Sven Weisenhaus

Die Abwärtsbewegung bei den Anleihekursen nimmt Fahrt auf. Der Bund Future ist mit sehr viel Schwung aus seinem Abwärtstrendkanal herausgefallen und hat damit die zunächst noch moderate Gegenbewegung deutlich beschleunigt, so dass wir es nun mit einer stärkeren Korrektur zu tun haben.

Bund-Future - Chartanalyse

In der Börse-Intern vom 4. Februar hatte ich geschrieben, der Abwärtstrendkanal würde noch die Möglichkeit bieten, dass wir lediglich eine moderate Konsolidierung nach den vorangegangenen Kursgewinnen sehen. Doch von diesem Szenario muss man sich wohl langsam, aber sicher verabschieden. Denn immerhin wurde die am 19. März gestartete Aufwärtsbewegung inzwischen schon um mehr als 50 % korrigiert.

Bund-Future - Fibonacci-Retracements

Und so nimmt das Szenario der Trendwende hier immer deutlichere Formen an. Dies würde sich nun erst wieder ändern, wenn der Bund-Future den gebrochenen Abwärtstrendkanal und dabei auch die horizontale Unterstützung bei 176,14 Punkten zurückerobern würde. Aber selbst dann wären die Abwärtsbewegung und somit die mögliche Trendwende noch intakt. Erst wenn die Kurse den Abwärtstrendkanal nach oben brechen und die Folge tieferer Hochs enden würde, wären die Bullen wieder eindeutig zurück im Spiel. Reißt der Bund-Future aber bald auch noch das 61,80er Fibonacci-Retracement bei 173,67 Punkten, ist das Ende der Aufwärtsbewegung besiegelt und die Trendwende bestätigt.

Dass es dazu kommt, halte ich für sehr wahrscheinlich. Denn die Finanzmärkte erkennen zunehmend, dass die Geldflut der Notenbanken nicht nur der Wirtschaft aus der Krise geholfen hat, sondern inzwischen auch die Nachfrage nach Gütern antreibt, was zu einer steigenden Inflation führt. Und das lässt die Renditen steigen, was wiederum die Kurse der Anleihen zunehmend belastet.

Konsumnachfrage in den USA explodiert und lässt Preise steigen

Dazu liefere ich Ihnen gerne auch noch aktuelle Daten: Die Einzelhandelsumsätze sind in den USA im Januar gegenüber Dezember um 5,3 % gestiegen. Die Konsensschätzung lag bei „nur“ +1,1 %, nach revidiert -1,0 % im Vormonat. Die Erwartungen wurden also um beinahe das Fünffache (!) geschlagen.

Einzelhandelsumsatz in den USA

Dazu passt, dass die Erzeugerpreise in den USA im Januar um +1,3 % gegenüber dem Vormonat gestiegen sind. Die Erwartungen lagen hier bei „nur“ +0,4 %, nach +0,3 % im Dezember. Im Vergleich zum Vorjahr betrugt der Anstieg +1,7 % (siehe folgende Grafik). Erwartet wurden hier +0,9 %, nach +0,8 % im Monat zuvor.

Erzeugerpreise in den USA

Auch hier wurden die Erwartungen also meilenweit übertroffen. Und da die Erzeugerpreise als ein vorlaufender Indikator für die Verbraucherpreise gelten, kann man sich vorstellen, wo die Reise hingeht.

Trendwenden nehmen deutliche Formen an

Wir haben also klare Tendenzen zu einer Trendwende an den Anleihemärkten, bei der Nachfrage nach Gütern und bei der Inflation. Und ich erwarte dadurch auch eine baldige Trendwende an den Aktienmärkten. Denn die Anleiherenditen erreichen langsam aber sicher das Niveau der Dividendenrenditen. Und erst kürzlich war hier bereits über mögliche Umschichtungen größerer Investoren zu lesen (siehe Börse-Intern vom 10. Februar). Setzen sich die aktuellen Tendenzen also fort, dürften die Investoren zunehmend gewillt sein, sich aus teuren Aktien mit geringen Dividendenrenditen zu verabschieden, um die gleiche Rendite am relativ sicheren Anleihemarkt einzufahren.

Ob eine Trendwende an den Aktienmärkten lediglich das Ende der aktuellen Aufwärtstrends und eine kleine Korrektur bedeutet oder es zu einer großen Korrektur bzw. sogar einem Bärenmarkt kommt, das vermag ich heute noch nicht zu prognostizieren. Niemand an der Börse verfügt über eine Glaskugel. Ich setze daher zunächst auf ein Ende der aktuellen Aufwärtstrends und eine Korrektur um zumindest ca. 10 % bis 15 % (siehe auch „Eine Korrektur um 15 % wäre für den S&P 500 optimal“).

Aber vorerst braucht es natürlich entsprechende Signale am Aktienmarkt. Die ersten liegen nun bereits vor. Denn Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 sind inzwischen sehr deutlich unter die Hochs vom Dienstag vergangener Woche zurückgefallen. Dazu exemplarisch wieder der Chart des S&P 500:

S&P 500 - Fehlausbruch
(erstellt mit: comdirect.de)

Die neuen Rekordhochs vom späten Freitag bzw. Beginn dieser Woche haben sich somit als Fehlsignale entpuppt. Nun muss man abwarten, ob darauf auch klar bearishe Konsequenzen folgen.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de


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