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Handelsstreit zeigt weiterhin Bremsspuren in der Wirtschaft
Ausgabe vom 22.08.2019
Handelsstreit zeigt weiterhin Bremsspuren in der Wirtschaft
von Sven Weisenhaus
US-Präsident Donald Trump hat bislang immer wieder behauptet, die Handelskonflikte und die verhängten Zölle auf US-Importe würden der heimischen Wirtschaft nutzen und nicht schaden. Doch das Budgetbüro des Kongresses (CBO), das als überparteiliche Behörde die Entwicklung der Staatsfinanzen überwacht, sieht das etwas anders. Laut dessen Schätzungen werden die Handelskonflikte das Einkommen jedes US-amerikanischen Privathaushalts bis 2020 im Durchschnitt um 580 US-Dollar verringern. Und die Wirtschaftsleistung der USA werde um rund 0,3 Prozentpunkte geringer ausfallen. Erst nach 2020 würden die negativen Effekte abflauen, weil Unternehmen bis dahin ihre Lieferketten verändert und angepasst haben dürften, so die Einschätzung des CBO.
Belasten Handelszölle das BIP-Wachstum der USA nur um 0,3 Prozentpunkte?
Ist das nun ein Grund zur Beunruhigung? Keineswegs. Denn diese aktuellen Einschätzungen bestätigen lediglich frühere Kalkulationen. So hatte ich bereits in der Börse-Intern vom 15. Mai berichtet, dass die Prognosefirma Oxford Economics davon ausgeht, dass die Strafzölle die Wirtschaftsleistung der USA „nur“ um 62 Milliarden Dollar reduzieren. „Das Bruttoinlandsprodukt würde damit lediglich um 0,3 Prozentpunkte gedrückt“, hieß es damals. Und ich hatte dies als ein „überschaubares Problem“ bezeichnet (siehe „Wie schlimm kann der Handelsstreit für die Wirtschaft werden?“). Dass CBO nun zum exakt gleichen Ergebnis kommt, obwohl sich der Handelsstreit nach einem Vierteljahr nicht entspannt, sondern noch verschärft hat, ist doch für uns Börsianer beruhigend.
In der US-Wirtschaft zeichnen sich immer stärkere Bremsspuren ab
Schaut man allerdings auf die aktuellen Einkaufsmanagerdaten von IHS Markit, dann erscheinen die Berechnungen von Oxford Economics und CBO etwas zu optimistisch. Denn das Umfrageergebnis für die gesamte Wirtschaft der USA (Industrie und Dienstleistung zusammen) ist gemäß der ersten Schätzung im August auf nur noch 50,9 Punkte gefallen, von 52,6 Punkten um Juli.
Der Frühindikator notiert damit wieder, wie schon im Mai, nur noch knapp oberhalb der Schwelle von 50 Punkten, ab der zukünftiges Wachstum signalisiert wird. Und dadurch sieht es für die US-Wirtschaft aktuell sogar schlechter aus als für die Eurozone und Deutschland.
Wirtschaft der Eurozone und Deutschland zeigt sich nicht noch stärker belastet
Denn laut der monatlichen Umfrage von IHS Markit hat sich die Stimmung der Unternehmen im Euroraum unerwartet aufgehellt. So ist der vorläufige Wert für den Gesamteinkaufsmanagerindex im August auf einen Stand von 51,8 Punkten gestiegen.
Damit muss man nun vorerst keine Sorge haben, dass der deutliche Rückgang vom Juli einen neuen Abwärtstrend eingeläutet hat. Stattdessen könnte sich die am Januar-Tief gestartete Erholungstendenz fortsetzen. Zumal in der Verbesserung des Gesamteinkaufsmanagerindex sowohl höhere Werte beim Teilindex der Industrie als auch beim Teilindex der Dienstleister stecken. Allerdings deutet der aktuelle Wert von 47,0 Punkten beim Industrie-Einkaufsmanagerindex auf anhaltende Schwierigkeiten in dem exportorientierten Wirtschaftsbereich hin. Es wäre also etwas verfrüht, nun schon die Sektkorken knallen zu lassen.
Das gilt auch für die Einkaufsmanager-Daten zur Wirtschaft in Deutschland. Der Index für die gesamte Privatwirtschaft (Industrie und Dienstleister zusammen) kletterte hier um 0,5 auf 51,4 Punkte.
Dabei konnte der Teilindex für die Industrie ebenfalls überraschend um 0,4 auf 43,6 Punkte ansteigen. Allerdings befindet sich auch dieser damit noch deutlich unterhalb der 50-Punkte-Wachstumsschwelle.
Und der Index für die Dienstleister gab um 0,1 auf 54,4 Punkte nach. Die Ansteckung auf diesen Sektor setzt sich also fort. Zudem ist zu beachten, dass der Juli-Wert für den Gesamteinkaufsmanagerindex in seiner ersten Schnellschätzung bereits bei 51,4 Punkten lag und am Ende noch nach unten revidiert wurde (auf 50,9).
September könnte zweite Abwärtswelle bringen
Eine echte Erholung der Wirtschaft ist in den aktuellen Daten also noch nicht erkennbar. Im Gegenteil – die US-Wirtschaft zeigt sich inzwischen so belastet wie die europäische und die deutsche. Und daher stellt sich leider auch weiterhin die Frage, ob aus den aktuellen Kurserholungen an den Aktienmärkten ein neuer Aufwärtstrend, eine Seitwärtstendenz oder nur eine Gegenbewegung wird.
Damit die Wirtschaftsdaten einen möglichen Aufwärtstrend untermauern können, müssten sie sich deutlich verbessern – vor allem natürlich in Bezug auf die Industrie. Zumal sich diese laut den Einkaufsmanagerdaten inzwischen auch in den USA im Abschwung befindet – der entsprechende Teilindex notiert im August nur noch bei 49,9 Punkten und damit, wie in der Eurozone und Deutschland, unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Zählern.
Für eine größere Seitwärtstendenz am Aktienmarkt, die auch saisonal zu erwarten ist, reichen die Daten derzeit noch aus. Einen Crash am Aktienmarkt muss man aktuell nicht fürchten. Eine zweite Abwärtswelle in den US-Indizes sollte man aber einkalkulieren, insbesondere vor dem Hintergrund, dass mit dem September noch ein schwacher Börsenmonat vor der Tür steht. Und damit könnte sich auch der DAX bald wieder stärker belastet zeigen.
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Sven Weisenhaus
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