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Die letzte Phase des aktuellen Aufwärtstrends
Ausgabe vom 18.10.2017
Die letzte Phase des aktuellen Aufwärtstrends
von Sven Weisenhaus
Es zeichnet sich inzwischen recht eindeutig ab, dass sich die Aktienmärkte in der letzten großen Phase der aktuellen Aufwärtstrends befinden. Der DAX konnte heute wieder einen Satz nach oben machen und damit aus seiner Seitwärtsrange sowie auf ein neues Allzeithoch ausbrechen (siehe grüner Pfeil im Chart).
Allerdings kam es anschließend nicht zu weiter steigenden Kursen. Stattdessen ging der deutsche Leitindex wieder in eine Konsolidierung über. Damit liegt zunächst nahe, dass der DAX mit dem heutigen Kursanstieg wieder nur eine Seitwärtsbewegung auf höherem Niveau etabliert (gelbe Rechtecke).
Kurzfristige Trendbeschleunigung in den US-Indizes
Der eigentliche Hinweis auf das baldige Ende des Aufwärtstrends findet sich daher bei den US-Indizes. Denn deren Anstieg hat den DAX heute mit nach oben gezogen. Dabei ist im Dow Jones im kurzfristigen Bereich eine Trendbeschleunigung zu erkennen, die inzwischen wie der Beginn einer typischen „Fahnenstange“ aussieht - also fast senkrecht nach oben verläuft.
Allerdings ist diese Entwicklung zurzeit noch nur im sehr kurzfristigen Bereich festzustellen. Weil die Volatilität und die Handelsspannen der einzelnen Tage seit einer Weile sehr gering ist, fällt diese kurzfristige Trendbeschleunigung noch nicht so stark ins Gewicht. Daher muss man sich die Frage stellen, wie lange eine neue Kursdynamik nach oben anhalten könnte.
Markttrends kommen langsam in ein hohes Alter
Grundsätzlich sind die Trends an den Aktienmärkten im historischen Vergleich bereits alt. Im DAX befinden wir uns im neunten Jahr, wenn man den Start auf das Tief vom März 2009 festlegt. Ähnlich lange läuft auch schon der aktuelle Konjunkturaufschwung. Gewöhnlich dauern Konjunkturzyklen 6 bis 10 Jahre. Und zweifellos befinden wir uns, mit Blick auf die aktuellen Konjunkturdaten, derzeit in der Nähe der Hochkonjunktur - also am Ende der „Boom“-Phase. Demnach wäre ein baldiges Ende des Aufschwungs zu erwarten.
Dabei kann „bald“ allerdings auch „in einem Jahr“ bedeuten. Denn aktuell deutet noch nichts darauf hin, dass wir am Ende des Aufschwungs oder des Booms angelangt sind. Dass der Wirtschaftsaufschwung durchaus noch einige Monate anhalten kann, darauf weisen auch die aktuellen Frühindikatoren hin, die allesamt auf relativ hohen Niveaus stehen.
Hinzu kommt, dass der aktuelle Konjunkturaufschwung (grün) relativ schwach verläuft, wie die folgende Grafik zeigt. Er wird daher auch schon als „Zeitlupenerholung“ oder „Schildkrötenzyklus“ bezeichnet.
(Grafikquelle: Deutsche Asset Management Investment GmbH)
Und weil er so schwach verläuft, ist die Frage zulässig, ob er - auch dank der Geldpolitik der Notenbanken - länger anhält als die vorangegangenen Aufschwungphasen.
Aktienmärkte profitieren von den Notenbanken
Das gleiche gilt für die Aufwärtstrends an den Aktienmärkten. Diese profitierten zunächst davon, dass die Notenbanken mit ihrer ultralockeren Geldpolitik eine Systemkrise verhinderten. Die Kurse stabilisierten sich und nahmen (ab März 2009) wieder den Weg nach oben. Dadurch wurden zunächst die (teilweise übertriebenen) Kursverluste aufgeholt, die durch die Panikstimmung in der Krise entstanden waren. Zwischenzeitig mussten die Notenbanken nachlegen (z. B. Mario Draghi´s „whatever it takes“, siege folgende Grafik), um den konjunkturellen Aufschwung aufrechtzuerhalten. Dabei waren sie sehr erfolgreich, denn der Aufschwung kam wieder in Gang und steht mittlerweile auf soliden Füßen.
Inzwischen befinden wir uns in der Phase, in der die Kurse den Unternehmensgewinnen davon gelaufen sind und damit wieder Überbewertungen vorherrschen (siehe dazu auch die Grafik der gestrigen Börse-Intern). Doch weil alle anderen Anlageklassen noch höher bewertet sind als die Aktienmärkte, die Konjunktur weiterhin brummt und die zufließende Notenbankliquidität investiert werden muss, werden die Aktienkurse wohl noch weiter steigen.
Kurz vor dem nächsten Rücksetzer?
Deswegen erwarte ich lediglich Kursrücksetzer, wie wir sie auch mehrfach innerhalb des mehr als 8-jährigen Aufwärtstrends gesehen haben. Und wenn man sich das aktuelle Kurstreiben ansieht, inklusive der niedrigen Volatilität und der charttechnisch scheinbar eingeleiteten letzten Aufwärtsphase, könnte der nächste Rücksetzer schon in Kürze starten. Aber bevor man darauf setzt, sollte man zunächst klare bearishe Signale abwarten. Wann diese auftauchen, werden uns die Charts verraten. Bis dahin gilt: dabeibleiben und Stopps nachziehen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
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