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Wie sollte man so einen Markt traden?!
Ausgabe vom 22.08.2023
Wie sollte man so einen Markt traden?!
von Sven Weisenhaus
Im Stockstreet-Börsenbrief „Target-Trend-Spezial“, in dem der DAX börsentäglich analysiert wird, schreibe ich schon seit geraumer Zeit, dass wir es beim deutschen Leitindex aktuell mit einem vollkommen trendlosen, wirren und phasenweise sehr volatilen Kursverhalten zu tun haben, inklusive vieler plötzlicher Richtungswechsel von unterschiedlichen Niveaus innerhalb einer Seitwärtstendenz und diversen Fehlsignalen in Form von Bullen- und Bärenfallen. Und das geht nun schon seit Mitte April so.
Kern der Kursentwicklung ist seitdem eine Seitwärtsspanne (gelb), die von ca. 15.750 bis zur psychologisch wichtigen Marke von runden 16.000 Punkten reicht. Ausbrüche über die 16.000er Marke, die zu 4 neuen Rekordhochs geführt haben (siehe vertikale grüne Linien), stellten sich jeweils als Bullenfallen heraus (rote Bögen). Und Ausbrüche auf der Unterseite wurden zu Bärenfallen (grüne Bögen). So auch der jüngste Kursrutsch, bei dem der DAX knapp oberhalb des Juli-Tiefs wieder nach oben drehte (siehe grüner Pfeil) und heute wieder in die Seitwärtsspanne zurückkehrte.
Nicht in die Falle(n) getappt
Bei diesem Hin und Her fragt sich vielleicht mancher, wie man so einen Markt traden soll. Eine gute Idee ist es, einfach auf neue Trades zu verzichten. Das riet ich den Lesern des Target-Trend-Spezial auch, als der DAX Ende Juli / Anfang August auf ein neues Rekordhoch ausbrach. Dazu schrieb ich ihnen am 31. Juli:
„Aktuell scheint es so, dass das vollkommen trendlose, wirre und phasenweise sehr volatile Kursverhalten (inklusive vieler plötzlicher Richtungswechsel von unterschiedlichen Niveaus innerhalb der Seitwärtstendenz) nach oben aufgelöst wurde. Daher bieten sich theoretisch neue Long-Trades an. Doch ich würde weiterhin auf neue Trades verzichten. Denn der DAX ist übergeordnet betrachtet nach wie vor überkauft – durch die Kursgewinne der vergangenen Handelstage inkl. neuen Rekordhochs umso mehr. Und mit dem August und September sind Rücksetzer zunehmend wahrscheinlich. Daher könnte sich auch der aktuelle Ausbruch schnell als Bullenfalle entpuppen. Das Chance-Risiko-Verhältnis bei Long-Trades ist daher aus meiner Sicht unattraktiv.“
Aus heutiger Sicht war dieser Tipp genau richtig. Denn tatsächlich entpuppte sich auch dieser Ausbruch schnell als Bullenfalle.
Riskanter Short-Trade
Am 8. August behielt ich die grundsätzliche Einschätzung zwar bei, ich schlug aber spekulative Trades für diejenigen vor, die unbedingt in diesem Markt aktiv sein wollten. Zum Beispiel hieß es zu folgendem Chart am Freitag, den 11. August, in der vorbörslichen Analyse:
„Bricht der DAX [..] dynamisch nach unten aus der aufsteigenden Formation aus, kann man einen spekulativen Short-Trade wagen.“
Wie der folgende Chart zeigt, war es noch am selben Tag soweit. Man konnte also bei rund 15.900 Punkten short gehen.
Am 16. August, also am Mittwoch vergangener Woche, erhielten die Leser dann den Tipp, diese Short-Position auf Einstiegskurs per Stop-Loss abzusichern. Und 2 Tage später hieß es, man könne den Stop-Loss bis zur 15.802er Marke nachziehen. Damit war bereits ein Verlust nahezu ausgeschlossen und ein Gewinn gesichert.
Short-Trade in einen Long-Trade drehen
Gestern schrieb ich vorbörslich, man könne den Stop-Loss bis zur 15.665er Rechteckgrenze nachziehen oder den Trade sofort beenden, wenn „der DAX heute die Kurserholung vom Freitag fortsetzt und die Mittellinie bei 15.607 Punkten überschritten wird. Und man kann den Trade in einen (zweiten) spekulativen Long-Trade drehen – erstes Kursziel: 15.800 Punkte.“ Zu diesem Zeitpunkt stellte sich die charttechnische Situation wie folgt dar:
Kurz darauf wurden die 15.607er Mittellinie und die 15.665er Rechteckgrenze überschritten. Zwar gab der DAX die Kursgewinne gestern wieder ab, doch im heutigen Handel wurden die Marken erneut überschritten, im Xetra-Handel mit einer Aufwärtslücke (siehe grünes Rechteck im folgenden Chart).
Short-Trade und Long-Trade brachten jeweils einen Gewinn
Der Short-Trade endete dadurch mit einem schönen Gewinn. Und das gleiche gilt auch bereits für den Long-Trade, da der (Xetra-)DAX heute sein Hoch bei 15.799,34 Punkten markiert hat, womit das Kursziel von 15.800 Zählern fast punktgenau erreicht wurde.
(Beim Short-Trade konnte man fast 300 Punkte, beim Long-Trade fast 200 Punkte mitnehmen. Beim CFD-Trading sind das zum Beispiel fast 300 € bzw. fast 200 € je Kontrakt. Das ist doch ein sehr gutes Ergebnis für einen Chartanalyse-Dienst, der für nur 19,95 € im Monat zu haben ist!)
Wie sollte man so einen Markt traden?!
Die eingangs gestellte Frage ist hiermit also beantwortet. Allerdings gilt auch mein ursprünglicher Rat: Man kann sich aus einem solchen Markt auch einfach heraushalten, weil er sehr schwer zu traden ist. In den DAX-Analysen des Target-Trend-Spezial ist daher auch seit einiger Zeit dazu zu lesen:
„Allerdings sollte man bedenken, dass kurzfristige Signale in einer Seitwärtsphase eine untergeordnete Relevanz haben.“
Die soeben beschriebenen Short- und Long-Trades beruhten auf kurzfristigen Signalen. Und ich hatte sie daher auch als spekulativ bezeichnet – und nur für Trader empfohlen, die unbedingt in diesem Markt aktiv sein wollen.
Ein weiterer spekulativer Long-Trade
Wenn auch Sie zu dieser Sorte von Tradern gehören, kann ich Ihnen verraten, dass ich im Target-Trend-Spezial noch einen weiteren Long-Trade beschrieben hatte. Schon am 8. August hieß es, dass man einen spekulativen Trade wagen kann, „wenn der Index dynamisch nach oben aus der kurzfristigen Seitwärtsrange ausbricht“. Gemeint war das gelbe Rechteck in den 4 letzten Charts.
Dieser Trade ist bislang noch nicht aufgegangen. Da der DAX aber 3 Mal aus der Seitwärtsrange nach oben ausgebrochen ist, bestanden ausreichend Gelegenheiten, hierzu einen engen Stop-Loss auf Einstiegskurs zu setzen, für den Fall, dass der Index erneut in die Range zurückfällt. So wäre man zumindest ohne Verlust aus der Position herausgekommen, was angesichts der aktuellen Kursentwicklung des DAX bereits erfreulich wäre.
Wenn man diese Gelegenheiten verpasst hat, muss man allerdings die Hoffnung nicht aufgeben. Setzt der DAX die aktuelle Kurserholung fort, könnte auch dieser Trade bald im Gewinn enden. Aber angesichts des „vollkommen trendlosen, wirren und phasenweise sehr volatilen Kursverhaltens, inklusive vieler plötzlicher Richtungswechsel von unterschiedlichen Niveaus innerhalb der Seitwärtstendenz“, ist dies reine Spekulation! Wer es etwas defensiver mag, der sollte einfach auf ein Ende der aktuellen Marktphase warten und erst wieder aktiv werden, wenn sich ein neuer klarer (Aufwärts- oder Abwärts-)Trend abzeichnet.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
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