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Stimmungsindikatoren wichtiger als Jackson Hole

Ausgabe vom 23.08.2017

Für Anleger sind Stimmungsindikatoren wichtiger als Jackson Hole

von Sven Weisenhaus

Die Finanzwelt blickt in dieser Woche auf das Treffen der wichtigsten Notenbanker, die zusammen mit 100 Fachleuten, Finanzministern, Top-Ökonomen und Managern aus der Finanzbranche im US-amerikanischen Jackson Hole zusammenkommen. Einmal im Jahr Ende August trifft sich die Finanzelite, um über die Rolle der Notenbanken zu diskutieren. Ab dem morgigen Donnerstag ist es wieder soweit.

Jackson Hole ist nur für die Medien ein wichtiges Event

Die Börsen warten natürlich auf einen neuen Hinweis zur Geldpolitik. Im Prinzip verhält es sich hiermit aber ähnlich wie mit den Protokollen der Notenbanksitzungen (siehe dazu auch Börse-Intern vom 17. August). In den Medien wird das Notenbanker-Treffen als „Event des Jahres“ verkauft, weil sowohl der damalige Fed-Chef Ben Bernanke als auch EZB-Präsident Mario Draghi vor ein paar Jahren dieses Forum für geldpolitische Ankündigungen nutzten.

Aber normalerweise hat dieses Symposium (das seit 1978 weitgehend ohne Resonanz durch die Börsen veranstaltet wird) für die Märkte eher den Charakter von eingeschlafenen Füßen. Es kribbelt ein wenig, aber bewegen tut sich nichts. Denn es ist unwahrscheinlich, dass in diesem Rahmen Informationen geliefert werden, die das Zeug für gravierende Kursausschläge haben. Schließlich ist „Jackson Hole“ nur ein informelles Forum zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch. Entschieden wird dort nichts.

Wichtige(re) Stimmungsindikatoren

Spannender sind dagegen in dieser Woche die neuen Zahlen zu den Stimmungsindikatoren. Denn diese können einen konkreten Hinweis auf die zukünftige Wirtschaftsentwicklung geben und damit sehr wohl zu stärkeren Kursausschlägen führen - insbesondere, wenn es hier zu großen Abweichungen von den Erwartungen (leichte Rückgänge) kommt.

Korrektur am Aktienmarkt trübt die Stimmung der Finanzexperten

Vor diesem Hintergrund enttäuschte gestern der ZEW-Index für die Wirtschaft in Deutschland. Er fiel im August den dritten Monat in Folge und zudem unerwartet deutlich um 7,5 auf zehn Punkte. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 15,0 Punkte gerechnet. Börsenprofis blicken also demnach zunehmend skeptisch auf die deutsche Wirtschaft.

ZEW-Index für die Konjunktur in Deutschland
(Quelle: ZEW.de)

Ähnlich verhält es sich übrigens beim ZEW-Index für die Wirtschaft der Eurozone. Auch hier kam es im August zu einem kräftigen Rückgang. Doch wirklich kritisch ist das nicht zu werten. Denn angesichts der medial sehr präsenten Dieselaffäre im Automobilsektor, der Euro-Stärke, der politischen Unsicherheiten in den USA und der anhaltenden Korrektur am Aktienmarkt, insbesondere im DAX und Euro STOXX 50, ist es kaum verwunderlich, dass gerade die Finanzexperten skeptischer werden.

Die aktuelle Lage wird aber immer noch sehr positiv gesehen und der Konjunkturausblick ist noch auf vergleichsweise hohem Niveau. Immerhin hatte der ZEW-Index für Deutschland im Mai noch mit 20,6 Punkten den höchsten Stand seit August 2015 erreicht. Daher kam es trotz negativer Überraschungen beim ZEW-Index gestern auch nicht zu negativen Kursreaktionen.

Einkaufsmanager überraschen positiv

Dagegen sorgten die Einkaufsmanagerindizes heute für positive Überraschungen. Denn hier wurde ebenfalls mit Rückgängen gerechnet. Stattdessen legten diese nach den leichten Rückschlägen im Vormonat aber sogar wieder überwiegend zu.

Wirtschaftswachstum dürfte im zweiten Halbjahr anhalten

Somit ist die Stimmung also nach wie vor auf einem hohen Niveau. Insgesamt deuten die Stimmungsdaten damit zwar teilweise an, dass das Wachstumstempo der Wirtschaft in Deutschland, in der Eurozone und in den USA zur Jahresmitte 2017 seinen Höhepunkt durchschritten haben könnte, dennoch wird es auch in der zweiten Jahreshälfte solides Wachstum geben.

Saisonale Schwäche für Schnäppchenkäufe nutzen

Und damit hat sich an der grundlegend positiven fundamentalen Lage nichts geändert. Nach wie vor haben wir ein hervorragendes wirtschaftliches Umfeld für Aktieninvestments. Es gilt lediglich, die saisonal schwache Phase zu überstehen. Will man diese optimistisch sehen, dann kann man sich auf tiefere Kurse freuen. Denn diese eignen sich dann für Schnäppchenkäufe vor der nächsten Aufwärtswelle.

DAX bestätigt Abwärtstrendkanal

Der DAX hat heute übrigens seinen Abwärtstrendkanal getestet. Zu Handelsbeginn gab es einen Ausbruchsversuch. Allerdings wurden die Kursgewinne wieder abgegeben und inzwischen notiert der Index im Minus. Damit haben wir einen Fehlausbruch gesehen (siehe roter Pfeil im Chart).

DAX - Target-Trend-Analyse

Unverändert gilt: Kann der Abwärtstrendkanal (nachhaltig) gebrochen werden, verdichten sich die Anzeichen aus der Sentiment-Analyse, wonach der kurzzeitige Ausbruch des DAX auf unter 12.100 Punkte lediglich ein Fehlsignal bzw. finaler Ausverkauf der Korrektur war. Kommt es aber zu Notierungen unterhalb von 12.000 Punkten und damit auch wieder zu einem kurzfristig tieferen Tief, wäre ein neues Korrekturtief wieder sehr wahrscheinlich.


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Sven Weisenhaus
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Konjunkturdaten: ZEW-Index

von Sven Weisenhaus

Der Konjunkturindikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) wird in einer monatlichen Umfrage unter bis zu 300 Expertinnen und Experten von Banken, Versicherungen und Finanzabteilungen ausgewählter Großunternehmen erhoben und gibt deren Erwartung für die Konjunktur in Deutschland und Europa im kommenden halben Jahr wieder.

Der deutsche Saldowert gab um 7,5 auf 10,0 Punkte nach, womit der langfristige Durchschnittswert (23,8 Punkte) seit September 2015 unterschritten bleibt. Die Lageeinschätzung verbesserte sich im Berichtsmonat aber sogar marginal um 0,3 auf 86,7 Punkte und liegt damit weiter im Bereich des Sechs-Jahres-Hochs vom Juni. Seit Mitte 2010 gibt es hier positive Saldowerte.

Dass der deutliche Rückgang bei den deutschen Konjunkturerwartungen auch eine Reaktion auf die Dieselaffäre in der Automobilbranche ist, zeigt der Absturz des Indexwertes für diese Branche um rund 32 Indexpunkte auf -37,3 Punkte. Das war der sechsstärkste Monatseinbruch seit Bestehen dieser Zeitreihe.

Der ZEW-Index für die Wirtschaft der Eurozone gab im August um 6,3 auf 29,3 Punkte nach. Damit liegt dieser Index aber noch über seinem langfristigen Durchschnittswert von 25,3 Punkten. Grund dafür ist eine kräftig verbesserte Lageeinschätzung der Eurozone mit einem Zuwachs um 9,7 auf 38,4 Punkte. Hier gibt es seit Februar 2017 positive Saldowerte.

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