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Bleibt der Euro in seiner Seitwärtsrange?
Ausgabe vom 04.05.2016
Bleibt der Euro in seiner Seitwärtsrange?
von Sven Weisenhaus
Zunächst ein wichtiger Hinweis:
Feiertagsbedingt erhalten Sie die nächste „Börse-Intern“ am kommenden Montag, den 09.05.2016. Wir werden die Zeit bis dahin nutzen, um den DAX-Chart nach der Target-Trend-Methode neu zu überarbeiten. Das Ergebnis erhalten Sie am Dienstag.
Nachdem es im DAX ab gestern Mittag zu einer Kursberuhigung kam, rutschten die Notierungen heute weiter ab. Dabei wurden inzwischen sogar die Mittellinie bei 9.862 Punkten und eine Aufwärtstrendlinie (grün) leicht unterschritten (siehe roter Pfeil).
Nachhaltig ist dieser Bruch noch nicht, so dass sich auf diesem Niveau eine Gegenbewegung anbahnen könnte. Dennoch ist das Chartbild angeschlagen, weshalb man weiterhin sehr vorsichtig sein muss. Insbesondere wenn die beiden Linien deutlicher unterschritten werden, ist nach der Target-Trend-Methode die untere Rechteckkante bei 9.379 Punkten das nächste Kursziel.
Rückfall in die Seitwärtsrange?
Der Euro ist nach seinem gestrigen Ausbruchsversuch wieder ein gutes Stück zurückgekommen und von über 1,16 auf unter 1,15 USD gefallen, womit der in die (blaue) Seitwärtsrange zurückgekehrt ist.
Als charttechnischer Grund für den Rücksetzer kann die obere Linie eines Aufwärtstrendkanals ausgemacht werden. An dieser ist der Kurs nach unten abgeprallt. Damit zeichnet sich hier der Fehlausbruch am blauen Rechteck ab, den ich gestern bereits angesprochen habe. Sollte dem Euro kein Ausbruch aus der Seitwärtsrange gelingen, muss man damit rechnen, dass die Kurse zumindest wieder in Richtung der unteren (grünen) Aufwärtstrendkanallinie rutschen, die aktuell knapp unterhalb von 1,10 USD verläuft.
Eurozone wächst stärker als die USA
Dieser Kursverlauf würde auch zu den fundamentalen Fakten passen. So lässt sich die bisherige Euro-Stärke gegenüber dem US-Dollar seit Dezember 2015 mit der deutlich stärkeren Entwicklung der europäischen Wirtschaft gegenüber den USA im ersten Quartal 2016 erklären. Während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Vereinigten Staaten von Januar bis März im Vergleich zum Vorquartal nur um 0,1 Prozent angestiegen ist, legte die Wirtschaft der Eurozone im selben Zeitraum um 0,6 Prozent zu.
Investoren achten neben der Geldpolitik auch auf die wirtschaftliche Entwicklung eines Währungsraumes. Sie investieren dort, wo das größte Wachstum zu erwarten ist. Und weil die Wirtschaft im Euroraum stärker zulegte als im Dollarraum, zog das Kapital in den Euro. Die Nachfrage nach Euro war folglich höher als nach US-Dollar und der EUR/USD-Wechselkurs stieg entsprechend an.
Trend könnte sich wieder umkehren
Doch es ist fraglich, ob dieser Trend anhält. Denn einerseits dürfte das Wachstumstempo der USA wieder zulegen und gegenüber dem Euroraum aufholen: So soll die Wirtschaft in den Euro-Ländern laut der EU-Kommission dieses Jahr um insgesamt 1,6 Prozent zulegen, während der Konsens für die USA sogar eine Rate von 2,1 Prozent erwartet. Andererseits spricht die Geldpolitik für einen fallenden Wechselkurs: Denn die Zinsen in den USA liegen deutlich über denen in Europa, weshalb Investitionen im US-Dollar attraktiver sind als im niedrigverzinsten Euro. Und die US-Notenbank Fed plant weitere Zinsanhebungen, während die Europäische Zentralbank (EZB) noch eine lange Zeit deutlich expansiver unterwegs sein wird.
Weiterhin keine Spur von Inflation im Euroraum
Für eine anhaltend expansive Geldpolitik der EZB spricht auch, dass die Inflation im Euroraum jüngst wieder in den negativen Bereich zurückgerutscht ist: Nach einer ersten Schätzung von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, fielen die Verbraucherpreise im April im Jahresvergleich um 0,2 Prozent. Erst im März hatte die Inflationsrate auf 0,0 Prozent zugelegt, von zuvor minus 0,2 Prozent im Februar.
(Quelle: Eurostat)
Dabei waren es wieder einmal die Ölpreise, die zu insgesamt rückläufigen Energiepreisen (-8,6 Prozent) im April führten. Ansonsten stiegen die Preise, was die EZB zumindest halbwegs freuen dürfte: Dienstleistungen verteuerten sich um ein Prozent, Lebensmittel, Alkohol und Tabak um 0,8 Prozent und Industriegüter um 0,5 Prozent.
(Quelle: Eurostat)
Fazit
Aus den vorangegangenen Analysen wissen Sie, dass der steigende Euro zu einer relativen Schwäche des DAX gegenüber den US-Indizes geführt hat. Doch diese Trends, sowohl die Euro-Stärke als auch die relative DAX-Schwäche, könnten bald ein Ende finden. Die fundamentalen Fakten sprechen zumindest für ein Ende der Euro-Stärke und es gibt mit dem jüngsten Fehlausbruch auch bereits erste charttechnisch bearishe Signale. Fällt der Euro wieder in die Seitwärtsbewegung zurück, könnte dies die laufende Korrektur im DAX bremsen oder sogar beenden.
Viele Grüße
Ihr
Sven Weisenhaus
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