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Der Gewöhnungseffekt setzt ein

Ausgabe vom 07.04.2020

Der Gewöhnungseffekt setzt ein

von Sven Weisenhaus

Die Nachrichtenflut hat seit dem Wochenende deutlich abgenommen. Logisch, viel verändert hat sich zumindest in Sachen Coronavirus-Krise ja nicht mehr. Bis zur vergangenen Woche wurden noch unzählige Maßnahmen beschlossen. Nun gilt es aber erst einmal, deren Wirkung zu beobachten. Bis nach Ostern dürfte sich daran nur wenig ändern. Dadurch kommt etwas Ruhe in den Markt. Und das bekommt ihm offenbar sehr gut, wie die Entwicklung der Aktienkurse in dieser Woche zeigt.

Da unter anderem Regierungen und Notenbanken nicht mehr eiligst weitere steuernde Markteingriffe vornehmen, gelingt es inzwischen auch wieder deutlich besser, die Vielzahl an aktuellen Informationen zu sondieren. Insbesondere auch deshalb, weil nicht mehr gefühlt minütlich eine neue Wasserstandsmeldung zu Neuinfektionen in irgendeinem Land gemeldet wird.

Coronavirus: Das Thema ist durchgekaut

Letzteres werte ich dahingehend, dass inzwischen eine gewisse Sättigung bei den Konsumenten solcher Meldungen vorliegt. Das Interesse an entsprechenden Informationen sinkt einfach, weil man damit in den vergangenen Tagen und Wochen förmlich überflutet wurde und es langsam nervt oder man zumindest das Interesse verliert, immer die gleichen oder zumindest ähnliche Meldungen zu hören oder zu lesen. Nach dem 10. Coronavirus-Spezial im TV will man einfach auch mal wieder andere Inhalte sehen. Und die Medien reagieren darauf, indem sie langsam weniger derartige Meldungen produzieren.

Damit verbunden ist ein Gewöhnungseffekt. Und diesen kennen wir bereits aus anderen Krisen und Korrekturen. Meist ist der Boden am Aktienmarkt genau in dieser Phase nah oder sogar bereits erreicht. Anleger kehren langsam als Käufer zurück.

Alles andere als normale Kursbewegungen

Der Dow Jones konnte dadurch gestern um ganze 7,7 % zulegen und heute sogar noch einige Prozentpunkte draufsatteln. Ähnlich erging es dem breiter gefassten S&P 500, der gestern um 7,0 % zulegte, und dem technologielastigen Nasdaq 100, der um 7,3 % vorrückte. Der DAX schaffte immerhin ein Plus von mehr als 5,7 %.

Das sind wieder alles andere als normale Kursbewegungen. Sie sind nach wie vor ungewöhnlich hoch. Aber immerhin setzten sich damit die Kurserholungen fort, so dass die Anleger wieder Hoffnung schöpfen, dass wir das Schlimmste hinter uns haben. Allerdings bleibt die weitere Entwicklung ungewiss. Denn die Stimmung kann jederzeit wieder kippen. Man sollte nicht vergessen, dass die Aktienmärkte noch am Freitag drohten, in eine zweite Abwärtswelle zu kippen.

Ende der Korrekturen oder nur ABC-Gegenbewegungen?

Erst durch die heutigen Kursgewinne wurden in den diversen Aktienindizes die bisherigen Erholungshochs klar überwunden und die Kurserholungen damit eindeutig fortgesetzt. Doch durch die vorangegangenen höheren Tiefs und die nun klar erkennbaren höheren Hochs hat sich in den Kurserholungen bislang jeweils lediglich das Muster einer klassischen ABC-Gegenbewegung ausgebildet, wie der folgende Chart des Dow Jones beispielhaft zeigt.

Dow Jones - Elliott-Wellen-Analyse

Noch könnte auf die ABC-Kurserholung ohne weiteres eine weitere Abwärtswelle folgen (roter Pfeil), so dass sich die Korrektur als 5-gliedriger Zyklus darstellt. Zumal der Dow Jones zwar einige Fibonacci-Marken überwinden konnte, nun aber an den nächsten wichtigen Marken angelangt ist.

Dow Jones - Fibonacci-Retracements

So hat er mit dem heutigen Tageshoch beinahe das 61,80%-Retracement der zweiten Abwärtswelle getroffen (schwarze Linien, 23.706,86 Punkte). Und nur knapp darüber hätte der Index bei 23.891,11 Zählern 50 % der gesamten Crash-Bewegung aufgeholt.

Die Aktienmärkte müssen also noch etwas mehr leisten, damit man Entwarnung geben kann. Allerdings sind insbesondere die US-Indizes schon auf einem sehr guten Weg, die Korrektur zu beenden.

Das muss der Dow Jones für eine Entwarnung noch leisten

Schafft der Dow Jones, um beim Beispiel zu bleiben, den Sprung auf über 23.706,86 Punkte, würde zumindest schon einmal seine zweite Abwärtswelle als beendet gelten. Und bei einem Anstieg auf mehr als 24.681,01 Zähler läge eine Überschneidung in den vermeintlichen Wellen 1 und 4 vor, die es nach den Elliott-Wellen-Regeln nicht geben darf. Das Szenario einer weiteren Abwärtswelle (Welle 5) wäre damit hinfällig.

Problematisch wird es, wenn der US-Index unter das jüngste Zwischentief fällt. Dann könnten die Aktienmärkte noch einmal auf Tauchstation gehen.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de

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