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Die Woche der Notenbanken
Ausgabe vom 07.06.2018
Die Woche der Notenbanken
von Sven Weisenhaus
Am kommenden Mittwoch, den 13. Juni, wird die US-Notenbank aller Voraussicht nach ihren Leitzins erneut anheben (siehe gestrige Börse-Intern). Und nach aktuellen Informationen wird es nur einen Tag später auch von Seiten der Europäischen Zentralbank (EZB) eine marktbewegende Nachricht geben.
Die Entscheidung über das Kaufprogramm der EZB steht an
Denn Peter Praet, Chefvolkswirt der EZB, kündigte gestern in einer Rede in Berlin an, dass es auf der turnusmäßigen Sitzung des EZB-Rats am 14. Juni eine Diskussion über die Fortsetzung des Anleihenkaufprogramms geben wird. Die EZB sei auf gutem Weg zu einer nachhaltig höheren Inflationsrate, so Praet. Zu dem stärkeren Preisdruck trage auch der Wirtschaftsaufschwung in den Staaten der Währungsunion bei, der sich in höheren Löhnen bemerkbar mache. „Dies stärkt unser Vertrauen, dass die Inflation mittelfristig ein Niveau von unter, aber nahe zwei Prozent erreichen wird“, so der EZB-Chefvolkswirt. Es sei daher klar, dass man die weitere Entwicklung der Anleihekäufe prüfen müsse. Passend dazu sagte Bundesbankchef Jens Weidmann kürzlich, er halte Erwartungen von Finanzinvestoren für plausibel, wonach das Programm noch dieses Jahr beendet werde.
Inflation im Euroraum auf 1,9 % gestiegen
Vielleicht erinnern Sie sich noch, dass ich am Mittwoch vergangener Woche mit Verweis auf die gestiegene Inflation in Deutschland schrieb, dies sei „ein erster Vorgeschmack auf die Inflationsdaten der gesamten Eurozone“ (siehe „Inflationsanstieg spielt der EZB in die Hände“). Nun, die jährliche Inflation im Euroraum ist laut einer ersten Schnellschätzung von Eurostat im Mai 2018 auf 1,9 % gesprungen, nach nur 1,2% im Vormonat. Es wäre der höchste Stand seit April 2017.
Und damit läge die Inflation mit einem Schlag exakt im Zielbereich der EZB von unter, aber nahe 2 %. Allerdings liegt die Kernrate laut der Schätzung im Mai erst bei 1,1 %, nach 0,7 % im April. Hier ist also noch Luft nach oben bis zum Ziel der EZB. Doch die Notenbank dürfte sich durch den deutlichen Inflationsanstieg in ihrem Plan bestärkt sehen, das Anleihekaufprogramm langsam weiter zurückzuführen und es - vielleicht (erst) zum Jahresende - auslaufen zu lassen.
Schwere Zeiten für Aktionäre
Auf die Aktienmärkte dürfte diese Entscheidung kurzfristig nur einen geringen Einfluss haben. Längerfristig werden die Kurse durch den (zunehmenden) Liquiditätsentzug aber immer stärker belastet. Dazu erinnere ich noch einmal an den Reinvestitions-Plan der Fed:
Demnach wird ab Juli schon die nächste Stufe der „Schubumkehr“ gezündet. Das heißt, ab Juli werden auslaufende Staatsanleihen im Umfang von 24 Mrd. und Hypotheken im Volumen von 16 Mrd. US-Dollar nicht mehr reinvestiert. Dem Markt werden dann also von Seiten der Fed insgesamt 40 Mrd. Dollar Liquidität pro Monat entzogen.
Und wenn die EZB ab Oktober ihr Anleihenkaufprogramm zurückfährt oder vollständig einstellt, werden die Aktienkurse ab diesem Zeitpunkt sogar von zwei Notenbankmaßnahmen belastet. Ganz im Sinne der Saisonalität könnte es also ab dem Spätsommer sehr schwer werden für Aktionäre.
Euro stabil, Anleihen schwach
Die laufende Gegenbewegung des Euro zum US-Dollar (siehe gestrige Börse-Intern) wurde durch die Aussagen des EZB-Chefvolkswirtes natürlich unterstützt. Insgesamt dürften sich die Maßnahmen der EZB und der Fed in Bezug auf ihre Wirkung auf die jeweiligen Währungen die Waage halten, weshalb ich mich mit der Erwartung an eine Konsolidierung im EUR/USD weiterhin sehr wohl fühle. Und die Renditen der Anleihen sind nach der panikartigen Bewegung der vergangenen Woche nach der kleinen Italien-Krise bereits wieder deutlich gestiegen bzw. deren Kurse gefallen. Diese Tendenz dürfte sich weiter fortsetzen.
Fazit
Es gibt derzeit kaum einen Grund, von den in den vergangenen Wochen und Monaten hier geschilderten Szenarien für die einzelnen Märkte abzurücken. Die politischen Entwicklungen können die Kurse stets nur kurzfristig beeinflussen, denn letztlich wird sich die Entwicklung der Wirtschaft und damit der Unternehmensgewinne immer wieder als kursbeeinflussender Faktor durchsetzen. Der Fokus der Anleger liegt zudem langfristig auf der Geldpolitik.
Die Aktienmärkte bleiben durch das anhaltende Wirtschaftswachstum gestützt und von der zunehmend restriktiveren Geldpolitik belastet - die große Seitwärtstendenz auf hohem Niveau sollte sich also fortsetzen.
Die zunehmende Zinsdifferenz zwischen Euro- und Dollarraum sollte den EUR/USD belasten, ein Hinweis auf das Ende der EZB-Käufe könnte aber stützend wirken. Auch hier ist also eher eine Seitwärtstendenz oder eine flache Abwärtstendenz zu erwarten. Dies passt zum übergeordneten Abwärtstrend, in dem sich der Euro zum US-Dollar befindet.
Und bei den Anleihemärkten (Bund-Future) ist die „große Trendwende“ weiterhin im Gange (siehe u. a. „EZB und Fed sorgen für große Trendwende im Bund-Future“). Die jüngsten panikartigen Bewegungen sollten diese final bestätigt haben.
Und was die kurzfristigen Kursschwankungen angeht, und die daraus resultierenden Tradingchancen, so werden wir diese in den kommenden Ausgaben der Börse-Intern, insbesondere aber natürlich in unseren Börsenbriefen besprechen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
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PS: Torsten Ewert hat für die Leser von „Aktien-Perlen“ gestern erst einen Facebook-Trade abgeschlossen - mit 15 % Gewinn.
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