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Bullishe Signale stellen sich als Bullenfallen heraus
Ausgabe vom 03.09.2020
Bullishe Signale stellen sich als Bullenfallen heraus
von Sven Weisenhaus
Der DAX war bereits gestern auf ein neues Hoch in der seit Ende Juli laufenden Aufwärtsbewegung gestiegen und hatte damit den höchsten Stand seit Mitte Juli erreicht. Er lieferte somit ein kurzfristig klar bullishes Signal gesendet. Dieses wurde heute durch Anschlussgewinne bestätigt, die den Index sogar über das Juli-Hoch und damit ein neues Hoch in der seit März laufenden Erholung hievten. Der vorangegangene Rücksetzer unter das Juni-Hoch und die Abwärtslinie der dreieckartigen Formation, über den ich vorgestern noch berichtete, stellte sich damit als Bärenfalle heraus (siehe roter Kreis im folgenden Chart).
Der DAX entschied sich also für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung, da auch die Rechteckgrenze bei 13.300 Punkten überwunden wurde (siehe dazu auch Analyse von vorgestern).
Unterstützung erhielt der deutsche Leitindex dabei von den US-Indizes, die ebenfalls bullishe Signale sendeten. Der S&P 500 konnte zum Beispiel sogar die obere Linie der alternativen Flaggenformation überwinden, auf die ich am Freitag vergangener Woche hingewiesen hatte (rot im folgenden Chart).
Doch gerade mit Blick auf diesen Chart habe ich so meine Zweifel, dass die bullishen Signale von nachhaltiger Natur sein werden. Denn der Chart des S&P 500 zeigt exemplarisch, wie extrem überkauft der US-Markt und wie groß das Rückschlagpotential dadurch inzwischen ist. Womöglich sind die aktuellen Ausbrüche daher nur das letzte Aufbäumen vor der typischen Herbstkorrektur, die angesichts der extrem weit gelaufenen Kurse in diesem Jahr auch durchaus größer ausfallen könnte als „üblich“.
Euro STOXX 50 noch ohne bullishen Ausbruch
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass dem Euro STOXX 50 noch kein bullisher Ausbruch gelungen ist. Stattdessen zeichnet sich hier bislang ein Fehlsignal an der horizontalen Linie der Dreiecksformation ab (siehe roter Kreis im folgenden Chart), die ich am Donnerstag vergangener Woche hier in der Börse-Intern beschrieben hatte.
Gewöhnlich ist eine solche Formation trendbestätigend und somit im vorliegenden Fall bullish zu werten. Ein Fehlsignal könnte allerdings auch deutlich bearishe Konsequenzen haben. Und letztlich kommt es eben darauf an, in welche Richtung der Ausbruch erfolgt.
Wenn Sie sich fragen, warum die Euro-Aktien den US-Aktien eigentlich so sehr hinterherhinken, dann kann ich Ihnen nachfolgende gerne einige Daten als Erklärung liefern.
Euro-Unternehmen im 2. Quartal schlechter als US-Unternehmen
So war das 2. Quartal 2020 für die meisten DAX-Konzerne aus den bekannten Gründen ein reines Desaster. Insgesamt setzten die 30 Unternehmen mit 283 Milliarden Euro 13 % weniger um als im Vorjahr. Zur Einordnung: Das war so wenig wie zuletzt vor 6 Jahren. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und einmaligen Rückstellungen ging sogar um 45,6 % auf nur noch 12,4 Milliarden Euro zurück. Rote Zahlen schrieben dabei 7 der 30 Unternehmen – das gab es seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr.
Ähnlich erging es den Unternehmen aus dem STOXX 600. Diese mussten im 2. Quartal 2020 im Durchschnitt einen Umsatzrückgang von mehr als 20 % und einen Gewinnrückgang von mehr als 50 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum hinnehmen. Zum Vergleich: Die Unternehmen aus dem S&P 500 meldeten einen Gewinnrückgang von 31,9 %. Und es wird erwartet, dass die Gewinne auch im 3. und 4. Quartal des laufenden Jahres im Vorjahresvergleich schrumpfen. Erst für das 2. und 3. Quartal 2021 wird mit deutlichen Zuwächsen gerechnet.
Schrumpft die Wirtschaft der Eurozone bereits wieder?
Gestern hatte ich zudem bereits die schwachen Einzelhandelsdaten aus Deutschland analysiert. Trotz Mehrwertsteuersenkung kam es im Juli zu einem Umsatzrückgang von 0,3 % gegenüber Juni (preisbereinigt sogar -0,9 %). Aber auch hier schnitt der Euroraum noch schlechter ab, mit einem Rückgang des Absatzvolumens um 1,3 %.
Und für die Zukunft sieht es ebenfalls schlecht aus. Gestern hatte ich auch den Arbeitsmarkt in Spanien genannt, auf dem die Arbeitslosigkeit schon wieder angestiegen ist. Heute wurde der endgültige Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich in Spanien bekanntgegeben. Der Augustwert liegt bei nur noch 47,7, nach 51,9 im Monat zuvor. Die spanische Wirtschaft schrumpft im Servicesektor demnach bereits wieder. Und das gleiche gilt für Italien. Hier sank der Dienstleistungsindex von 51,6 Punkten im Juli auf 47,1 Zähler im August.
Derweil gab der Dienstleistungsindex für Deutschland nur von 55,6 auf 52,5 Punkte nach, statt der vorläufig gemeldeten 50,8 Zählern (siehe Börse-Intern vom 21. August). Und der Service-Index für die gesamte Eurozone konnte sich dadurch mit 50,5 Punkten noch knapp oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Zählern halten, nach noch 54,7 im Juli. Kein Wunder also, dass der Euro STOXX 50 so schwach abschneidet.
Bullishe Signale stellen sich als Bullenfallen heraus
Während ich diese Analyse geschrieben habe, sind die Aktienmärkte auf Tauchstation gegangen. Die bullishen Signale von DAX und S&P 500 haben sich als Bullenfallen herausgestellt. Der DAX hat schon fast wieder sein Juni-Hoch erreicht.
Und der S&P 500 droht, sich doch an die alternative Trompetenformation zu halten.
Fehlt nur noch, dass der Euro STOXX 50 seine Dreiecksformation nach unten bricht. Dann dürfte die Herbstkorrektur gestartet sein.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Trading
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
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