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Starke Unternehmenszahlen aus den USA
Ausgabe vom 17.08.2017
Starke Unternehmenszahlen aus den USA
von Sven Weisenhaus
Unmittelbar im Anschluss von Zinssitzungen der Notenbanken wird regelmäßig ein Statement zum Zinsentscheid veröffentlicht. Darin werden die konkreten Beschlüsse erläutert. Einige Wochen später wird zusätzlich das Protokoll der Beratungen veröffentlicht, welches etwas mehr Details enthält. Anleger und Trader erhoffen sich, daraus weitere Informationen zur geldpolitischen Ausrichtung der Notenbank ablesen zu können. Entsprechend genau wird jeder Satz, teilweise sogar einzelne Wörter, unter die Lupe genommen.
In den meisten Fällen geht aus den Fed-Protokollen jedoch nicht mehr hervor, als aus dem Statement. Es gibt lediglich Details preis, welcher Notenbanker sich in Sachen zukünftiger Zinserhöhung (oder Zinssenkung) wie konkret positioniert, also wann und ob er eine Zinsanhebung (bzw. Zinssenkung) befürwortet. Und daraus kann man höchstens Stimmungen bzw. Tendenzen ableiten.
Fed-Protokoll: Nichts, was man nicht längst schon wusste
So auch aktuell wieder: Wie aus dem gestern veröffentlichten Protokoll zur Zinssitzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) am 25. und 26. Juli hervorgeht, waren sich die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Notenbank (FOMC), über den Zeitplan künftiger Zinserhöhungen weiterhin uneinig. Denn es war unklar, warum die Inflation in den vergangenen Monaten niedriger blieb als gewünscht. Einigkeit herrschte hingegen, dass bald mit dem Abbau der aufgeblähten Notenbankbilanz begonnen werden soll. Wie gesagt: Nichts, was man nicht längst schon wusste.
Mir ist es daher schleierhaft, warum die Medien und einige Marktexperten diese Protokolle so wichtig nehmen. Zum Glück sind die meisten Marktteilnehmer deutlich rationaler. Und so kam es auch nicht zu nennenswerten oder nachhaltigen Kursreaktionen.
Starke Unternehmenszahlen aus den USA
Doch bleiben wir in den USA. Denn nachdem ich gestern bereits über den Verlauf der Berichtssaison bei den DAX-Unternehmen berichtet habe, möchte ich heute darauf eingehen, wie sich die US-Unternehmen geschlagen haben. Nachdem inzwischen rund 90 % der S&P 500-Unternehmen ihre Finanzberichte für das 2. Quartal 2017 vorgelegt haben, zeichnet sich ab, dass deren Umsätze gegenüber dem Vorjahresquartal um durchschnittlich 5,1 % und die Gewinne um 10,2 % gestiegen sind. Das sind ohne Frage sehr starke Zahlen.
Fachleute waren im Vorfeld bereits von einer starken Bilanzsaison in den USA ausgegangen. Doch Anfang Juli lagen die Erwartungen noch bei +4,6 % bei den Umsätzen und +6,5 % bei den (Gewinnen). Diese Erwartungen wurden also, insbesondere beim Gewinn, klar geschlagen. Immerhin haben fast drei Viertel aller Quartalsberichte (73 %) die Gewinnprognosen übertroffen. Und auch beim Umsatz gab es bei rund 69 % aller Unternehmen höhere Zuwächse als prognostiziert.
(Quelle: FactSet)
Das Wachstum scheint bereits eingepreist
Bereits gestern hatte ich aber die Frage aufgeworfen, wie viel von diesen bullishen Faktoren bereits in den Aktienkursen enthalten ist. Antwort: Womöglich noch viel mehr, als die Unternehmen tatsächlich geliefert haben. Das zeigt folgende Statistik: Laut Zahlen von FactSet haben die Aktien der Unternehmen aus dem S&P 500, welche die Gewinnerwartungen übertrafen, im Durchschnitt einen Kursrückgang (!) von 0,3 % hinnehmen müssen. (Dazu wurden die Kurse zwei Tage vor und zwei Tage nach der Veröffentlichung der Bilanzen verglichen.)
Und das ist ein wichtiger und hochinteressanter Punkt! Denn es ist das erste Mal seit dem 2. Quartal 2011, dass die Aktien der Unternehmen aus dem S&P 500 mit positiven Ergebnisüberraschungen durchschnittlich einen Kursrückgang in diesem 4-Tage-Fenster verzeichneten (damals -2,1%). Im Durchschnitt der vergangenen 5 Jahre stiegen die Kurse sonst um durchschnittlich 1,4 %.
(Quelle: FactSet)
Der folgende Chart illustriert, wie weit und wie lange die Kurse (blau) dem Gewinntrend (schwarz) vorausgelaufen sind.
(Quelle: FactSet)
Dadurch wurden die Aktien der Unternehmen im S&P 500 immer teurer. Aktuell sind sie mit dem 17,4-fachen des Gewinns bewertet. Das ist überdurchschnittlich teuer. Denn im fünfjährigen Durchschnitt liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei 15,4 und im zehnjährigen sogar nur bei 14.
(Quelle: FactSet)
Die aktuell leicht negativen Kursreaktionen auf die jeweiligen Geschäftszahlen sind also nur allzu verständlich. Sollten sich die jüngsten Kursverluste fortsetzen, würden sich die Kurse lediglich wieder einer „fairen“ Bewertung annähern.
Nachlassender Wachstumstrend
Zumal zwar auch im 3. Quartal steigende Umsätze und Gewinne erwartet werden, die Zuwächse aber kleiner ausfallen dürften. Für das 3. Quartal 2017 prognostizieren Analysten „nur noch“ ein Gewinnwachstum von 5,2 % und ein Umsatzwachstum von 4,9 %. Allerdings könnten auch diese Prognosen wieder zu vorsichtig sein. Dennoch: Mit einem KGV von 17,4 ist auch ein höheres Wachstum mehr als eingepreist.
11 % Kurspotential im S&P 500?
Analysten erwarten für den S&P 500 derzeit einen weiteren Kursanstieg um 11 % auf 2705,48 Punkte in den nächsten 12 Monaten. Ich halte diese Prognose durchaus für realistisch. Allerdings würde es mich nicht wundern, wenn es zwischenzeitlich zu einer stärkeren Korrektur kommt und die Kurse dann von einem (deutlich) niedrigeren Niveau aus in Richtung 2.705 Punkte laufen.
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Ihr
Sven Weisenhaus
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