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Wie nachhaltig sind die ersten Kursreaktionen nach der Fed?
Ausgabe vom 16.03.2017
Wie nachhaltig sind die ersten Kursreaktionen nach der Fed?
von Sven Weisenhaus
Als ich gestern am späteren Abend und heute früh auf die Kursdaten geblickt habe, war ich etwas verwirrt. Denn die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat zunächst einmal den Leitzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Die „Fed Funds Rate“ liegt damit künftig in einer Spanne von 0,75 bis 1,00 Prozent.
Im Statement zum Zinsentscheid gab es nur wenige Änderungen. So bezeichnet die Fed die Inflationserwartungen zum Beispiel nun als „ausgewogen“. Bisher hatten die Risiken aus Sicht der Notenbanker nach unten überwogen. Zudem blieben sowohl die Inflations-, Wachstum- und Zinsprognosen für 2017 bis 2019 als auch langfristig nahezu unverändert. Die US-Notenbank stellt somit weiterhin drei Zinsschritte pro Jahr in Aussicht.
Minimale Anpassungen der Projektionen
Konkret wird für 2017 nun eine Inflationsrate von 1,8 bis 2,0 Prozent (bisher: 1,7 bis 2,0 Prozent) erwartet. Für 2018 und 2019 liegen die Erwartungen unverändert bei 1,9 bis 2,0 Prozent bzw. 2,0 bis 2,1 Prozent. Für die Wirtschaftsentwicklung ist die Fed nun etwas optimistischer. Im Jahr 2017 erwartet sie nun ein BIP-Wachstum von 2,0 bis 2,2 Prozent (bisher: 1,9 bis 2,3 Prozent) und für 2018 ein Plus von 1,8 bis 2,3 Prozent (bisher: 1,8 bis 2,2 Prozent). Für 2019 sowie langfristig werden unverändert 1,8 bis 2,0 Prozent erwartet.
Überraschende Kursreaktionen
Obwohl die Markterwartungen mit der Zinsentscheidung und dem Statement sowie den minimal geänderten Projektionen getroffen wurden, kam es an den Märkten zu stärkeren Kursausschlägen, die in ihrer Gesamtheit so nicht zu erwarten waren.
So konnten nicht nur die US-Indizes deutlich zulegen, sondern auch der Goldpreis. Letzteres ist verwunderlich, da der Goldpreis gewöhnlich unter steigenden Zinsen eher leidet. Weil Gold selbst keine regelmäßigen Renditen abwirft, führen steigende Zinsen gewöhnlich dazu, dass Anleger Geld aus Gold in festverzinsliche Anleihen umschichten.
Und obwohl steigende Zinsen in den USA Kapital anziehen und damit regelmäßig mehr US-Dollar nachgefragt werden, gab der Greenback gegenüber anderen Währungen stark nach. Dies könnte man noch mit einer Euro-Stärke aufgrund des Wahlausgangs in den Niederlanden begründen. Die regierende Partei erhielt dort die meisten Stimmen und die europakritische Partei konnte weniger Wähler auf sich vereinen als erwartet. Doch das erklärt nicht, warum der Dollar auch gegenüber dem japanischen Yen stark an Boden verlor.
DAX überspringt 12.000er Marke
Die positiven Vorgaben aus den USA haben jedenfalls im DAX dazu geführt, dass die 12.000er Marke mit einem Gap-Up (Kurslücke nach oben) übersprungen wurde. In den Medien wurde auch dies mit dem Wahlausgang in den Niederlanden begründet. Aber da die Medien auch den Anstieg des Euro mit dem Wahlausgang begründen, ein steigender Euro aber eher schlecht für den DAX ist, macht dies wenig Sinn.
Wahrscheinlicher ist, dass die Stillhalter nach dem positiven Handelsschluss in den USA und den vorbörslich bullishen Vorgaben ihre große Call-Position bei 12.000 Punkten (siehe Börse-Intern vom 08.03.2017) zumindest teilweise absichern mussten. Und eben dies führte zu dem Gap-Up.
Wie nachhaltig sind diese Kursbewegungen?
Da sich die Kursbewegungen, insbesondere bei den Devisen und im Gold, nur schwer erklären lassen, sollte man nun erst einmal abwarten, wie nachhaltig diese sind. Denn es könnte sein, dass vor der Zinsentscheidung (zu) viele Anleger auf die eigentlich logischen Kursrichtungen in den diversen Märkten gewettet haben. Und weil sich schon alle entsprechend positioniert hatten, blieben weitere Käufe aus und es musste gemäß der Sentiment-Theorie in den ersten Kursreaktionen einfach in die entgegengesetzte und damit weniger plausible Richtung gehen. In einer zweiten Reaktion könnten die Märkte aber doch noch die erwartete Richtung einschlagen.
DAX prallt am Keil ab
Und so ist zum Beispiel in den Edelmetallen nach der anfänglichen Euphorie auch schon eine deutliche Gegenbewegung zu sehen. Und auch der DAX ist in der ersten Reaktion heute im Hoch exakt an die obere Begrenzungslinie der Keilformation (blaue Linien) gestiegen, prallte dann aber von ihr ab und fiel in der zweiten Reaktion sogar unter den Eröffnungskurs zurück.
Damit ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass sich einerseits in den kommenden Tagen doch noch die erwarteten Kursentwicklungen einstellen (Gold fällt, Dollar steigt) und andererseits die Stillhalter den DAX zum morgigen Verfallstermin im Bereich der 12.000er Marke halten können.
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Sven Weisenhaus
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