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Kehren die Inflations- und Zinssorgen langsam zurück?
Ausgabe vom 18.08.2022
Kehren die Inflations- und Zinssorgen langsam zurück?
von Sven Weisenhaus
Wer geglaubt hat, die Inflations- und Zinssorgen seien bereits vollständig überwunden, der sieht sich aktuell eines Besseren belehrt. Denn Aussagen von EZB-Direktorin Isabel Schnabel lösten heute kräftige Kursbewegungen aus, insbesondere am Anleihemarkt.
Ihrer Ansicht nach haben sich die Inflationsaussichten seit der Juli-Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB), bei der die Leitzinsen überraschend jeweils mit einem größeren Zinsschritt angehoben wurden, nicht verbessert. „Im Juli entschieden wir uns für eine Anhebung um 50 Basispunkte angesichts des Inflationsausblicks. Im Moment denke ich nicht, dass sich dieser Ausblick grundlegend geändert hat“, sagte Schnabel der Nachrichtenagentur Reuters in einem heute veröffentlichten Interview. Und weiter: „Wenn ich mir die jüngsten Daten anschaue, würde ich sagen, dass die Sorgen, die wir im Juli hatten, nicht zerstreut wurden.“
EZB rechnet mit anhaltend zu hoher Inflation
Diese Aussagen deuten sehr klar in die Richtung, dass die EZB trotz Rezessionsgefahren nach ihrer nächsten Zinssitzung am 8. September die Leitzinsen erneut kräftig anheben wird. Zumal Schnabel nicht ausschloss, dass die Inflation kurzfristig weiter steigen wird. Vielmehr sei es in Deutschland sogar relativ wahrscheinlich, dass die Teuerung weiter steigen werde, so Schnabel. Dabei erfasse der Preisschub inzwischen auch Dienstleistungen und Industriegüter. „Das ist eine breit angelegte Entwicklung.“ Und der Inflationsdruck werde wahrscheinlich auch nicht schnell abklingen. „Selbst mit der laufenden geldpolitischen Normalisierung wird es einige Zeit dauern, bis die Inflation wieder zurückgehen wird auf 2 %.“
Inflationserwartungen könnten sich entankern
Schnabel ging auch auf die Gefahr ein, dass mit der von Rekord zu Rekord eilenden Inflation die langfristigen Inflationserwartungen aus dem Ruder laufen und sich vom 2 %-Ziel der Notenbank entfernen könnten. Die Notenbank spricht in diesem Zusammenhang von der Gefahr einer „Entankerung“ der Inflationserwartungen. Die meisten Inflationsmaße seien bislang bei rund 2 % geblieben, so Schnabel, mehrere Indikatoren wiesen aber auf ein erhöhtes Risiko hin, dass dies nicht so bleibt. „Ich denke, es ist sehr wichtig, dass wir solche Zeichen ernst nehmen.“
Aktienmärkte: Normale Rücksetzer nach starken Kursgewinnen
Angesichts heute zu beobachtender weiterer Kursrücksetzer an den Aktienmärkten könnte man argumentieren, dass die Inflations- und Zinssorgen langsam wieder ins Bewusstsein der Anleger gelangen. Doch man kann auch nach wie vor von einer rein technischen Gegenbewegung auf zuvor stark steigende Kurse sprechen. Zumal die Rücksetzer sehr moderat verlaufen sind und immer wieder gekauft wurden. Dieses Kursverhalten spricht eher für eine normale Konsolidierung im Aufwärtstrend.
Am Devisenmarkt hatten die Worte Schnabels derweil kaum Auswirkungen. Wohl auch deshalb, weil sowohl die EZB als auch die US-Notenbank (Fed) weitere Leitzinsanhebungen anstreben. Damit weitere sich die Zinsdifferenz nicht sonderlich aus, womit keine Währung Vorteile erhält.
Allergische Reaktionen an den Anleihemärkten
Am Anleihemarkt waren die Kursreaktionen hingegen deutlicher. So war auch der Bund-Future zum Beispiel nach starken Kursgewinnen in eine Konsolidierung gegangen, die zunächst sehr eng und moderat verlief (siehe kleiner roter Trendkanal im folgenden Chart).
Doch nach einem gestrigen Bruch einer seit Mitte Juni gültigen Aufwärtstrendlinie (dick grün) beschleunigte sich die Abwärtsbewegung. Und mit den heutigen Aussagen von Isabell Schnabel rutschte der Bund-Future sogar deutlich nach unten aus dem Trendkanal heraus. Besonders gut ist der Kursrutsch im folgenden 5-Minuten-Chart zu sehen (siehe rote Ellipse).
Allerdings ist ebenso zu sehen, dass sich die Kurse wenig später berappeln und in den moderaten Abwärtstrendkanal zurückarbeiten konnten. Man kann daher nicht sagen, dass die Inflations- und Zinssorgen nun nachhaltig an die Märkte zurückgekehrt sind. Das Interview mit Isabell Schnabel hat zwar für Kursreaktionen, nicht jedoch zu einem Umdenken bei den Anlegern gesorgt.
Mit dem Bund-Future mehr als 570 Euro Gewinn erzielt
Den Lesern des „Target-Trend-CFD“ kann dies aber egal sein. Denn der heutige Kursrutsch beim Bund-Future hat gereicht, um ihnen einen Gewinn in Höhe von 570 Euro einzubringen. Vielleicht erinnern Sie sich: Am 5. August hatte ich über eine Short-Empfehlung berichtet (siehe „US-Arbeitsmarktbericht lässt die Zinsfantasie wieder aufleben“). Diese waren wir bei 159,10 Punkten eingegangen – mit einem Take-Profit bei 153,40 Zählern. Und mit dem heutigen Kursrutsch wurde dieses Ziel erreicht. 100 CFD-Kontrakte wurden automatisiert verkauft und dadurch der Gewinn binnen nur 16 Handelstagen realisiert.
Das hat der Performance der abgeschlossenen Trades, die wir im Target-Trend-CFD vorgenommen haben, noch einmal einen ordentlichen Schub verliehen. Sie nähert sich nun schon der Marke von +20.000 Euro – und das im Rahmen eines sehr kontinuierlichen Anstiegs.
Was die weitere Entwicklung des Bund-Futures angeht, so werde ich diese nun erst einmal von der Seitenlinie aus weiter beobachten. Ich hatte erwartet, dass die Kurse nach dem Ausbruch nach oben in die ehemalige Seitwärtsrange zurückfallen. Diese Erwartung wurde mit dem beschriebenen Trade gewinnbringend begleitet.
Konsolidierung in der ehemaligen Seitwärtsspanne
Nun hat der Kurs die Mitte der Spanne erreicht. Auf weiter fallende Kurse würde ich daher zunächst nicht setzen. Denn den Lesern des „Target-Trend-CFD“ und des „Target-Trend-Spezial“ hatte ich einerseits geschrieben, dass eine solche Konsolidierung, wie sie im Bund-Future aktuell stattfindet, also in Form eines moderaten Abwärtstrendkanals, eher als trendbestätigend gilt. Womöglich setzt sich also bald die vorherige Kurserholung fort.
Allerdings würde ich aktuell auch nicht auf steigende Kurse setzen. Denn ich hatte den Lesern auch geschrieben, dass ich zunächst noch mit einer größeren (Seitwärts-)Konsolidierung innerhalb der ehemaligen Seitwärtsspanne rechne. Und angesichts der Geldpolitik der Notenbanken sollte der Bund-Future längerfristig gesehen tendenziell abwärts laufen.
Insofern halte ich mich nun erst einmal aus dem Bund-Future heraus, warte die weitere Kursentwicklung ab und suche derweil in anderen Märkten nach neuen Trading-Gelegenheiten.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
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