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Der (fast) perfekte Crash-Indikator
Ausgabe vom 27.08.2018
Der (fast) perfekte Crash-Indikator
von Torsten Ewert
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
am Freitag brach der S&P 500 auf ein neues Allzeithoch aus – diesmal auch auf Schlusskursbasis. Der verfrühte Medienjubel darüber (siehe die entsprechende Kritik dazu in der Börse-Intern vom 22.08.2018) wirkt nun nicht mehr ganz so peinlich. Trotzdem verbleiben einige wichtige Warnsignale, weshalb an der nachhaltigen Fortsetzung der Rally Zweifel weiterhin angebracht sind. Und diese werden nun durch einen wichtigen Indikator bestätigt.
Das neue Allzeithoch entspannt die Lage – etwas
Immerhin: Eines dieser Warnsignale ist damit hinfällig – die jüngste Schwäche des Index vor dem alten Allzeithoch. Dazu der folgende Chart:
So scheiterte der Kurs de facto am Mittwoch nicht nur unter Bildung einer klaren Umkehrkerze und bei erhöhten Volumen am alten Allzeithoch vom Januar (siehe rote Pfeile), sondern produzierte auch schon zuvor ein kurzfristiges Trendabschlussmuster in Form einer Inselumkehr (siehe blaue Ellipse).
Doch mit dem Ausbruch vom Freitag zählt für die Bullen nun nur noch, dass zuvor die grüne Zone bei 2.800 Punkten mehrfach verteidigt wurde (siehe grüne Pfeile) und von dort aus der Bruch des Allzeithochs gelang. Das nächste kurzfristige Kursziel ist jetzt nicht nur die Oberkante des aktuellen Trends, sondern natürlich die runde 3.000-Punkte-Marke.
Zwei Wermutstropfen bleiben
Allerdings gibt es für die Bullen immer noch zwei Wermutstropfen – einen großen und kleinen. Der kleine ist, dass der NASDAQ 100 zuletzt deutlich schwächer lief als die anderen beiden großen US-Indizes Dow Jones und S&P 500. So markierte der NASDAQ 100 am Freitag z.B. noch kein neues Allzeithoch, sondern blieb sogar knapp unter seinem jüngsten Zwischenhoch von Anfang August zurück.
Dieses mögliche Zeichen einer Risikoaversion können die Bullen aber in den nächsten Tagen schnell wettmachen – der NASDAQ 100 braucht nur noch 26 Punkte oder 0,35 % bis zu einem neuen Allzeithoch. Das ist leicht an einem Handelstag zu schaffen.
Was die Sektorrotation über die aktuelle Marktlage verrät
Diese Risikoaversion der Anleger äußert sich jedoch noch in anderer Form – und hier ist sie nicht so einfach und schnell aus der Welt zu schaffen: in einer immer defensiveren Branchenrotation. Ich hatte darauf an dieser Stelle schon zweimal hingewiesen, am 09.07. und 30.07.2018. Hier also der aktualisierte Chart:
(Quelle: MarketMaker, eigene Berechnungen)
Ausgerechnet in den vergangenen beiden Wochen ist die Schere zwischen den Branchen weiter aufgegangen (siehe gelbe Ellipse im unteren Chartteil), und zwar sowohl durch Zunahme der Stärke der defensiven Branchen (rote Kurve) als auch durch eine weitere Schwäche der zyklischen Branchen (grüne Kurve).
Damit erreicht der Abstand (Spread) beider Kurven eine Größenordnung, die zuletzt Anfang 2016 übertroffen wurde (siehe blaue Pfeile). Damals kam es in der großen Korrektur seit 2015 zu einem letzten Einbruch, bevor die Rally weiterging.
Die Branchenrotation im historischen Vergleich seit 2007
Das führt uns zu der naheliegenden Frage, wann es sonst noch derart große Spreads zwischen beiden Kurven zugunsten der defensiven Branchen gegeben hat. Die Antwort darauf gibt der letzte Chart:
(Quelle: MarketMaker, eigene Berechnungen)
Hier habe ich den Spread zwischen defensiven und zyklischen Branchen eingetragen (blaue Kurve) zurück bis ins Jahr 2007. Damit erhält man einen klassischen Kontraindikator, der die Risikoaversion der Anleger beschreibt – wenn sie also in Erwartung kommenden Ungemachs an den Aktienmärkten in Deckung gehen.
Ein (fast) perfekter Crash-Indikator!
Dabei gilt offenbar: Je höher die blaue Kurve klettert, umso kritischer ist die Lage – denn seit 2007 wurde jeder relevante Kurseinbruch zuvor mit einem Anstieg der blauen Kurve eingeleitet (siehe senkrechte gestrichelte Linien). Das gilt insbesondere für den Lehman-Crash während der Finanzkrise, die Eskalation des US-Haushaltsstreits 2011 und die beiden Einbrüche 2015 und 2016 aufgrund des damals befürchteten Konjunktureinbruchs in China. Damit erweist sich die Branchenrotation – erwartungsgemäß – als perfekter Frühindikator für stärkere Korrekturen am Aktienmarkt – bis hin zum Crash!
In den Jahren 2010 und 2012 gab es einen Anstieg der blauen Kurve erst nach dem Kursrutsch – offenbar als Reflex aufgrund der Verluste (siehe gelbe Pfeile). Und auch ein (frühes) Fehlsignal gab es: 2014 kam es zu einem recht heftigen, aber nur kurzzeitigen Einbruch. Die befürchtete Korrektur gab es erst im darauffolgenden Jahr – allerdings erneut mit rechtzeitiger Warnung durch die Branchenrotation.
Das sollten Sie jetzt nicht tun
Wir sollten uns aber nicht darauf verlassen, dass es nun – wie 2014 – ebenfalls nur zu einem Fehlsignal kommt, sondern die Warnung ernst nehmen, die uns die Branchenindizes anzeigen. Gegenüber 2014 haben wir sogar einen kleinen Vorteil, der uns besser beurteilen lässt, ob es ein Warnsignal oder ein Fehlsignal ist: den aktuellen Ausbruch des S&P 500.
Wenn dieser Ausbruch Bestand hat und es in den nächsten Wochen bestenfalls zu einem bestätigenden Rücksetzer an das Ausbruchsniveau kommt, dürften die Anleger ihre Risikoscheu bald wieder ablegen. Die Rally kann dann weitergehen.
Wenn es jedoch zusätzlich zu dem Warnsignal der Branchenrotation noch zu einem Fehlausbruch beim S&P 500 kommt, dürften die Aktienmärkte tatsächlich in Gefahr sein. Dann droht mindestens die große Seitwärtsbewegung, die Sven Weisenhaus schon seit Längerem erwartet. Aber mehr dazu, wenn es soweit ist – hier in Ihrer Börse-Intern.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
PS: In der Stockstreet Investment Strategie sind wir übrigens schon länger defensiv ausgerichtet und damit gut gerüstet. Und in der aktuellen Monatsausgabe, die am Freitag erscheint, werde ich meinen Leser verraten, wie sie ihre Geldanlage mit drei einfachen Bausteinen für alle Eventualitäten wappnen können. Wenn Sie dabei auch von Anfang an dabei sein wollen, dann melden Sie sich gleich zum kostenlosen 30-tägigen Probe-Abo an.
Trader-Sentiment für 35. KW 2018 (27.08. - 31.08.)
von Sven Weisenhaus
Vor einer Woche war der Anteil der Bären unter den Voting-Teilnehmern zwar von 63,33 % auf 53,67 % deutlich zurückgegangen, der Pessimismus überwog damit aber immer noch. So bekam das Sentiment als Kontraindikator eine neue Chance, um als Basis für einen steigenden DAX zu dienen. Und diese Chance wurde genutzt. Denn der gesamte Kursverlauf fand in der vergangenen Woche (siehe dunkles Rechteck im folgenden Chart) oberhalb des Schlusskurses der Vorwoche (blaue Linie) statt.
Zwar beruhten die gesamten Kursgewinne nur auf den Anstiegen vom frühen Montag und Dienstag, doch da es anschließend keine stärkeren Rücksetzer gab, kann man sagen, dass die Bullen klar dominierten. Und sie sorgten mit einem Schlussstand von 12.394,52 Punkten am Freitag für einen Wochengewinn in Höhe von 183,97 Zählern bzw. 1,51 %. Nach zwei Aussetzern in Folge hat das Sentiment damit nun wieder einen guten Dienst als Kontraindikator geleistet.
Durch die Dominanz der Bullen in der vergangenen Woche und das mögliche Ende der Abwärtsbewegung im DAX hat sich die Stimmung der Anleger erneut aufgehellt. Mit einem Anteil von 51,11 % ist in der aktuellen Umfrage sogar erstmals seit drei Wochen wieder das Lager der Bullen im Übergewicht.
Genau deshalb muss man allerdings damit rechnen, dass die Abwärtsbewegung im DAX doch noch kein Ende gefunden hat. Stattdessen könnte es auch ein Zeichen der Schwäche gewesen sein, dass die Kursgewinne in der vergangenen Woche nur auf zwei starke Momente am frühen Montag und Dienstag zurückzuführen sind.
Ihr
Sven Weisenhaus
- Stockstreet-Team -
www.trader-sentiment.de
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