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Lieber Silber als Gold?
Ausgabe vom 18.02.2022
Lieber Silber als Gold?
von Sven Weisenhaus
Das Silver Institute prognostiziert für das laufende Jahr eine rekordhohe Silber-Nachfrage. Konkret soll diese um 8 % auf 1,112 Milliarden Unzen steigen. Getragen wird das Plus dabei von allen Sektoren:
Die Investitionsnachfrage nach physischem Silber in Form von Barren und Münzen soll um 13 % auf ein 7-Jahres-Hoch zunehmen. Bei der Nachfrage nach Schmuck und Silberwaren wird ein Anstieg um 11 % bzw. 21 % erwartet. Hier ist Indien eine treibende Kraft. Und von Seiten der Industrie steigt der Bedarf voraussichtlich um 5 % auf ein Rekordniveau. Grund dafür ist eine zunehmende Verwendung von Silber sowohl in traditionellen als auch in „grünen“ Technologien. Der Klimaschutz lässt grüßen.
Eine steigende Nachfrage könnte den Silberpreis natürlich nach oben treiben. Allerdings gibt es auf einem Markt zumeist zwei preisbestimmende Faktoren: Nachfrage und Angebot. Wie sieht es also in diesem Jahr mit dem Angebot an Silber aus?
Beim Angebot wird ein Anstieg um 7 % erwartet
Auch hier sieht das Silver Institute Pluszeichen. Den Hauptbeitrag leistet die Silberminenproduktion, die voraussichtlich um 7 % auf ein 6-Jahreshoch steigen wird. Die Menge beim Silber-Recycling wird derweil annahmegemäß um 3 % steigen. Insgesamt soll das weltweite Angebot dadurch um 7 % auf 1,092 Milliarden Unzen zulegen.
Diese Menge steht der oben genannten Nachfrage von 1,112 Milliarden gegenüber. Die Nachfrage würde demnach also das Angebot in diesem Jahr übersteigen. Das prognostizierte Defizit ist mit rund 20 Millionen Unzen allerdings relativ bescheiden. Dennoch spricht es tendenziell für einen steigenden Silberpreis.
Fallender Silberpreis bei einem Marktdefizit
Bereits im vergangenen Jahr herrschte am Silbermarkt ein Angebotsdefizit bzw. ein Nachfrageüberhang – zum ersten Mal seit 6 Jahren. Geholfen hat dies dem Preis aber nicht. Er startete bei 26,27 USD ins Jahr und endete nach 12 Monaten bei 23,26 USD – ein Rückgang um mehr als 11 % (siehe rotes Rechteck im folgenden Chart).
Anleger, die ein Jahr früher eine Investition gewagt haben, hatten da wesentlich mehr Grund zur Freude. Denn 2020 stieg der Silberpreis von rund 18 USD auf über 26 USD (siehe grünes Rechteck im folgenden Chart). Das brachte eine Rendite von mehr als 44 %.
Wie kann das sein? Nun, Silber ist vom Kursverlauf her weniger vergleichbar mit einem Industriemetall, sondern es dominiert eher die Funktion des Edelmetalls, wie bei Gold. Gold- und Silberpreis haben auch eine hohe Korrelation. Und der Silberpreis gilt dabei häufig als Hebel auf den Goldpreis, weil sich Silber dynamischer bewegt.
Folgt Silber den bullishen Signalen des Goldpreises?
Da der Goldpreis allerdings jüngst bullishe Signale gesendet hat (siehe auch gestrige Börse-Intern) und damit zunächst weiter steigende Kurse zu erwarten sind, könnte auch der Silberpreis in diesem Jahr noch Kursgewinne versprechen.
Das Silver Institute prognostiziert einen Jahresdurchschnittspreis 2022 von 24,80 USD. Das ist 1 % niedriger als der Durchschnittspreis von 25,14 USD im Jahr 2021. Und angesichts eines aktuellen Preises von etwa 23,90 USD klingt das nicht gerade nach einem lohnenden Investment. Allerdings geht das Institut von zunächst steigenden Preisen aus. Erst wenn das Tempo der US-Leitzinserhöhungen offensichtlicher wird, werden die Preisaussichten schwieriger, so die Instituts-Prognose.
Absteigendes Dreieck entscheidend
Charttechnisch betrachtet müssen für steigende Silberpreis aber zunächst wichtige Hürden überwunden werden. Denn wie in den Charts oben zu sehen ist, steckt der „kleine Bruder“ vom Gold derzeit in absteigenden Dreiecken (blaue Linien). Und diese Formationen sprechen eigentlich eher für einen Ausbruch nach unten. Sollte die horizontale Unterstützung bei ca. 21,50 USD unterschritten werden, ist mit deutlich tieferen Notierungen zu rechnen. Kursziel sind dann die Hochs von Anfang 2020.
Dieses bearishe Szenario passt auch zu den Rechteckgrenzen der Target-Trend-Methode. Bricht die Rechteckgrenze bei 21,53 USD (entspricht der horizontalen Unterstützung des Dreiecks, ist der Weg nach unten frei bis zur Rechteckgrenze bei 18,56 USD (dort liegen die Hochs von Anfang 2020.
Sollte allerdings die Rechteckgrenze bei 24,50 USD übersprungen werden, würde dies einhergehen mit einem Bruch der Abwärtstrendlinien des absteigenden Dreiecks. Und das dürfte den Silberpreis dann wahrscheinlich erst einmal weiter nach oben treiben.
Fazit
Kommt für Sie ein Trade auf den Silberpreis in Frage, sollten Sie einen Ausbruch abwarten. Dann empfiehlt sich eine kleine Position in Ausbruchsrichtung. Bestätigt sich der Ausbruch, kann man eine weitere Position nachkaufen und beide Positionen am Ausbruchsniveau absichern.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
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