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Bärenmarkt beendet und neuer Bullenmarkt gestartet?
Ausgabe vom 09.08.2022
Bärenmarkt beendet und neuer Bullenmarkt gestartet?
von Sven Weisenhaus
Würden Sie sagen, dass sich die Aktienmärkte schon wieder in einem neuen Bullenmarkt befinden? Überlegen Sie sich jetzt Ihre Antwort und schauen Sie, ob sich diese am Ende der heutigen Börse-Intern-Ausgabe geändert hat. Schreiben Sie mir dann gerne Ihre Meinung dazu an info@stockstreet.de.
Nasdaq 100: 20 % Kursgewinn = Bullenmarkt?
Ich glaube jedenfalls, dass ein großer Teil der Anleger die Frage nach einem bereits laufenden neuen Bullenmarkt aktuell mit einem klaren „Nein“ beantworten würde. Doch Fakt ist, dass der Nasdaq 100 seit seinem letzten Korrekturtief bereits mehr als 20 % gewonnen hat. Und gemäß einer immer wieder zu lesenden Definition oder Faustformel liegt damit zumindest bei den Technologieaktien bereits ein neuer Bullenmarkt vor.
Sie wissen allerdings womöglich bereits, was ich von diesem Maßstab halte. Absolut nichts! Und schaut man auf die Fibonacci-Marken (siehe folgender Chart), so hat der Nasdaq 100 auch gerade erst 38,20 % seiner gesamten Kursverluste aufgeholt.
Dieses Ausmaß gilt als Mindestziel einer Gegenbewegung. Und daher liegt aus Sicht der Fibonacci-Marken bislang auch lediglich eine Gegenbewegung vor. Damit daraus ein neuer Bullenmarkt wird, müssen die Aktienmärkte noch deutlich mehr leisten, zum Beispiel den Bruch einer wichtigen Abwärtstrendlinie (rot im folgenden Chart), die ebenfalls darauf hindeutet, dass sich der Nasdaq 100 noch in einem Abwärtstrend und somit einer Korrektur bzw. Bärenmarkt befindet.
Erst ein Bruch dieser Linie wäre ein klares Signal für eine mögliche Trendwende, neben dem Aspekt, dass immerhin seit Mitte Juni höhere Tiefs und Hochs vorliegen. Aus Sicht der Fibonacci-Marken müssen aber sogar mehr als 61,80 % der Kursverluste aufgeholt werden, damit ein Abwärtstrend für beendet erklärt werden kann. Bis dorthin hätte der Nasdaq 100 übrigens dann schon mehr als 30 % zugelegt.
Nasdaq 100 oder Dow Jones – welcher Index ist stärker?
Dass die Faustformel „20 % Kursgewinn = Bullenmarkt“ mindestens kritikwürdig ist, zeigt auch folgender Vergleich. Im Gegensatz zum Nasdaq 100 hat sich der Dow Jones mit einem Kursanstieg von 11,66 % zwar bislang nur etwas mehr als halb so stark von seinem aktuellen Korrekturtief erholt, allerdings hat der Old-Economy-Index damit fast 50 % seiner Kursverluste aufgeholt.
Der Dow Jones muss bis zu seinem Rekordhoch nur noch weitere 10,4 % zulegen, beim Nasdaq 100 sind es 20,1 %. Welcher Index ist also der Stärkere? Welcher der beiden Indizes ist näher dran an einem Bullenmarkt?
Übrigens: Mit einem Kursrückgang von 19,75 % war der Dow Jones laut der fragwürdigen Definition bislang noch gar nicht in einem Bärenmarkt, obwohl er mehr als 6 Monate lang korrigiert hat. Dagegen hat sich der Nasdaq 100 zwar um mehr als 20 % erholt, diese Bewegung hielt aber bislang gerade einmal 34 Handelstage lang an. Und wie Sie vielleicht auch wissen, halte ich den Faktor Zeit für ein wichtiges Kriterium, um einen Bären- bzw. Bullenmarkt zu definieren (siehe zum Beispiel Börse-Intern-Ausgabe vom 13. März 2020).
Bullenmarkt = +20 % in mindestens 2 Monaten?
Die United States Securities and Exchange Commission, also die US-Börsenaufsichtsbehörde, definiert einen Bullenmarkt auf ihrer Internetseite immerhin wie folgt: „Generally, a bull market occurs when there is a rise of 20 % or more in a broad market index over at least a two-month period.“ Im Allgemeinen tritt ein Bullenmarkt demnach also auf, „wenn ein breiter Marktindex über einen Zeitraum von mindestens zwei Monaten um 20 % oder mehr steigt.“ Das kommt der Sache sicherlich näher, man sollte aber auch diese allgemeingültige Definition lediglich als Faustformel verstehen und im speziellen Fall anhand von weiteren Kriterien urteilen.
Wichtige Unterscheidung
Dabei ist es durchaus wichtig, zwischen einem Bullen- und Bärenmarkt zu unterscheiden. Denn in einem Bärenmarkt sollte man zum Beispiel (abhängig vom Trading-Stil und Trading-Ziel) tendenziell nur sehr vorsichtig mit Long-Positionen agieren. In einem Bullenmarkt sind diese dagegen klar zu bevorzugen. Und so stellt sich aktuell die Frage, wie man nun im Nasdaq 100 und/oder Dow Jones engagiert sein sollte.
Nasdaq 100: Weitere Signale am Kreuzwiderstand abwarten
Zum Nasdaq 100 habe ich den Lesern des „Target-Trend-Spezial“ gestern zwei mögliche Szenarien präsentiert, ein bullishes und ein bearishes. Da für mich noch unklar ist, welches Szenario bzw. ob überhaupt eines der beiden Szenarien sich durchsetzen wird, habe ich geraten, weitere Signale abzuwarten. Und ich habe klare Kursmarken benannt, an denen relevante Signale gesendet werden. Dazu gehört auch die wichtige Abwärtstrendlinie, die im zweiten Chart oben zu sehen ist und die ich am vergangenen Freitag bereits thematisiert hatte (siehe „US-Arbeitsmarktbericht lässt die Zinsfantasie wieder aufleben“).
Aktuell zeichnet sich im Kursverhalten des Nasdaq 100 schon ab, dass diese Linie zusammen mit dem 38,20%-Fibonacci-Retracement eine wichtige Hürde darstellt. Nimmt nun eine Abwärtsbewegung Fahrt auf, ist dies bearish zu werten. Denn dann droht eine Wiederaufnahme und Fortsetzung des Abwärtstrends. Konsolidiert der Index aber lediglich im Bereich des Kreuzwiderstandes, holen die Bullen womöglich nur Schwung für den Ausbruch nach oben. Dann bestehen Chancen für eine Fortsetzung der Kurserholung und einen Bruch des Abwärtstrends, der damit enden könnte.
Es gilt also, das Kursverhalten der kommenden Tage noch abzuwarten, bis sich eine klare Entscheidung an der Abwärtstrendlinie abzeichnet.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
PS: Angesichts der jüngsten Kursentwicklungen bin ich sehr zufrieden mit den getätigten Gewinnmitnahmen, über die ich in den vorangegangenen Börse-Intern-Ausgaben auch berichtet habe. Und auch beim „Allstar-Trader“ gab es jüngst Gewinnmitnahmen. Bernd Raschkowski hat für seine Leser am Freitag einen Short-Trade auf den Ölpreis mit einem Gewinn von 28,89 % beendet – binnen weniger als 3 Wochen. Und heute hat er Aktien von Jungheinrich mit einem Gewinn von 20,88 % verkauft – nach etwas weniger als 3 Monaten.
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