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Noch kein Grund zur Panik!
Ausgabe vom 06.02.2018
Noch kein Grund zur Panik!
von Sven Weisenhaus
Im Späthandel kam gestern Panik an den Aktienmärkten auf. Der DAX rauschte in immer schnellerem Tempo abwärts. Der Dow Jones verlor in der Spitze fast 1.600 Punkte bzw. mehr als 6 %. Das war der größte prozentuale Tagesverlust seit August 2011 bzw. der größte Verlust in Punkten seiner 133-jährigen Geschichte (bisher 777 Punkte). Zwar konnten diese Verluste im Handelsverlauf zeitweise halbiert werde, doch danach ging es erneut abwärts. Der DAX konnte sich derweil im gesamten Handelsverlauf kaum erholen und blieb schwach.
DAX startete mit einer mächtigen Abwärtslücke
Dementsprechend lag der heutige Startkurs bei nur 12.232,86 Punkten und damit 454,63 Zähler bzw. 3,58 % unter dem gestrigen Schlusskurs des Xetra-Handels (12.687,49). Auf diesem Niveau liegt die Mittellinie bei 12.235 Punkten, die in perfekter Target-Trend-Manier Ausgangspunkt für eine Kurserholung sein konnte (siehe grüner Pfeil im Chart). Auf dem Niveau befindet sich auch etwas später ein Beta-Target, wo sich die Mittellinie mit der (rot gestrichelten) Konsolidierungslinie und der (grün gestrichelten) Aufwärtslinie kreuzt.
Was für die Funktionalität der Target-Trend-Methode schön ist, ist dennoch schlecht für die Anleger. Denn mit der Abwärtslücke hat der DAX heute den größten Kurssturz seit eineinhalb Jahren erlitten. Zuvor gab es auch in Asien starke Kursabschläge. In Tokio sackte der Nikkei zum Beispiel um 4,7 % ab und verzeichnete damit den höchsten Tagesverlust seit 2016. Zwischenzeitlich hatte der Index sogar fast 7,1 % verloren.
Im gestrigen Xetra-Handel war die Welt der Bullen noch in Ordnung
Für viele Anleger, die mit Ende des gestrigen Xetra-Handels die Kursbeobachtung eingestellt hatten, dürfte es daher heute früh ein böses Erwachen gegeben haben. Zwar war der DAX gestern bereits aus seinem seit Mitte 2016 gültigen Aufwärtstrendkanals herausgefallen und hatte damit ein wichtiges bearishes Signal geliefert, doch die Broadening-Formation (gelbe Linien) machte bis zum Ende des Xetra-Handels Hoffnung.
Denn tatsächlich hielten sich die Kurse im Xetra-Handel exakt an das am vergangenen Freitag hier an dieser Stelle beschriebe Szenario: Der DAX verteidigte die Formation, indem er kurzzeitig die Rechteckgrenze bei 12.590 Punkten anlief, danach aber sofort wieder über die untere gelbe Linie zurückkehrte. Mit dem Xetra-Schlusskurs endete der Handel oberhalb dieser Linie (siehe gelbe Ellipse).
Elliott-Wellen entfalteten im Späthandel ihre Wirkung
Doch weil die US-Indizes ab ca. 20 Uhr eine Talfahrt begannen und in ein tiefes Loch fielen, brach der DAX die Rechteckgrenze bei 12.590 Punkten und ging damit ebenfalls eine stärkere Korrektur. Die Elliott-Wellen (siehe folgender Chart) haben somit ihre volle Wirkung entfaltet und eindrucksvoll über die vermeintlich nicht enden wollende Kraft der Bullen in den US-Indizes gesiegt.
Wenn Ihnen der Grundtenor in meinen vorangegangenen Analysen nicht entgangen ist, dann können Sie sich nun sicher vorstellen, dass mich die aktuellen Kursverluste nicht überraschen. Schließlich geht damit auch die Elliott-Wellen-Analyse zum DAX weiterhin voll auf. Die schwarze Welle 4 ist mächtig ins Rollen gekommen und verläuft nun wie erwartet (roter Pfeil).
Im außerbörslichen CFD-Handel hat der DAX in der vergangenen Nacht sogar schon Kurse von weniger als 11.800 Punkten erreicht. Damit lief die schwarze Welle 4 bereits bis zum Tief der gelben Welle 4, was eine völlig ausreichende Korrektur wäre - auch aus Sicht der Fibonacci-Marken (blaue Linien). Demnach liegt das Minimalkorrekturkursziel bei 11.878,58 Punkten bzw. 38,20 % der 5-gliedrigen Aufwärtsbewegung seit dem Tief vom 3. Juli 2016 (gelbe Ziffern). Aber dieses Niveau kann natürlich auch im Xetra-Handel noch einmal erreicht werden.
Wie geht es nun weiter?
Ob es dazu kommt, ist natürlich, wie immer, völlig offen. Und Prognosen über den weiteren Kursverlauf sind erst nach einer Kursberuhigung wieder seriös möglich. Aktuell ist noch absolut unklar, ob wir nur eine kurze Panik gesehen haben, die sich schnell wieder legt, oder ob das bereits der Beginn einer länger anhaltenden Korrektur gewesen ist.
In jedem Fall haben wir in den US-Indizes, nachdem sie nach oben völlig übertrieben hatten, nun nach unten eine übertriebene Reaktion gesehen. Übertrieben war dabei allerdings lediglich die Geschwindigkeit der Kursverluste, keineswegs das Ausmaß. Denn der S&P 500 hat lediglich das untere Ende seines seit Anfang 2016 gültigen Aufwärtstrendkanals angesteuert, das aktuell bei ca. 2.550 Punkten verläuft und noch nicht vollständig erreicht wurde.
Wollen die Anleger im S&P 500 diesen Aufwärtstrend „normal“ korrigieren, kann der US-Index auch noch bis auf 2.466,89 bzw. 2.341,48 Punkte fallen. Das würde vom Hoch aus gesehen einer Korrektur um ca. 15 % bzw. 18,5 % entsprechen. Keine große Sache eigentlich. Aber für viele Anleger, die einen solchen Rücksetzer noch nicht erlebt haben, ist dies eben ungewohnt, wenn nicht sogar bislang unvorstellbar gewesen. An der Börse ist ein Ausmaß von 15 bis 18,5 % aber langfristig betrachtet eine völlig normale und keineswegs besorgniserregende Korrektur.
Was ist der Grund dafür?
Übrigens: In den Medien geht nun natürlich wieder die muntere Suche nach einem Auslöser für den Kursrutsch los. Vertrauen Sie mir, man wird ihn nicht finden. Aus meiner Sicht ist gestern einfach nur eine normale Gegenbewegung in Gang gekommen, die sich auch durch das Auslösen von Stopps immer weiter beschleunigt hat. Besonders der automatisierte Computerhandel ("Algo-Trader") kann hier als Brandbeschleuniger ausgemacht werden.
Wir haben vor dieser Korrektur gewarnt, auch wenn die Geschwindigkeit der Bewegung natürlich etwas überraschend ist. Aber an die Möglichkeit solcher „Flash-Crashs“ müssen wir uns wohl gewöhnen. Insbesondere auch im „Target-Trend-Spezial“ haben wir die Leser in den vergangenen Wochen konsequent und wiederholt gewarnt, dass der Kursverlauf in den US-Indizes immer steiler nach oben gezeigt und damit die Form einer Fahnenstange angenommen hat. Und dadurch drohte dem Kurs ein ähnlich schneller Absturz, wie er zuvor gestiegen ist. Genau diese Entwicklung haben wir nun gesehen.
Noch gibt es keinen Grund zur Panik. Wir müssen abwarten, wie das Spiel der Bullen und Bären weiter geht. Vor allem wird es interessant, ob und wie schnell die Bullen diesen Tiefschlag verdauen. Dazu mehr in den kommenden Tagen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
PS: Im „Target-Trend-CFD“ waren wir aufgrund der bisherigen Übertreibung nach oben mit Short-Positionen in den Markt eingestiegen, als erste Anzeichen für eine Stärke der Bullen aufkamen. Diese haben uns gestern natürlich ein deutliches Plus beschert.
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