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Wie kurz sind dieses Mal die Beine der politischen Börsen?
Ausgabe vom 14.06.2024
Wie kurz sind dieses Mal die Beine der politischen Börsen?
von Sven Weisenhaus
Es mehren sich derzeit die Anzeichen, dass die Ergebnisse der Europawahl und der Konflikt mit China um Handelszölle aktuell den größten Einfluss auf die Börsenkurse haben. Denn vor allem auf dem europäischen Kontinent geben die Aktienkurse derzeit deutlich nach, während die Anleihekurse zugleich dynamisch steigen. Damit deutet sich eine klare Umschichtung von risikoreichen in risikoarme Anlagen an.
Euro STOXX rutscht auf das Niveau vom 22. Februar zurück
Als Beispiel für den Aktienmarkt dient mir der Euro STOXX 50, der mit den heutigen Kursverlusten auf das niedrigste Niveau seit dem 22. Februar gefallen ist (siehe schwarze Linie im folgenden Chart).
Zuvor war der Aktienindex nach seiner zweiten starken Aufwärtsbewegung (siehe grüne Rechtecke im folgenden Chart) im Rahmen einer (Seitwärts-)Konsolidierung aus dem Aufwärtstrendkanal (grün) herausgelaufen. Das war noch nicht bearish, sondern noch bullish zu werten. Denn Seitwärtskonsolidierungen gelten als trendbestätigend. Und der Trendbruch zog zunächst keine größeren Kursverluste nach sich.
Doch mit einer Kurserholung lief der Euro STOXX 50 die gebrochene Trendkanallinie von unten an und prallte von ihr ab. Der Trendbruch wurde damit getestet und bestätigt. Auch das war noch nicht bearish, weil sich die Kurse zunächst lediglich wieder in ihrer Seitwärtskonsolidierung einpendelten. Mit den gestrigen und heutigen Kursverlusten sowie dem damit dynamisch erreichten Korrekturtief hat sich das Chartbild allerdings nun eingetrübt. Jetzt ist Vorsicht angesagt!
Nach wie vor kann diese Entwicklung Teil einer Konsolidierung sein, wie sie sich auch nach der ersten Aufwärtsbewegung beobachten ließ (ABCDE-Korrektur). Das wäre wahrscheinlich der Fall, wenn die heutigen Kursverluste vollständig aufgeholt werden und sich damit die Seitwärtsbewegung fortsetzt. Skeptisch stimmt aber auch, dass diese schon relativ lange anhält, deutlich länger als die ABCDE-Formation. Und solange der Index nicht über das gestrige Tagestief zurückkehrt, muss man mit weiteren Kursverlusten rechnen.
Bund-Future schießt plötzlich und unerwartet stark nach oben
Die Umschichtung in risikoärmere Anleihen belegt der Bund-Future, der dadurch gestern mit dem Schlusskurs bereits den Abwärtstrendkanal (rot im folgenden Chart) nachhaltig gebrochen und die horizontale Linie des abfallenden Dreiecks (blau) zurückerobert hat. „Dann kann sich weiteres Aufwärtspotential entfalten“, schrieb ich für diesen Fall. Und die heutige Tageskerze bestätigt dies.
Leser des Chartanalyse-Dienstes „Target-Trend-Spezial“ können sich dadurch mit dem am 3. Juni vorgeschlagenen Long-Zertifikat alleine heute über Kursgewinne in Höhe von mehr als 11 % freuen. Insgesamt sind es seit dem 3. Juni mehr als 33 %. Am 6. Juni hatte ich hier im Newsletter „Börse-Intern“ geschrieben, dass da noch mehr drin ist. Und der aktuelle Aufwärtsimpuls des Bund-Future spricht für weitere Kursgewinne.
Kursziel für den Aufwärtsimpuls
Für wahrscheinlich erachte ich es aktuell, dass zumindest noch der Bereich erreicht wird (kleines grünes Rechteck), wo bei 133,79 Punkten das 50%-Fibonacci-Retracement der gesamten Abwärtsbewegung (graue Linien) und bei 134,15 Punkten das Hoch des abfallenden Dreiecks liegt (rote Linie) sowie knapp darüber die untere Linie des Aufwärtstrendkanals verläuft (grün).
Euro zeigt deutliche Schwäche
Dass den Anlegern derzeit vor allem die Kombination aus Europawahl und Handelskonflikt Sorgen bereitet, lässt sich auch an der Entwicklung des EUR/USD ablesen. Denn der Euro gibt aktuell vor allem gegenüber dem US-Dollar weiter nach.
Im Rahmen der übergeordneten Seitwärtstendenz (gelb) ist es nicht das erste Mal, dass es zu einem scharfen Rücksetzer kommt. Und wie im Target-Trend-Spezial derzeit regelmäßig zu lesen ist, sind die kurzfristigen Signale innerhalb einer Seitwärtsbewegung weniger relevant. Doch seit dem Hoch vom Jahreswechsel neigt der Wechselkurs nach unten.
Und daher sollte man durchaus aktuell damit rechnen, dass der Kurs bei Fortsetzung der Abwärtstendenz (roter Trendkanal) nun auch noch das untere Ende der Range anläuft.
Fazit
Die weitere Tendenz des EUR/USD ist aufgrund der übergeordneten Seitwärtstendenz recht ungewiss. Ebenso ist beim Euro STOXX 50 aktuell unklar, ob er noch in der Seitwärtskonsolidierung bleibt oder weiter nach unten driftet. Daher gilt weiterhin, wie gestern geschrieben, dass die interessanteste Entwicklung derzeit beim Bund-Future stattfinden. Hier stehen die Zeichen klar auf steigende Kurse.
Allerdings wäre ich auch hier vorsichtig. Denn angesichts der Geldpolitik, die in Sachen Leitzinssenkungen sehr zurückhaltend ist, kann man eigentlich noch nicht mit deutlich sinkenden Renditen und somit stark steigenden Anleihekursen rechnen.
Die derzeit wichtigste Frage
Im Hinblick auf das Ergebnis der Europawahl und des Handelskonflikts mit China ist daher aktuell die brennendste Frage, wie sehr in diesem Fall das Sprichwort gilt, wonach politische Börsen kurze Beine haben.
Ich glaube, das Ergebnis der Europawahl dürfte schnell verdaut werden, spätestens nach der überraschend angesetzten Neuwahl in Frankreich. Doch fraglich bleibt, wie China auf die angekündigten Zölle aus den USA und der EU reagiert und ob dies zu einer Spirale führt, die in einem Handelskrieg endet. Diesbezüglich ist die Unsicherheit groß. Und die Börsen mögen bekanntlich keine Unsicherheit. Daher wäre nun eine Konsolidierung bzw. Korrektur am Aktienmarkt denkbar, solange die Unsicherheit anhält.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
PS: Bei den Stockstreet-Börsenbriefen hat es vor diesem Hintergrund jüngst wieder einige Gewinnmitnahmen gegeben. Aus dem Depot des „Börse-Intern Premium“ wurden heute Aktien von Andritz mit einem Gewinn von 6 % und von Heidelberger Druckmaschinen mit einem Gewinn von 22 % verkauft. Die Haltedauer betrug in beiden Fällen weniger als 1 Monat. Und Torsten Ewert hat für die „Aktien-Perlen“-Leser bereits gestern Teilgewinnmitnahmen bei Einhell (+16,7 %) und Technoprobe (+21,1 %) vorgenommen.
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