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NVIDIA verleiht dem KI-Hype erneut Schub
Ausgabe vom 22.02.2024
NVIDIA verleiht dem KI-Hype erneut Schub
von Sven Weisenhaus
Es ist der absolute Wahnsinn, wie sehr der Aktienmarkt heute von nur einer einzigen Aktie getrieben wird! Gestern nach Ende des offiziellen Börsenhandels hat NVIDIA den Geschäftsbericht im Rahmen der aktuellen Bilanzsaison vorgelegt. Und keine Frage – die Zahlen waren extrem gut. Doch dass dies wieder einen Euphorieschub auslöste, obwohl sich der Markt längst in einer KI-Blase befindet, ist einfach nur noch mit Kopfschütteln zu kommentieren.
Der Nikkei 225 explodiert auf ein neues Rekordhoch
Zumal sich der KI-Hype längst nicht mehr nur auf die Big-Techs in den USA beschränkt. Stattdessen ist heute auch der japanische Aktienindex Nikkei 225 auf ein neues Rekordhoch gesprungen – erstmals seit mehr als 34 Jahren. Der bisherige Höchststand aus der Blasen-Ära von 1989 wurde im Rahmen der aktuellen KI-Blase mühelos und in rasantem Tempo übertroffen. Seit dem Tief vom 4. Januar 2023 ist der Nikkei 225 um mehr als 53% gestiegen. Seit Ende Oktober 2023 sind es fast 30 % und seit Beginn des noch sehr jungen Jahres 2024 mehr als 18 % Plus. – Einfach irre!
Diese außergewöhnliche Kursentwicklung ist einerseits auf die immer noch ultraexpansive Geldpolitik der Bank of Japan und den dadurch schwächelnden Yen zurückzuführen, andererseits aber auch auf eine Rally der Tech-Werte, angetrieben durch den Hype um die Künstliche Intelligenz (KI).
Fahnenstangenartiger Kursanstieg während einer Rezession
Dabei stellt der Nikkei 225 alle anderen Aktienindizes in den Schatten, obwohl sich die japanische Wirtschaft in einer Rezession befindet, wie ich am vergangenen Freitag bereits berichtete (siehe „Zweifel an der Nachhaltigkeit des neuen DAX-Rekordhochs“). Zur Erinnerung: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der inzwischen „nur noch“ viertgrößten Volkswirtschaft der Welt ging im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2023 auf das Jahr hochgerechnet um 0,4 % zurück, nachdem es im vorangegangenen Quartal bereits um 3,3 % eingebrochen war.
Und heute wurden Einkaufsmanagerdaten veröffentlicht, die darauf hindeuten, dass die konjunkturelle Schwäche auch Anfang 2024 anhält und sich sogar verschärft. Denn der Index für den Dienstleistungsbereich gab im Februar auf 52,5 Punkte nach, von 53,1 im Vormonat, womit sich das Wachstum im Service-Sektor abschwächt hat.
Derweil rutschte der Index für das verarbeitende Gewerbe mit einem Rückgang von 48,0 auf 47,2 Punkte tiefer in den Kontraktionsbereich.
Die Marke von 50 Zählern unterscheidet bei diesem Stimmungs- und Frühindikator zwischen Wachstum und Schrumpfung. Und beim verarbeitenden Gewerbe wird diese Schwelle nun schon seit Juni 2023 und abgesehen von einer einmonatigen Unterbrechung sogar schon seit November 2022 unterschritten.
In Japan laufen die Kursentwicklung am Aktienmarkt und die Wirtschaft also in verschiedene Richtungen. Das ist auf Dauer nicht gesund. Und angesichts der Stärke des Kursanstiegs kann man von einer generellen Übertreibung und von einer neuen Blase speziell im Technologiebereich sprechen.
Deutsche Wirtschaft schwächer, DAX auf neuem Rekordhoch
Ähnliches gilt für den DAX. Denn auch der deutsche Leitindex hat heute mit einem deutlichen Kurssprung ein neues Rekordhoch erreicht, während aktuelle Konjunkturdaten auf eine anhaltende und sogar stärkere Rezession der deutschen Wirtschaft hindeuten. Der Einkaufsmanagerindex für die Dienstleister in Deutschland ist zwar von 47,7 auf 48,2 Punkte gestiegen…
…, das verarbeitende Gewerbe zeigt aber mit einem Indexrückgang von 45,5 auf 42,8 Zähler wieder einen deutlichen Einbruch der Wirtschaftsleistung, die in diesem Bereich nun schon den 20. Monat in Folge sinkt.
Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte deutsche Wirtschaft gab dadurch von 47,0 auf 46,1 Zähler nach, was nun schon wieder der dritte Rückgang in Folge und inzwischen der 8. Monat unterhalb der Wachstumsschwelle ist.
Wie passt das mit dem neuen Rekordhoch des DAX zusammen? Nur insofern, als dass die DAX-Unternehmen global agieren. Aber da auch andere Regionen der Welt schwächeln – siehe Japan (oben), aber ebenso die Eurozone insgesamt und vor allem China, wirkt der aktuelle Kursauftrieb des deutschen Leitindex ebenfalls übertrieben – NVIDIA lässt grüßen (mit +57,68 % Kursgewinn seit Jahresbeginn).
Nun kann man noch argumentieren, dass die wirtschaftliche Schwäche im Jahresverlauf wahrscheinlich nachlässt und die Gewinne der Unternehmen zulegen können. Doch wie viel von dieser (ungewissen) Zukunftsmusik wollen die Aktienmärkte noch vorwegnehmen?! Zumal sich eine tatsächliche Erholung immer weiter in die Zukunft zu verschieben scheint, genau wie erste Leitzinssenkungen von Fed und EZB.
DAX fundamental immer noch relativ günstig bewertet
Dem DAX kann man dabei aber immerhin noch zugutehalten, dass er im Vergleich zum Nikkei 225 und seinen US-Pendants noch relativ günstig bewertet ist. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des deutschen Leitindex lag laut einer Analyse der Helaba Anfang Februar bei unter 12 und damit noch deutlich unter dem langjährigen Mittelwert. Nikkei 225 und S&P 500 waren dagegen mit mehr als dem 20-fachen Jahresgewinn jeweils überdurchschnittlich hoch bewertet.
(Quelle: Helaba)
Das gilt vor allem für den Nikkei 225, auch wenn die extremen Bewertungsniveaus vorheriger Blasen aktuell noch längst nicht erreicht sind. Beim nun ehemaligen Rekordhoch von 1989 waren die japanischen Unternehmen sogar mit dem 60-fachen Jahresgewinn bewertet, wie Reuters heute berichtet. Aber ich würde nun natürlich nicht darauf setzen, dass dieses Niveau im Rahmen der aktuellen KI-Blase noch einmal erreicht wird. Stattdessen bleibt es dabei, dass ich mit Werten von den deutschen Kurszetteln versuche, von den aktuellen Aufwärtstrends zu profitieren.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
PS: Bei den Stockstreet-Börsenbriefen gelingt es derzeit übrigens weiterhin sehr gut, die Kursrallys am Aktienmarkt zu nutzen. Aus dem Depot des „Allstar-Trader“ wurden am Montag Aktien von Carl Zeiss Meditec mit einem Gewinn von 11,9 % verkauft – binnen weniger als 1 Monat. Und beim spekulativeren „Optionsscheine-Expert-Trader“ wurden am Freitag zuvor Teilgewinne in Höhe von 100 % bei einem Long-Trade auf Meta Platforms realisiert.
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