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Spannung oder Flaute im DAX bis zum Verfallstag?
Ausgabe vom 12.10.2020
Spannung oder Flaute im DAX bis zum Oktober-Verfallstag?
von Torsten Ewert
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
zwei Ereignisse dürften in dieser Woche für die Börsianer von besonderem Interesse sein: der (kleine) Verfallstag am Freitag und der Beginn der heißen Phase der US-Quartalsberichtssaison, die am Dienstag mit den Bilanzen der Großbanken JP Morgan Chase und Citigroup beginnt.
Die wichtigsten Ereignisse in dieser Verfallstagswoche
Gut, Apple-Fans werden sagen, dass die Vorstellung des iPhone 12 am Dienstag wichtiger ist. Und tatsächlich könnte dieses Ereignis auch marktbewegend werden – je nachdem wie die Anleger die Präsentation aufnehmen. Die großen Tech-Werte im NASDAQ 100 schwächelten jedenfalls zuletzt immer wieder mal. Vielleicht löst ja Apple den Knoten und treibt die Rally weiter voran.
Auch mit Blick auf die Konjunkturdaten ist in dieser Woche einiges los: Aus den US werden die Einzelhandelsumsätze, die Industrieproduktion und regionale Stimmungsindikatoren (Philly Fed, Philadelphia und Empire State Index, New York) erwartet. Darüber hinaus werden die Inflationszahlen für September veröffentlicht. Und auch der Brexit rückt wieder in den Fokus, da Großbritanniens Premierminister Johnson eine Deadline für eine Einigung bis zum Beginn des EU-Gipfels am 15.10. gesetzt hat.
Das sagt das Verfallstagsdiagramm
Das sind jede Menge Möglichkeiten, die den DAX bis zum Verfallstag in die eine oder andere Richtung treiben können. Und das Verfallstagsdiagramm bietet auch diesmal wenig Hilfestellung, um konkrete Kursbewegungen bis zum Freitag abzuschätzen.
Wir haben es wieder mit einem klar bullishen Bereich (oberhalb von 13.200 Punkten) und einem klar bearishen Bereich (unterhalb von 12.500 Punkten) zu tun. Dazwischen liegt eine Übergangszone, die aber keine markanten Positionen und damit kein klares Kursziel aufweist. Immerhin liegt das Optimum aus Sicht der Stillhalter – das Minimum der Max-Pain-„Schüsselkurve“ im unteren Diagrammteil – genau in diesem Bereich 12.850 Punkte). Das ist aber nur ein sehr grober Anhaltspunkt.
Verfallstagszone und Rechteckkonsolidierung
Die genannte Übergangszone aus Sicht der Verfallstagspositionierungen zwischen 12.500 und 13.200 entspricht allerdings fast perfekt der charttechnischen Seitwärtsbewegung, in welcher der DAX sich seit einigen Monaten bewegt (siehe gelbes Rechteck im folgenden Chart).
Dieses Rechteck habe ich zwischen dem Juli-Hoch und dem bisherigen Oktober-Tief aufgespannt. An beiden Marken kam es immer wieder zu Umkehrpunkten im Kursverlauf des DAX. Auf der Unterseite gab es zudem zwei Fehlausbrüche (rote Bögen).
Das gelbe Rechteck liegt damit zwischen rund 12.540 und 13.313 Punkten und passt damit sehr gut zum Verfallstagsdiagramm. Erfahrene Verfallstag-Trader wissen längst, dass an den oben genannten bullishen und bearishen Grenzen oft die Stillhalter auf den Plan treten und versuchen, die Kurse wieder zurück zu drehen. Damit spricht also die Verfallstagspositionierung dafür, dass zumindest bis zum Verfallstag die Seitwärtsbewegung innerhalb des gelben Rechtecks fortgesetzt wird.
Was bis zum Verfallstag zu erwarten ist
Aktuell ist der DAX – wie leicht ersichtlich ist – innerhalb dieses Rechtecks in einer zarten Aufwärtsbewegung. Er hat zudem den grünen Aufwärtstrend wiedererobert, der daher fortgesetzt werden sollte. Wenn ihm in den nächsten Tagen ein weiterer Anstieg in Richtung 13.200 Punkte bzw. Oberkante des gelben Rechtecks gelingt, ist mit entsprechendem Abwärtsdruck der Stillhalter zu rechnen, der den Kurs wieder nach unten schicken sollte.
Erst bei einem Ausbruch aus dem gelben Rechteck ist mit einiger Aufwärtsdynamik zu rechnen, weil die Stillhalter dann absichern müssen und dadurch die Kurse weiter antreiben. Allerdings stoßen die Bullen danach auf weitere hohe Hürden: die teilweise noch offene große Kurslücke, die den Beginn des Corona-Crashs im Februar markierte, und das darüber liegende Allzeithoch des DAX bei 13.795 Punkten.
Berichtssaison und US-Wahl könnten die Börsen blockieren
Ein Ausbruch aus dem gelben Rechteck sollte daher nur dann erfolgen, wenn eines der eingangs genannten Ereignisse oder ein anderer besonderer Umstand die Bullen lostürmen lassen. Aus aktueller Sicht ist das aber eher unwahrscheinlich.
(Quelle: Zacks)
Da nach dem Verfallstag die US-Quartalsberichtssaison in ihre heiße Phase eintritt (siehe Grafik) und rund zwei Wochen später auch die mit Spannung erwartete US-Präsidentschaftswahl ansteht, dürften die Anleger zurückhaltend bleiben. Daher ist es am wahrscheinlichsten, dass der DAX zumindest bis zum Verfallstag weiterhin in seiner Seitwärtsbewegung innerhalb des gelben Rechtecks verharrt.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
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