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Eine Korrektur um 15 % wäre für den S&P 500 optimal
Ausgabe vom 29.01.2021
Eine Korrektur um 15 % wäre für den S&P 500 optimal
von Sven Weisenhaus
In der gestrigen Börse-Intern war zu lesen, dass ein möglicher Crash an den Aktienmärkten charttechnisch zu einer Trompetenformation im Dow Jones passen würde. Aber würde ein Crash auch zur aktuellen fundamentalen Situation der Märkte passen?
Laufende Berichtssaison überdurchschnittlich gut
Mit Blick auf die laufende Berichtssaison muss die Antwort klar „Nein!“ lauten. Bis gestern haben laut Daten von Refinitiv 159 Unternehmen aus dem S&P 500 ihre Geschäftszahlen zum 4. Quartal 2020 vorgelegt. Das sind 32 % bzw. knapp ein Drittel. Man kann aufgrund dieser Menge also schon eine klare Tendenz ableiten, ob die Bilanzsaison gut oder schlecht läuft. Und ich nehme es vorweg: Sie läuft bislang sehr gut.
Denn 83 % der Unternehmen konnten die durchschnittlichen Gewinnerwartungen des Marktes schlagen. Und dabei lagen die Gewinne im Durchschnitt um 17,6 % über den Prognosen. Beim Umsatz konnten 76 % der Unternehmen die Erwartungen schlagen, und zwar um durchschnittlich bzw. 3,4 %.
Nimmt man die bereits vorliegenden Bilanzen und die Analystenerwartungen für die noch ausstehenden Geschäftsberichte zusammen, so kommen die Unternehmen des S&P 500 aktuell auf einen Rückgang der Unternehmensgewinne im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von -2 % (Umsatz: +0,1 %). Anfang des Jahres waren Analysten noch davon ausgegangen, dass die Gewinne um -10,3 % eingebrochen sind, nach sogar -13,6 % am 1. Oktober 2020. Die Erwartungen wurden also vor der Berichtssaison bereits um 3,3 Prozentpunkte angehoben, aber selbst diese Prognose wird aktuell um satte 8,3 Prozentpunkte geschlagen.
Am Ende könnte sogar ein Gewinnwachstum stehen
Grundsätzlich kennen wir dieses Phänomen aber bereits aus vorangegangenen Berichtszeiträumen. In den vergangenen 5 Jahren wurden die Gewinnerwartungen im Durchschnitt immerhin von 74% der Unternehmen übertroffen. Und dabei wurden die Gewinnerwartungen typischerweise um 6,3 % geschlagen.
Im Vergleich zu den Zahlen oben zeigt sich aber, dass die aktuelle Berichtssaison, wie schon die zum 3. Quartal 2020, überdurchschnittlich gut verläuft. Und FactSet rechnet damit, dass der S&P 500 letztlich sogar zum ersten Mal seit dem 4. Quartal 2019 ein Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr ausweisen könnte, wenn auch die noch ausstehenden Bilanzen die Schätzungen im aktuellen Ausmaß übertreffen.
S&P 500 schneller als die Gewinnschätzungen gestiegen
Als Grund für einen Crash können derart positive Zahlen natürlich nicht herhalten. Man muss sie allerdings noch ins Verhältnis zur Kursentwicklung der einzelnen Aktien bzw. des S&P 500 insgesamt setzen. Zum S&P 500 hatte ich am Dienstag bereits mit Hilfe zweier Grafiken der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) auf das hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und die niedrige Dividendenrendite des Index hingewiesen. Die Helaba hat aber noch eine dritte interessante Grafik im Köcher:
Und hier zeigt sich, dass der Kursanstieg des S&P 500 zwar durchaus mit den steigenden Gewinnerwartungen Hand in Hand gegangen, ihnen aber dennoch vorausgelaufen ist. Der S&P 500 müsste eigentlich um ca. 17 % tiefer stehen, um sich der Entwicklung der Gewinnschätzungen anzunähern.
3.200 Punkte: Ein optimales Kursziel für den S&P 500
Und mit Blick auf den folgenden Chart zeigt sich, dass der S&P 500 im Falle einer 17-prozentigen Korrektur lediglich das 38,20%-Fibonacci-Retracement der gesamten Aufwärtsbewegung seit dem März-Tief ansteuern würde (dicke graue horizontale Linien, 3.229,51 Punkte). Denn vom Hoch bei 3.870,9 Punkten aus gesehen würde der Index bei einer solchen Korrektur bei ca. 3.212 Zählern landen.
In diesem Bereich von rund 3.200 Punkten hatte der Index im Herbst 2020 auch zwei Tiefs in der (ABC-)Korrektur markiert. Und aus Sicht der Elliott-Wellen-Theorie kommt es nach einem 5-gliedrigen Aufwärtstrend häufig vor, dass im Rahmen einer anschließenden ABC-Korrektur das Tief der Welle 4 angesteuert wird.
Zudem hat der S&P 500 aktuell ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 22. Mit einer 15-prozentigen Korrektur würde dieses auf unter 19 fallen und sich damit den langjährigen Durchschnitten zumindest annähern.
Damit würde auch beim KGV das Niveau erreicht werden, welches der S&P 500 im Rahmen seiner ABC-Korrektur vom Herbst 2020 angesteuert hatte.
Fazit
Einen Crash erwarte ich weder aus charttechnischer noch aus fundamentaler Sicht. Aber eine 15-prozentige Korrektur halte ich für durchaus wahrscheinlich. Sie würde den S&P 500 aus fundamentaler Sicht auf ein akzeptables Bewertungsniveau und aus charttechnischer Sicht auf ein markantes Kursziel zurückführen.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg an den Börsen
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
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