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USA: erste Dellen im Lack
Ausgabe vom 02.02.2017
USA: erste Dellen im Lack
von Sven Weisenhaus
Erstmals seit dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump hat die Notenbank Federal Reserve (Fed) ihre Leitzinsentscheidung bekannt gegeben. Der Leitzins und auch die sonstige geldpolitische Ausrichtung wurden auf der gestern zu Ende gegangenen Sitzung unverändert belassen. Und im Statement zum Zinsentscheid blieb vieles beim Alten und wurde wenig Neues verkündet. Die Fed-Sitzung wurde daher insgesamt schnell zum Non-Event, da dies auch so erwartet worden war.
Zinsanhebung war nicht zu erwarten
Denn erst auf der vorangegangenen FOMC-Sitzung im Dezember 2016 hatten die US-Währungshüter den Leitzins um 25 Basispunkte erhöht und den Schritt auf der anschließenden Pressekonferenz ausführlich erläutert. Ein ähnliches Vorgehen war auch auf der vorherigen Zinsanhebung ein Jahr zuvor festzustellen.
Da gestern hingegen keine begleitende Pressekonferenz stattfand, war eine erneute Änderung der Geldpolitik höchst unwahrscheinlich. Zumal diese Zinsanhebung sehr kurz nach der letzten erfolgt wäre, was kaum zum Plan der Fed gepasst hätte, in diesem Jahr die Zinsen drei Mal zu erhöhen.
Trumps konkrete Wirtschaftspläne sind weiterhin ungewiss
Zudem wissen die Währungshüter und der Rest der Welt nach wie vor nicht, welche konkrete Form die Pläne des neuen US-Präsidenten Donald Trump für massive Steuersenkungen und Investitionen in die Infrastruktur annehmen. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind daher weiterhin ungewiss. Und so ist auch die Fed zum Abwarten gezwungen.
US-Wirtschaft ist weiterhin auf Kurs
Abgesehen davon dürfte sich die US-Notenbank angesichts der jüngsten Wirtschaftsdaten im Plan sehen. So ist die Stimmung in der US-Industrie im Januar auf ein neues Mehrjahreshoch geklettert. Der ISM-Einkaufsmanagerindex legte um 1,5 Punkte auf 56,0 Zähler und damit den höchsten Wert seit November 2014 zu und bestätigte damit den Eindruck aus den Einkaufsmanagerdaten von Markit (siehe Börse-Intern vom 25. Januar).
Industrie und Arbeitsmarkt boomen
Positiv überraschte auch die Zahl der Beschäftigten im US-Privatsektor, die laut dem ADP-Bericht im Januar um 246.000 zulegten. Analysten waren im Vorfeld nur von einem Stellenzuwachs um 165.000 ausgegangen (Vormonat 151.000). Die ADP-Daten sind ein Vorgeschmack auf den offiziellen Arbeitsmarktbericht am Freitag.
Erste Dellen im Lack der US-Konjunktur
Es gibt aber auch erste Dellen im zuletzt so sauberen Lack der US-Konjunktur. Wie das US-Handelsministerium bereits am vergangenen Freitag mitteilte, hat die US-Wirtschaft in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres deutlich an Schwung eingebüßt. Von Oktober bis Dezember legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf das Jahr hochgerechnet nur noch um 1,9 Prozent zu.
Experten hatten immerhin noch mit 2,2 Prozent gerechnet, nachdem der Zuwachs im Sommerquartal bei 3,5 Prozent gelegen hatte. In den Quartalen zuvor waren 1,4 und 0,8 Prozent ausgewiesen worden. Im Gesamtjahr 2016 wuchs die US-Wirtschaft damit insgesamt um 1,6 Prozent, was das schwächste Wachstum in den USA seit 2011 war.
Zudem gab der Einkaufsmanagerindex für die Region Chicago (Chicago-PMI) im Januar um 4,3 auf nur noch 50,3 Punkte nach (Konsens: 55,0). Und das US-Konsumentenvertrauen des Conference Board zeigte sich im Januar im Vergleich zum Vormonat weniger positiv. Mit 111,8 Punkten wurde das Vormonatsergebnis 113,3) um 1,5 Punkte unterschritten (Konsens: 112,8).
Waren die Erwartungen an Trump überzogen?
Zwar ist das absolute Niveau immer noch kompatibel mit einem soliden Konsumzuwachs, denn das Konsumentenvertrauen hatte im Vormonat den höchsten Stand seit August 2001 erreicht, doch vor allem der Umfragewert für die Erwartungen fiel spürbar niedriger aus (99,8 nach 106,4 Punkten).
Und so könnten diese Daten bereits anzeigen, dass der nach der US-Präsidentenwahl gestiegene Optimismus bei Unternehmen und Hausalten bezüglich der künftigen konjunkturellen Perspektiven unter der Präsidentschaft von Donald Trump möglicherweise übertrieben waren. Und damit passen diese ersten Dellen im Lack zu den jüngsten Kursrückgängen an den Aktienmärkten.
Erwartung: Das Wachstum der US-Wirtschaft beschleunigt sich
Die Weltbank prognostiziert in ihrem halbjährlichen Wirtschaftsbericht für die USA ein Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr von 2,5 Prozent, das in 2018 auf 2,9 Prozent zulegen soll. Demnach nimmt die US-Wirtschaft nach dem schwächeren Jahr 2016 wieder Fahrt auf.
Wenn die optimistischen Erwartungen enttäuscht werden…
Sollte sich jedoch in den kommenden Tagen und Wochen abzeichnen, dass diese optimistischen Erwartungen nicht erfüllt werden, vielleicht auch, weil Trump nicht die von ihm angekündigten Maßnahmen umsetzt, dann könnten sich die aktuellen Gegenbewegungen in eine ausgewachsene Korrektur verwandeln. Denn in diesem Fall müssten die hohen Erwartungen, die durch steigende Kurse im Umfang von rund 10 Prozent eingepreist wurden, wieder ausgepreist werden.
DAX hat idealtypisch das erste Korrekturkursziel erreicht
Damit noch kurz zum DAX: Nachdem die Kurse den Kreuzwiderstand aus der oberen Begrenzung des aktuellen Aufwärtstrendkanals (dunkelgrün) und der Rechteckgrenze bei 11.880 erreicht hatten und davon abgeprallt waren, fanden sie im bisherigen Tief der Gegenbewegung eine Kreuzunterstützung. Diese besteht aus der oberen Begrenzung des flacheren Aufwärtstrendkanals (hellgrün), der rot gestrichelten Konsolidierungslinie und der Mittellinie bei 11.525 Punkten.
Damit hat der DAX bereits den ersten Schritt gemacht, um das Alpha-Target (roter Kreis) anzusteuern. Die nächsten Schritte wären nun gemäß der Börse-Intern von Montag ein weitergehender Kursverfall in den hellgrünen Trendkanal und ein Bruch der 11.525er Mittellinie.
Entspannen würde sich das kurzfristig angeschlagene Chartbild, wenn der DAX die jüngsten Hochs bei ca. 11.730 Punkten überschreiten könnte.
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Sven Weisenhaus
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