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„sell the rally“ statt „buy the dip“

Ausgabe vom 06.09.2024

„sell the rally“ statt „buy the dip“

von Sven Weisenhaus

Ein etwas schwächer als erwartet ausgefallener Stellenaufbau in den USA hat die Zinserwartungen der Anleger bestätigt. Laut dem monatlichen US-Arbeitsmarktbericht wurden im August 142.000 neue Stellen (außerhalb der Landwirtschaft) geschaffen. Experten hatten im Durchschnitt mit 164.000 gerechnet, nach abwärts revidiert 89.000 (ursprünglich 114.000) im Vormonat. Zudem wurde der Juni-Wert um 61.000 Stellen nach unten korrigiert.

Im August 2024 wurden in den USA 142.000 neue Stellen geschaffen. Der Arbeitsmarktbericht fiel damit nur etwas schwächer aus als erwartet

Die fortschreitende Abkühlung des Arbeitsmarktes ebnet den Weg für die mehrheitlich erwartete Zinswende der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) auf ihrer anstehenden Sitzung.

Rezessionssorgen wurden zugleich gedämpft, weil die Arbeitslosenquote wie mehrheitlich erwartet auf 4,2 % nachgab.

Die Arbeitslosenquote in den USA ist im August 2024 auf 4,2 % zurückgegangen, was die Anleger beruhigte. Denn im Vormonat war mit 4,3 % das höchste Niveau seit Oktober 2022 erreicht worden, was ein Beben an den Börsen auslöste.

Im Monat zuvor war sie mit 4,3 % auf das höchste Niveau seit Oktober 2022 geklettert, was eine crashartige Korrekturwelle an den Aktienmärkten einleitete (siehe „Jetzt rollt die Lawine“). Dagegen konnten die Anleger dieses Mal gelassen auf die Arbeitsmarktdaten blicken, was in einer ersten Reaktion zu Kursgewinnen führte.

Dow Jones: Auf eine starke Erholung folgt schnell ein neues Tief

Vor allem beim Dow Jones sorgten diese gemäß der gestrigen Analyse für Entwarnung, weil sich die Kurse schnell über die gebrochenen Unterstützungen zurückarbeiten konnten (grüne Linien im folgenden Chart). Dadurch schien die Welle C bereits am gestrigen Tief bei 40.524,65 Punkten ein Ende gefunden zu haben. Zumal sich heute vor der starken Kurserholung höhere Tiefs bildeten (grüne Aufwärtslinie).

Chartanalyse: Der Dow Jones konnte sich zwar deutlich von den Verlusten des Vortages erholen, zeigte dann aber wieder massive Schwäche.

Doch kurz nach Beginn des offiziellen US-Handels ebbte die Kauflaune ab. Die Anleger nutzen die gestiegenen Kurse wieder für Gewinnmitnahmen und schickten die Kurse erneut in eine Abwärtsbewegung – „sell the rally“ statt „buy the dip“ also. Dadurch wurde ein tieferes Hoch gebildet (rote Abwärtslinie) und das Zwischenhoch bei rund 41.200 Punkten nicht überwunden. Somit ist die zweite Abwärtswelle (Welle C) noch intakt.

Durch die Überschneidungen im Kursverlauf besteht aber die Hoffnung, dass diese nicht mehr in Form einer steilen Impulswelle verläuft. Und für den gestern ins Spiel gebrachten Short-Trade besteht die Gefahr, dass es erneut zu schnellen Kurserholungen kommt. Daher würde ich diesen nun auf Einstiegskurs absichern.

Am Ende einer ABC-Korrektur beginnt der nächste Anstieg

Zumal immer noch die Möglichkeit besteht, dass aktuell die Welle 4 eines 5-gliedrigen Aufwärtstrends ausgebildet wird (dunkelgrün im folgenden Chart), es also bald im Rahmen der Welle 5 noch einmal zu deutlich steigenden Kursen kommt, bevor erst ab Mitte September die Saisonalität richtig zuschlägt und die Kurse bis in den Oktober hinein deutlich stärker nach unten geprügelt werden.

Chartanalyse / Elliott-Wellen-Analyse: Durch die Überschneidungen in den Wellen sieht die aktuelle Abwärtstendenz des Dow Jones bislang noch nach einer harmlosen Korrektur nach starken Gewinnen aus

Ein Ende der Korrektur wäre zum aktuellen Zeitpunkt auch denkbar, weil der Dow Jones mit dem heutigen Tief exakt das 38,20%-Fibonacci-Retracement der vorherigen Aufwärtsbewegung bei 40.406,38 Punkten als potentielle Unterstützung erreicht hat.

Chartanalyse: Mit dem aktuellen Rücksetzer hat der Dow Jones 38,20 % der vorherigen Kursrally korrigiert (Fibonacci-Retracement)

Das Mindestziel einer Korrektur wurde damit abgearbeitet, so dass diese nun enden kann. Das ist auch dringend nötig, weil die Korrekturwelle 4 im Verhältnis zur Welle 2 bereits relativ groß ausfällt. Damit wird das kurzfristige Elliott-Wellen-Szenario langsam unwahrscheinlicher.

Man muss daher damit rechnen, dass die Kurse weiter fallen und dieses Szenario damit hinfällig wird. Zumal der Kreuzungspunkt aus der unteren Linie des Aufwärtstrendkanals (grün) und dem 50%-Retracement bei 40.042,24 Zählern ein viel interessanteres Kursziel ist. In diesem Bereich könnte auch die psychologisch wichtige Marke von runden 40.000 Punkten die Kurse anziehen.

Fazit

Statt „buy the dip“ scheint derzeit „sell the rally“ das Motto der Anleger zu sein. Es bestehen zwar noch gute Chancen, dass sich dies bald wieder ändert und es zu einer erneuten Aufwärtsbewegung kommt, doch diese müsste sehr bald starten, da sonst das kurzfristige Elliott-Wellen-Szenario unwahrscheinlich wird.

Letzteres wird bestätigt, wenn das 38,20%-Retracement unterschritten wird. Denn dann dürfte die 50%-Marke die Kurse anziehen. Dort ist ein interessanteres Kursziel. Auch bei Erreichen dieser Marke gibt es zwar noch bullishe Szenarien, doch die Saisonalität dürfte dann zunehmend zum Problem werden.

Mit dem gestrigen Short-Trade auf den Dow Jones ist man aufgrund der aktuellen Abwärtstendenzen an den Aktienmärkten recht gut aufgehoben. Wird dieser ausgestoppt, muss man sich nicht ärgern – kein gewinn, aber auch kein Verlust. Dann bestehen wieder Chancen für die noch mögliche Aufwärtsbewegung. Auf diese würde ich wegen der Saisonalität allerdings nicht mit Long-Trades setzen.


Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse 
Ihr 
Sven Weisenhaus 
www.stockstreet.de

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