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Was die gute Verbraucherstimmung für die Märkte bedeutet
Ausgabe vom 13.03.2017
Was die gute Verbraucherstimmung für die Märkte bedeutet
von Torsten Ewert
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
die Verbraucherstimmung in den USA stieg nach der US-Wahl steil an und erreichte dabei das Niveau der Vor-Terror-Ära Anfang der 2000er Jahre. Das hat natürlich konkrete wirtschaftliche Gründe. Es ist aber auch potenziell bullish für die Aktienmärkte.
Verbrauchervertrauen auf dem Niveau von 2001
Im Dezember 2016 kam es zu dem stärksten Zwei-Monats-Anstieg in der US-Verbraucherstimmung seit Mitte 2013. Dabei erreichte das Verbrauchervertrauen, das vom Conference Board gemessen wird, mit 113,3 Punkten sogar den höchsten Stand seit August 2001. Nach einem zwischenzeitlichen kleinen Rückgang im Januar stieg der Wert Februar nochmals deutlich an, auf nun 114,8 Punkte.
Damit liegt es nun über dem Wert vom August 2001 von 114,0 Punkten. Warum ist das so wichtig? Zunächst aus zwei recht offensichtlichen Gründen: Erstens herrschte damals noch die Hoffnung, dass der Boom weitergeht, der durch die Technologiesprünge in den 1990er Jahren ausgelöst wurde. Und zweitens waren die heute allgegenwärtigen Terrorängste noch kein Thema – die Anschläge vom 11. September 2001 standen erst noch bevor.
Es gibt aber noch einen dritten Grund: Ein Wert von 114 Punkten im Verbrauchervertrauen des Conference Boards ist ein äußerst seltenes Phänomen. Er wurde in der Geschichte dieses Indikators (seit 1967) erst dreimal nachhaltig überschritten, und zwar Ende der 1960er, Ende der 1980er und Ende der 1990er Jahre (siehe rote Kurve in folgendem Chart):
(Quellen: The Conference Board, US. Bureau of Labor Statistics, MarketMaker)
Was die Verbraucherstimmung wirklich treibt
Der jüngste starke Anstieg (siehe grüner Pfeil) startete im Juni 2016 – nachdem die Arbeitslosenquote (siehe unterer Chartteil) im Mai mit 4,7 % einen neuen Tiefstwert im laufenden Konjunkturzyklus erreichte und sich damit deutlich von der 5%-Marke nach unten absetzte. (Eine Arbeitslosenquote von 5 % gilt in den USA als „Vollbeschäftigung“.) Und tatsächlich fielen auch in den vorherigen Konjunkturzyklen Stimmungswerte über 114 Punkten mit einem deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit oder sehr niedrigen Werten für die Arbeitslosenquote zusammen.
Die Konjunktur in den USA läuft gut (siehe Börse-Intern vom 02.02.2016). Und damit stehen die Chancen gut, dass die Verbraucherstimmung sich längere Zeit auf dem nun erreichten hohen Niveau hält. In diesem Fall haben auch die Aktienmärkte weiteres Potenzial (wie man im Chart oben ebenfalls erkennen kann; siehe schwarze Kurve des S&P 500). Denn eine gute Stimmung, eine niedrige Arbeitslosigkeit (und damit stabile Einkünfte) sind – zusammen mit ordentlich gestiegenen Aktienmärkten – eine gute Grundlage für weitere Investments der US-Bürger in den Aktienmarkt.
In den USA erfolgt die Altersvorsorge bekanntlich traditionell über Aktieninvestments. Die entsprechenden Einkünfte sind eine Voraussetzung dafür, dass investiert werden kann. Die andere ist ein entsprechendes Grundvertrauen. Das ist zum einen durch die gute Stimmung gegeben und wird zum anderen durch die bisherigen Kursanstiege gefestigt. Denn die Masse wird an der Börse bekanntlich erst dann mutiger, wenn die Kurse bereits eine kräftige Rally hinter sich haben. So könnte also die „Trump-Rally“ zum Teil bereits der jüngsten Stimmungsverbesserung geschuldet sein.
Warum eine Euphorie unwahrscheinlich ist
Natürlich sorgen auf der anderen Seite auch steigende Aktienkurse für eine bessere Stimmung. Damit besteht prinzipiell auch die Gefahr einer euphorischen Übertreibung. Allerdings halte ich die Wahrscheinlichkeit dafür auf absehbare Zeit für recht gering. Der Grund dafür ist der allgegenwärtige mediale Schlagabtausch: Die einen warnen vor irgendeiner realen oder möglichen Gefahr, die anderen warnen davor, dass die ersteren mit ihren Warnungen die Bevölkerung von den wirklich wichtigen Themen ablenken. Am Ende ist immer irgendeine Gruppe zutiefst verunsichert. Und solange das so bleibt, können die Kurse an der „Mauer der Angst“ fröhlich weiter steigen.
Bemerkenswert ist, dass dann mitunter selbst größere Rückschläge die Märkte nicht bremsen können. So gab es in der „Jahrhundert-Rally“ von 1982 bis 2000 einen veritablen Crash (1987), eine Rezession mit entsprechend schwächeren Aktienkursen (1990/91), eine zähe Konsolidierung (1994/95) und einige Krisen (Asien-Krise, Russland-Krise, LTCM-Krise 1997-99).
Sehen Sie der kommenden Korrektur gelassen entgegen!
Doch all diesen Rückschlägen zum Trotz stiegen die Kurse immer weiter: So sprang das Verbrauchervertrauen zuletzt im Dezember 1996 über die grüne Linie. (siehe rechter blauer Pfeil). Danach ging die Rally noch drei Jahre weiter – allerdings inklusive der oben genannten Krisen. Und im vorangegangenen Aufwärtstrend stieg das Verbrauchervertrauen im September 1987 über 114 Punkte (siehe linker blauer Pfeil) – nur wenige Wochen, bevor der bekannte Crash die Börsen erschütterte. Und selbst danach nahmen die Kurse sofort ihre Aufwärtsbewegung wieder auf!
Vor Korrekturen und Konsolidierungen sind wir natürlich auch jetzt nicht gefeit. Aber solange der übergeordnete Aufwärtstrend intakt ist, kann die Rally auch nach einem Rücksetzer weitergehen – so wie es auch 1987 der Fall war. Die gute Verbraucherstimmung könnte ein wichtiger Treiber dafür sein. Lassen Sie sich also keine Angst machen: Die nächste Konsolidierung oder Korrektur dürfte höchstwahrscheinlich wieder Kaufkurse bringen, auch oder gerade wenn sie vielleicht etwas kräftiger ausfällt.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
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