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Ein Paradebeispiel für das typische Verhalten der Märkte
Ausgabe vom 25.03.2020
Massive Wirtschaftseinbrüche
von Sven Weisenhaus
Erst war von einer Billion die Rede, dann von zwei, und am vergangenen Wochenende wollte die US-Regierung nach Angaben von Finanzminister Steve Mnuchin sogar Liquidität von bis zu vier Billionen Dollar bereitstellen, um die Wirtschaft der USA am Laufen zu halten. Mnuchin bezog dabei aber wohl die Maßnahmen der US-Notenbank mit ein. Von der US-Regierung selbst sollen aktuell jedenfalls ca. 2 Billionen Dollar kommen. Und dabei zeichnet sich inzwischen recht eindeutig ab, dass auch in den USA derart massive Wirtschaftshilfen nötig sind.
US-Wirtschaft bricht massiv ein
Denn laut den Erhebungen von IHS Markit sind die Geschäfte der US-Wirtschaft im März so stark eingebrochen wie noch nie. Der gemeinsame Einkaufsmanagerindex für Industrie und Dienstleister fiel nach vorläufigen Angaben um 9,1 auf das Rekordtief von 40,5 Punkten, wie IHS Markit gestern zu seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Der Frühindikator notiert damit nun weit unterhalb der Schwelle von 50 Zählern, ab der zukünftiges Wachstum signalisiert wird.
Relativ glimpflich kam bislang das verarbeitende Gewerbe davon. Der entsprechende Index fiel im März auf 49,2 Punkte, nach 50,7 im Monat zuvor. Besonders stark traf es dagegen die Dienstleister. Hier brach das Barometer auf ein Rekordtief von 39,1 Zählern ein. Dies ist für die US-Wirtschaft besonders heikel, weil der Dienstleistungssektor etwa zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts der weltgrößten Volkswirtschaft ausmacht.
Der Gesamt-Einkaufsmanagerindex deutet aktuell darauf hin, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA derzeit mit einer Jahresrate von annähernd 5 % sinkt. Das dürfte allerdings noch nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein. Denn das Coronavirus breitet sich ja in den USA gerade erst so richtig aus.
Wirtschaft der Eurozone bricht ein wie nie zuvor
Ähnliches gilt für die Eurozone und Deutschland. Da das Virus hier aber bereits etwas länger wütet, zeigen die Einkaufsmanagerdaten auch bereits einen deutlich stärkeren Wirtschaftseinbruch. Der IHS Markit Flash Eurozone Composite Index brach mit -20,2 auf 31,4 Punkte so stark ein wie nie zuvor seit Umfragebeginn im Juli 1998.
Der bisherige Tiefstwert von 36,2 Punkten wurde, wie sollte es auch anders sein, während der Finanzkrise im Februar 2009 verzeichnet. Auch der Service-Index notiert aktuell unter dem bisherigen Rekordtief von 39,2 Punkten im Februar 2009. Er brach um 24 auf nur noch 28,4 Punkte ein (Februar: 52,6). Der Index für die Industrie hielt sich mit 44,8 Punkten gegenüber den 49,2 Zählern vom Vormonat zwar noch recht wacker, doch erreichte er damit immerhin auch ein 92-Monats-Tief.
Deutschland analog zu den USA
Da geht es Deutschland nicht viel besser. Mit aktuell 37,2 Punkten, nach 50,7 im Februar, signalisierte der deutsche Composite Flash PMI zwar einen etwas weniger gravierenden Rückgang der Wirtschaftsleistung, der Indexwert war jedoch immerhin auch der niedrigste seit der Finanzkrise im Februar 2009, quasi analog zu den US-Daten.
Auch hier verzeichneten die Dienstleister einen Rekordrückgang der Geschäftstätigkeit (34,5 Punkte, tiefster Wert seit Beginn der Datenerhebung im Juni 1997),…
…während die Industrie bislang bei weitem nicht so stark betroffen sind – noch nicht (!).
Laut IHS Markit signalisieren die März-Daten einen Rückgang des deutschen BIP auf Quartalsbasis um rund 2 %. Doch aufgrund der anhaltenden und sogar verstärkten Maßnahmen zur Eindämmung der Virus-Epidemie wird sich die Talfahrt zu Beginn des 2. Quartal2 2020 sicher noch beschleunigen.
China als Vorbote
Man sieht jetzt langsam, dass es die anderen Länder genauso hart trifft wie zuvor China. Dazu erinnere ich an den ähnlich dramatischen Einbruch der dortigen Einkaufsmanagerdaten (siehe „Chinas Wirtschaft bricht ein, nicht jedoch der Aktienmarkt“). Doch aufgrund der Entwicklungen in China hatten die Anleger bereits mit derartigen Konjunkturdaten gerechnet. Und daher kam es infolge der gestrigen Meldungen auch nicht mehr zu weiteren Abverkäufen an den Aktienmärkten. Stattdessen überwogen die Hoffnungen auf die Billionen der US-Regierung.
Ein Paradebeispiel für das typische Verhalten der Märkte
von Sven Weisenhaus
Ein Leser schrieb mir am Montag vergangener Woche, der DAX und Europa würden lediglich eine Nebenrolle auf dem weltweitem Börsenparkett spielen und die USA stünden erst noch am Anfang der Epidemie. Daher sehe er erst Kaufkurse, „nachdem bezüglich Corona in US die letzten Toten verräumt sind und die übrig geblieben Firmen sich als überlebensfähig erweisen“. Dem entgegnete ich Folgendes:
An der Börse wird die Zukunft gehandelt
Die Märkte sind stets antizyklisch. Und daher sehe ich die aktuelle Entwicklung auch mit Blick auf die USA optimistischer. Kaufkurse liegen nicht erst dann vor, nachdem sich die Firmen als überlebensfähig erwiesen haben. Denn die Märkte wissen bereits mit Blick auf China (wo die Wirtschaft laut allen bekannten Informationen inzwischen hochgefahren wird bzw. in großen Teilen hochgefahren wurde) und Europa (wo inzwischen in vielen Ländern das öffentliche Leben massiv eingeschränkt ist), was auf die USA zukommen wird. Und daher wurde dieses Wissen inzwischen schon in die Kurse eingepreist.
„Wenn sich bald zeigt, dass sich die Wirtschaft in China erholt und die Maßnahmen in Europa Wirkung zeigen, dann können die Märkte antizipieren, dass der Verlauf in den USA ähnlich sein wird. Und bereits dann werden die Aktienkurse wieder steigen“, hieß es in meiner Antwort an den Leser. Und weiter: „Bereits jetzt scheint die Welt am dunkelsten. Bereits jetzt kommen extrem schlechte Wirtschaftsdaten aus China herein. Bereits jetzt weiß man, dass die Wirtschaft der Eurozone und später auch die US-Wirtschaft ähnlich stark getroffen sein werden wie in China. Daher sind die Aktienkurse weltweit massiv eingebrochen.“
Die Einkaufsmanagerdaten oben haben nun gezeigt, dass die Wirtschaft in Deutschland, der Eurozone und den USA ähnlich stark getroffen sein wird wie in China.
Und mein Rat an den Leser lautete dann letztlich: „Doch bereits in einigen Tagen wird man sich an dieses Wissen gewöhnt haben. Und immer dann, wenn ein Gewöhnungseffekt einsetzt, steigen die Kurse. Steigen Sie also nicht zu spät ein!“
Ein wahres Kursfeuerwerk, als die Welt am dunkelsten schien
Am 16. März, also genau mit Erhalt der Leser-Mail, markierte der DAX ein Tief bei 8.255 Punkten (siehe blauer Kreis im folgenden Chart). Zwar kam es in der Nacht zum 19. März im Future-Handel noch zu einem weiteren Tief, doch heute erreichte der DAX schon wieder Werte von mehr als 10.100 Zählern. Allein gestern gewann der deutsche Leitindex dabei 11 % und schaffte damit den größten Tagesgewinn seit Oktober 2008.
An der Wall Street gewann der Dow Jones sogar 11,4 % und erzielte damit den größten prozentualen Kurssprung seit 1933. Der S&P 500 legte immerhin 9,4 % zu und schaffte den größten prozentualen Tagesgewinn seit Oktober 2008. Und der Technologieindex NASDAQ rückte immerhin 8,1 % vor.
Ein typischer Fehler
Ich möchte mich nun hiermit gar nicht über den Leser erheben. Zumal der Leser ja durchaus Recht hat, dass die US-Märkte letztlich die Hauptrolle spielen. Ich möchte daher lediglich auf einen häufigen Fehler hinweisen: Viele Anleger gehen davon aus, dass die Aktienmärkte noch weiter fallen, wenn es für die Wirtschaft zukünftig schlechter laufen wird als bisher schon. Doch immer dann, wenn dieses Wissen bereits präsent ist, verliert es seinen Schrecken und die Aktienmärkte fangen an, antizyklisch zu steigen. Steigen also auch Sie nicht zu spät ein!
Welche Strategie in der aktuellen Marktlage erfolgsversprechend ist, habe ich in vorangegangenen Ausgaben bereits geschrieben. Es sind gestaffelte Käufe in fallende Kurse hinein. Und wer den jüngsten Kaufsignalen im DAX gefolgt ist, hatte heute schon die Gelegenheit, ordentliche Gewinne zu realisieren. Schließlich hat der DAX von den 800 Punkten, die er laut der gestrigen Analyse an Kurspotential hatte, alleine heute schon 600 Punkte abgearbeitet.
Bislang nur Gegenbewegungen
Doch damit sind die Märkte noch längst nicht über den Berg. Denn der DAX hat zum Beispiel noch nicht einmal sein Mindestziel einer Gegenbewegung, das 38,20%-Fibonacci-Retracement, vollständig erreicht. Gleiches gilt für die US-Indizes. Mehr als normale Gegenbewegungen sind also bislang nicht geglückt, weshalb noch weitere Abwärtswellen drohen. Zumal die gestrigen Kursgewinne insbesondere auf einen Short-Squeeze zurückzuführen sind.
Zumal „normal“ hier nicht wirklich passt. Denn die Volatilität und damit die Nervosität der Anleger ist nach wie vor extrem hoch. Der Dow Jones ist heute zum Beispiel im vorbörslichen Future-Handel zunächst um 5,4 % angestiegen, nur um diese Gewinne ab ca. 10:30 Uhr (MEZ) binnen zwei Stunden vollständig abzugeben. Dann kletterte er bis um ca. 14:30 Uhr wieder um 4,6 % nach oben, landete aber 45 Minuten später wieder nur knapp über dem Ausgangsniveau. Und zuletzt legte er sogar auf ein neues Erholungshoch zu. Das alles an nur einem einzigen Handelstag.
Offensichtlich dreht die Stimmung derzeit rasend schnell und die Kurse legen extrem weite Strecken in sehr kurzer Zeit zurück. Bullishe und bearishe Signale liegen daher nach wie vor eng beieinander, wobei hier „eng“ relativ und eher zeitlich gemeint ist.
Auch vor diesem Hintergrund erscheint der gestaffelte Einstieg derzeit die beste Strategie. So kann man bei steigenden Kursen Teilgewinne mitnehmen und diese bei neuerlichen Rücksetzern reinvestieren. Legen die Aktienmärkte am Ende nachhaltig zu, steht man mit schönen Gewinnen da.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
PS: Im Target-Trend-CFD haben wir einen gestaffelten Einstieg vorgenommen. Und mit dem am Dienstag vergangener Woche hinzugekauften Long-Trade auf den Euro STOXX 50 konnten wir heute nach nur einer Woche einen Gewinn in Höhe von 250 Euro erzielen – pro CFD-Kontrakt.
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