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An Tagen wie diesen
Ausgabe vom 05.08.2024
An Tagen wie diesen
von Torsten Ewert
Hand aufs Herz, liebe Leserinnen und Leser: Wie empfinden Sie die aktuellen Rückschläge an den Aktienmärkten? Haben Sie sie erst abends zur Kenntnis genommen, weil Sie tagsüber keinen Blick auf die Kursdaten werfen konnten? Oder haben Sie hektisch agiert, um Ihre Positionen abzusichern? Sind Sie ebenso panisch geworden wie offenbar der Rest der Anleger oder betrachten Sie das Ganze eher nüchtern distanziert? Oder nutzen Sie vielleicht sogar beherzt Chancen, die Sie erkennen?
Gier und Angst – die beiden großen Emotionen an den Börsen
Die Reaktion auf solche Ereignisse ist vermutlich so vielfältig wie die Investorengemeinde. Aber spätestens, wenn sich der Rauch verzogen hat, sollte man sich etwas Zeit nehmen und die eigenen Emotionen und Reaktionen prüfen.
An der Börse herrschen vor allem zwei Emotionen: Gier und Angst. Wobei letztere die stärkere und damit gefährlichere ist. Immer wieder erlebe ich, dass Trader und Anleger in Tagen wie diesen kopflos reagieren – wenn überhaupt. Manche sehen völlig paralysiert den fallenden Kursen zu und denken gar nicht daran, große, hoch gehebelte Positionen abzusichern oder glattzustellen.
Andere werfen dagegen auch alles aus dem Langfristdepot – selbst aussichtsreiche Werte, die einfach „nur mal“ in den Sog einer panischen Abwärtswelle kommen. Wieder andere wissen, dass sie handeln müssen und schlagen sich dann gleich Tage und Nächte um die Ohren – nicht nur, um Verluste zu begrenzen, sondern diese möglichst auch gleich „aufzuholen“. Und sind danach völlig ausgelaugt und ebenfalls emotional am Ende.
Kontraproduktive Reaktionen
Wie auch immer – all diese Reaktionen sind auf lange Sicht kontraproduktiv für Ihr Trading oder Ihre Geldanlage. Denn das alles stresst ohne Ende, und wenn die Betroffenen nach der Panik wieder klar denken können, erkennen sie ihre „Fehler“ (zumindest, wenn sie ehrlich zu sich selbst sind). Und insbesondere, wenn sie merken, dass sie öfter Opfer ihrer (negativen) Emotionen werden – ein Zustand, der als sehr unangenehm empfunden wird –, steigt die Gefahr, dass sie endgültig das Handtuch werfen und sich enttäuscht von der Börse abwenden.
Zumal in solchen Situationen mitunter Verluste anfallen, die zum Teil jahrelang nicht wettgemacht werden können. Nicht nur, weil sie so groß sind, sondern weil den Betroffenen nach einer solchen „Schmach“ lange Zeit auch das Selbstbewusstsein fehlt, wieder die Positionen einzugehen, die entsprechend gewinnträchtig sind. Aufgrund der anhaltenden Angst, wieder dieselben „Fehler“ zu machen, werden möglichst nur „totsichere“ Trades gemacht, die entweder nur wenig Gewinn bringen oder schlimmstenfalls sogar überwiegend Verluste.
Keine Frage, das passiert uns allen – niemand ist davor gefeit. (Und wenn Sie das noch nicht erlebt haben, dann sind Sie entweder noch nicht lange genug an der Börse oder haben einfach nur unglaubliches Glück gehabt – dann steht Ihnen diese Erfahrung noch bevor, keine Sorge!) Vor allem Börsen-Anfänger wissen sich dann nicht zu helfen. Sie wenden sich wieder von der Börse ab – oder aber zocken bis zur endgültigen Pleite…
Wer redet schon gern über Verluste?
Wenn ich mit den Leuten über diese Dinge rede (was nur gelegentlich vorkommt – wer redet schon gern über Verluste…), dann stellt sich oft raus, dass handwerkliche Versäumnisse gar nicht die Hauptursache für das Desaster sind. Natürlich gibt es auch Fälle, in denen Stopps nicht gesetzt oder beachtet wurden, die Positionen viel zu groß waren oder das Geldmanagement fehlte.
Doch das Hauptproblem, vor allem bei Tradern, ist vielmehr, dass sie mit Systemen und Tools arbeiten, denen sie nicht gewachsen sind. Das heißt nicht, dass sie nicht traden können – sie verwenden „nur“ eine Methode, die nicht zu ihrem mentalen Grundgerüst passt.
Wer z.B. Ausbruchstrading betreibt, wird in der Regel viele kleine Verluste machen, weil die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ausbruch scheitert, kurzfristig größer als 50 % ist. Trotzdem sind solche Systeme theoretisch profitabel – wenn man die (wenigen) Gewinne lange genug laufen lässt. (Was meist klappt, weil ein erfolgreicher Ausbruch tatsächlich oft zu großen Kurssteigerungen führt.)
Die richtige Methode für sich persönlich finden
Das Problem ist nur, dass viele Trader durch die vielen kleinen Verluste zermürbt werden und dann mental nicht in der Lage sind, die Gewinne lange genug laufen zu lassen. (Abgesehen davon ist der „richtige“ Ausstieg – also nicht zu früh und nicht zu spät – ohnehin die höchste Kunst beim Trading…)
Für viele ist daher ein Ausbruchssystem selbst dann unprofitabel, wenn sie formal alles richtig machen (Stopps, Positions-, Geldmanagement usw.). Sie wären vermutlich erfolgreicher, wenn sie eine Methode wählen würden, die ihnen mental besser liegt.
Natürlich ist es schwierig, diese Methode aus der unglaublichen Vielfalt aller Möglichkeiten herauszufiltern. Da muss man viel ausprobieren, aber manches ergibt sich auch von selbst: Wer z.B. nicht programmieren kann oder lernen will, ist davor gefeit, Handelssystem über Handelssystem auszuprobieren und zu „optimieren“. Dennoch bleibt genug Stoff, den man durchackern muss.
Worum es an Tagen wie diesen geht
Einfacher ist es dagegen, den individuellen Zeitrahmen zu finden, in dem man handeln will. Obwohl viele Börsenanfänger vom Day-Trading träumen, sind meiner Erfahrung nach nur die wenigsten dafür geeignet – abgesehen davon, dass man dafür ohnehin kaum Zeit hat, wenn man „nebenbei“ noch einen klassischen Job ausfüllen muss.
Sie sehen also – es gibt eine Reihe von „Schrauben“ an den Sie drehen können, wenn Sie Panik-Tage an der Börse in den emotionalen Abgrund reißen. Sie müssen dahin kommen, dass Sie sich mit Ihrem Trading bzw. Ihrer Geldanlage wohl fühlen. (In meinem Geldanlage-Brief, in dem es um den langfristigen Vermögensaufbau geht, biete ich daher die Möglichkeit, sich je nach persönlicher Neigung und Situation die individuelle Wohlfühl-Geldanlage selbst zusammenzustellen.)
Ob Sie bereits an diesem Punkt sind, merken Sie an Tagen wie diesen. Nein, es geht nicht darum, dass man solche Ereignisse achselzuckend übergeht und dabei überhaupt keine Verluste macht. Wer an der Börse an Tagen wie diesen emotionslos bleibt, ist ebenfalls fehl am Platz (oder handelt nicht mit eigenem Geld). Und wer an Tagen wie diesen keine Verluste macht, lügt.
Was nicht passieren darf
Nur eines sollte an Tagen wie diesen nicht passieren: Die Emotionen dürfen nicht übermächtig werden und die Verluste nicht bedrohlich. Ich bin ganz ehrlich: Selbst nach mehr als 30 Jahren Börsenerfahrung kann ich mich der Wirkung von Tagen wie diesen nicht entziehen.
Aber nachdem ich dieses Prinzip erkannt, verinnerlicht und angewandt habe, sind mir deutliche Fortschritte gelungen. Inzwischen treffen mich solche Ereignisse nicht mehr entscheidend – weder emotional noch finanziell. Und ich merke jedes Mal wieder, dass ich etwas besser werde. Das ist gut – nicht nur für mich, sondern auch für die Leserinnen und Leser meiner Börsenbriefe Geldanlage-Brief und Aktien-Perlen, die natürlich ebenfalls davon profitieren, dass sie sich in kritischen Situationen auf einen Ruhepol verlassen können.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
PS: Melden Sie sich doch am besten gleich beim Geldanlage-Brief oder den Aktien-Perlen an und schauen Sie, wie ich dort mit der aktuellen Situation umgehe!
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