Börse-Intern
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Weitere Folgen der Änderung des EstG, die alle Anleger betreffen
Ausgabe vom 14.02.2020
Weitere Folgen der Änderung des EstG, die alle Anleger betreffen
von Sven Weisenhaus
Ich möchte mich bei Ihnen jetzt schon für die Teilnahme an der Petition bedanken. Wir haben in zwei Tagen nun schon 4.000 Teilnehmer. Aber das reicht natürlich noch nicht. Und deswegen machen wir weiter.
Einige Leser mögen denken, dass es sie nicht betreffen wird, weil sie selten so hohe Verluste haben. Das stimmt aber nicht. Denn wenn dieses Gesetz nicht gekippt wird, kann es gut sein, dass es sich für die Herausgeber von Zertifikaten und anderen Derivaten nicht mehr lohnt, neue Produkte herauszubringen. Es besteht also die Gefahr, dass diese Anlageklasse, die es gerade den kleineren Anlegern ermöglicht, auch Rohstoffe oder Hebelprodukte zu handeln und Absicherungsmaßnahmen vorzunehmen, stirbt.
Auch könnten dann viele kleinere Anleger nicht mehr so einfach auf fallende Kurse setzen – das wäre ein erheblicher Nachteil gegenüber den größeren Anlegern!
Es betrifft also alle!
Machen Sie sich daher mit und unterzeichnen Sie jetzt hier…
Höhere Kosten bei den Brokern zu erwarten?
Ein weiterer Punkt, den viele falsch einschätzen: Je nachdem, wie das Gesetz ausgelegt wird, kann es sein, dass viele größere Trader auf ausländische Broker ausweichen. Die heimischen Broker, die gerade auf diese Vieltrader angewiesen sind, werden dann ihre Kostenstruktur nicht mehr halten können und wahrscheinlich die Preise erheblich anheben müssen.
Also selbst wenn Sie niemals ein Derivat, einen Optionsschein oder ein Zertifikat handeln wollen, kann es sein, dass sie dennoch Leidtragender dieses Gesetzes werden. Für den Finanzstandort Deutschland ist dieses Gesetz auf jeden Fall eine Katastrophe.
Ich kann also wirklich jedem Anleger und Börseninteressierten nur dringend raten, noch heute diese Petition zu unterzeichnen, damit wir die 50.000 Unterschriften zusammenkriegen, die notwendig sind, um beim Petitionsausschuss ein sogenanntes Quorum zu erreichen. Denn dann können die Initiatoren der Petition gemeinsam mit den Abgeordneten des Petitionsausschusses in einer Sitzung die Faktenlagen diskutieren. Da diese sehr eindeutig ist, wäre das eine gute Chance, wirklich etwas zu erreichen.
Falls Sie schon unterzeichnet haben, geben Sie diese Petition weiter, setzen Sie sich ein, damit wir weiterhin Derivate ohne diese erhebliche steuerliche Benachteiligung handeln können!
Hier unterzeichnen!
Kursanstiege der Aktienindizes sind nicht ausreichend begründet
von Sven Weisenhaus
Die deutsche Wirtschaft stagnierte im 4. Quartal 2019. Dadurch ist eine technische Rezession, wie sie die Deutsche Bank für möglich gehalten hat, erst einmal erneut vom Tisch.
Schon für das 3. Quartal 2019 war man von einem erneuten BIP-Rückgang ausgegangen. Zusammen mit dem Minus im 2. Quartal 2019 wäre es zu einer technischen Rezession gekommen. Doch die deutsche Wirtschaft überraschte mit einem Wachstum von 0,2 % im 3. Quartal. Eine technische Rezession konnte verhindert werden.
Und vorgestern war in der Börse-Intern zu lesen, die Deutsche Bank gehe davon aus, dass die Wirtschaft in Deutschland durch die wirtschaftlichen Folgen der Virusausbreitung im 1. Quartal 2020 um 0,2 Prozentpunkte langsamer wächst und damit in eine technische Rezession geraten könnte. „Das würde übrigens heißen, dass die deutsche Wirtschaft auch im 4. Quartal 2019 geschrumpft ist“, schrieb ich. Dazu ist es nun aber nicht gekommen. Eine technische Rezession konnte also erneut verhindert werden. – Immerhin!
Der Handelsstreit lässt grüßen
Wie es genau dazu gekommen ist, wurde noch nicht bekannt, da Detaildaten erst am 25. Februar veröffentlicht werden. Bislang nur so viel: Die privaten und auch die staatlichen Konsumausgaben verloren zum Jahresende merklich an Dynamik. Auch in Ausrüstungen wurde deutlich weniger investiert. Und es wurde weniger exportiert als im Vorquartal. Lediglich die Bauinvestitionen und die Investitionen in sonstige Anlagen sowie die Importe legten zu. – Der Handelsstreit lässt grüßen.
Schaut man sich nun das BIP-Wachstum der vergangenen drei Quartale oder auch das magere Jahresplus von 0,6 % an, und nimmt man die aktuellen Einschätzungen für das 1. Quartal 2020 hinzu (Stichwort: Coronavirus), dann muss man sich schon wundern, wie es der DAX überhaupt auf ein neues Allzeithoch geschafft hat. – Vielleicht wurde er nur durch die US-Indizes gezogen, deren Anstieg aber in diesem Ausmaß auch kaum gerechtfertigt ist (dazu weiter unten mehr).
Der Überbringer schlechter Nachrichten
Es tut mir leid, dass ich derzeit meist der Überbringer schlechter oder zumindest skeptischer Nachrichten bin (dass die deutsche Wirtschaft im Schlussquartal 2019 nicht geschrumpft ist, ist ja zumindest eine teilweise positive Nachricht), aber es ist nun einmal so, dass die wirtschaftliche Entwicklung nicht zur Kursentwicklung am Aktienmarkt passt. Ich würde auch lieber von hohen Wachstumsraten berichten, welche den Anstieg der Aktienmärkte untermauern, aber die Realität ist eben aktuell eine andere. Und darauf möchte ich Sie einfach nur hinweisen.
Wachstumstempo der Eurozone nahm auch ab
Dabei möchte ich noch hinzufügen, dass es der Wirtschaft der gesamten Eurozone nicht viel besser geht. Sie wuchs um 4. Quartal nur noch um 0,1 %. Immerhin wurde der Wert des Vorquartals von 0,2 % auf 0,3 % nach oben revidiert.
Dabei wäre ein konstanter Wert von 0,2 % für die letzten drei Quartals eher besser gewesen. Denn dann wäre das Wachstum gleich geblieben. So nahm das Wachstumstempo nun zum Jahresende ab. Und je länger das Coronavirus wütet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Eurozone der deutschen Wirtschaft in die Stagnation folgt. Übrigens war der gestrige Anstieg der Erkrankungen keine einmalige Sache. Die Behörden in Peking meldeten heute mehr als 5.000 Neuinfektionen und 121 neue Todesfälle. Der Höhepunkt bei der Krankheitswelle ist also noch nicht erreicht. Keine besonders guten Aussichten für die Wirtschaft – und damit auch nicht für den Aktienmarkt.
Kaum bessere Daten aus den USA
Wenn Sie sich nun nach besseren Daten aus den USA sehnen, so muss ich Sie leider erneut enttäuschen. Keine Frage, das Wachstumstempo der US-Wirtschaft ist deutlich höher als hierzulande. Im 4. Quartal 2019 stieg das BIP der Vereinigten Staaten gegenüber dem Vorquartal um 0,5 % (nach ebenfalls +0,5 % im 3. Quartal 2019). Doch ist dies ausreichend für den aktuellen Kursanstieg der US-Indizes?
Schauen wir uns auch die Gewinnentwicklung der Unternehmen an, die ja hauptsächlich verantwortlich für die Aktienkurse ist. Am 19. Dezember 2019 hatte ich unter der Überschrift „Rekordgewinne in 2020 – Ist das hohe KGV des S&P 500 angemessen?“ berichtet, dass laut den damaligen Markterwartungen die Gewinne der Unternehmen aus dem S&P 500 im 4. Quartal 2019 insgesamt nur um 0,3 % gegenüber dem Vorjahr wachsen sollten. Wie erwartet und bereits berichtet, haben rund 70 % der Unternehmen diese Erwartung geschlagen. Doch das tatsächliche Gewinnwachstum liegt, nachdem 64 % der Bilanzen veröffentlicht wurden, mit 0,7 % nur geringfügig über den Schätzungen vom 19. Dezember.
Insgesamt werden die Gewinne im Jahr 2019 damit um 0,6 % im Vergleich zum Vorjahr gewachsen sein. – Ist dies ausreichend für den aktuellen Kursanstieg der US-Indizes?
OK, wir reden hier über die Vergangenheit. Vielleicht steigen die Gewinne in 2020 ja so stark, dass die Aktien davon getrieben wurden. Im Dezember 2019 lagen die Erwartungen für das laufende Jahr bei +9,68 %. Hat sich hieran etwas gravierend verbessert? Nein, im Gegenteil: Die aktuellen Schätzungen liegen jetzt bei nur noch 8,3 %.
Und diese Schätzungen werden wohl, wie üblich, im weiteren Verlauf des Jahres noch weiter sinken, damit sie dann am Ende wieder leicht übertroffen werden können. – Doch ist dies ausreichend für den aktuellen Kursanstieg der US-Indizes?
Für das 1. Quartal 2020 liegen die Erwartungen übrigens beim Umsatz aktuell bei +4,6 % und beim Gewinn (siehe folgende Grafik) nur bei +2,5 %.
Das reicht definitiv nicht, um die aktuellen Kursgewinne der US-Indizes zu begründen.
Auf eine Zinssenkung der US-Notenbank hoffen?
Wenn Sie jetzt noch, quasi als letzter Rettungsanker, auf Zinssenkungen der US-Notenbank hoffen, dann verweise ich auf die gestrigen Daten zur Inflation in den USA.
Demnach sind die Verbraucherpreise im Januar auf Jahressicht mit +2,5 % so stark gestiegen wie seit Oktober 2018 nicht mehr. Da das Ziel der Federal Reserve von 2 % damit deutlich übertroffen wurde, sind weitere Zinssenkungen aktuell kaum zu begründen. Zumal auch die Kerninflation mit 2,3 % zum vierten Mal in Folge über dem Fed-Ziel lag.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
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