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Extrem hohes Gewinnwachstum – Wie viel ist schon eingepreist?
Ausgabe vom 19.05.2021
Extrem hohes Gewinnwachstum – Wie viel ist schon eingepreist?
von Sven Weisenhaus
Die Berichtssaison für das 1. Quartal 2021 läuft so langsam ihrem Ende entgegen. Mehr als 90 % der Unternehmen aus dem S&P 500 haben bereits Einblick in ihre Geschäftszahlen gewährt. Und demnach konnten ganze 76 % der Unternehmen die Umsatzerwartungen schlagen.
Bei den Gewinnerwartungen sind es sogar 86 %.
Beim Gewinn hat es einen derart hohen Wert seit Beginn der Datenerhebung durch FactSet noch nicht gegeben. Zum Vergleich: Der 5-Jahres-Durchschnitt liegt bei den Umsatzerwartungen bei 64 % und bei den Gewinnerwartungen bei 74 %. Dass die Erwartungen geschlagen werden ist also nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel. Doch das aktuelle Ausmaß ist schon beeindruckend.
Gewinne 22,5 % über den Erwartungen
Und auch das Ausmaß, in welcher Höhe die Erwartungen übertroffen wurden, ist außergewöhnlich. Zur Erinnerung: Am 14. April hatte ich berichtet, dass Experten für das 1. Quartal 2021 bei einem Umsatzanstieg von 8,8 % ein Gewinnwachstum von etwa 25 % gegenüber dem Vorjahresquartal erwarten. Tatsächlich sind die Umsätze im Durchschnitt aber um 10,1 % und die Gewinne sogar um sagenhafte 50,3 % (siehe folgende Grafik) gestiegen.
Damit wurden selbst die optimistischen Flüsterschätzungen von 37,6 % meilenweit übertroffen. Und die Gewinne liegen um 22,5 % über den Erwartungen.
Das ist der zweithöchste Wert seit Beginn der Datenerfassung 2008. Der 5-Jahres-Durchschnitt liegt hier bei 6,9%. Die Umsatzerwartungen konnten um 3,6 % geschlagen werden. Ebenfalls ein Rekordwert. 5-Jahres-Durchschnitt: 1,0 %.
Gewinnerwartungen sind weiter gestiegen
Es geht aber sogar noch besser. Denn für das 2. Quartal 2021 rechnen Experten aktuell sogar mit einem Gewinnwachstum von 59,3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum (siehe folgende Grafik), bei einem Umsatzwachstum von 18,6 %.
Allerdings ist dabei zu beachten, dass Ende des 1. Quartals / Anfang des 2. Quartals 2020 die Corona-Krise auch in den USA voll zugeschlagen hat. Die Vergleichsbasis ist entsprechend niedrig. Für das 3. Quartal 2021 schwächen sich die Wachstumserwartungen auf 11,5 % beim Umsatz und 22,1 % beim Gewinn ab.
Für das Gesamtjahr liegen die Erwartungen nun beim Gewinn bei +33,2 % (siehe folgende Grafik) und beim Umsatz bei 11,6 %. Am 14. April lagen die Schätzungen bei 26,3 % bzw. 10,0 %.
Schere zwischen Gewinnerwartungen und Kursentwicklung noch weit geöffnet
Der S&P 500 konnte seit dem 14. April zwar ein neues Rekordhoch markieren, gab von diesem aber wieder nach und steht aktuell sogar niedriger als damals.
Während die Gewinnerwartungen gestiegen sind, hat der S&P 500 also unter dem Strich nachgegeben. Die Schere zwischen den weiter gestiegenen Gewinnerwartungen und dem leicht zurückgekommenen S&P 500 hat sich dadurch leicht geschlossen:
Dadurch ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 23,7 auf 21,0 gesunken. Es liegt damit aber immer noch deutlich über dem 5- und 10-Jahres-Durchschnitt (17,9 bzw. 16,0).
Es besteht also weiterer Korrekturbedarf. Zumal die oben genannte Schere noch weit geöffnet ist.
S&P 500 steht auf der Schwelle zur Korrektur
Mit den heutigen Kursverlusten hat der S&P 500 exakt die untere Linie des seit Anfang November 2020 gültigen Aufwärtstrendkanals getestet und vorerst bestätigt. Zugleich wurde das Tief vom Mittwoch vergangener Woche bei 4.056,88 Punkten knapp verteidigt (siehe grüne horizontale Linie im folgenden Chart). Das heutige Tagestief lag bislang bei 4.061,41 Punkten. Insofern ist der Aufwärtstrend noch intakt.
Allerdings liegt ein kurzfristiges tieferes Hoch vor (siehe auch rote Abwärtslinie). Und wenn sich die heutigen Kursverluste nur noch wenige Punkte fortsetzen, haben wir es auch mit einem tieferen Tief und dadurch mit einer klassischen ABC-Korrektur zu tun. Da damit aber auch der Aufwärtstrendkanal gebrochen würde, müssten die Bullen höllisch aufpassen, dass ihnen das Ruder nicht komplett aus der Hand genommen wird.
Allerdings wurde der Aufwärtstrendkanal im Frühjahr schon drei Mal gebrochen wurde, jeweils ohne bearishe Konsequenzen. Stattdessen wurde der Trendkanal stets zügig zurückerobert. Insofern wird es erst deutlich bearisher, wenn das Tief des letzten Fehlausbruchs bei 3.853,50 Zählern unterschritten wird. Denn dann ist nicht nur der Aufwärtstrendkanal, sondern auch der Aufwärtstrend im Sinne der Dow-Theorie beendet, weil dann die übergeordnete Folge höherer Tiefs durchbrochen ist und bereits ein tieferes Hoch vorliegt.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
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