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Zu früh aus den US-Märkten ausgestiegen?
Ausgabe vom 07.02.2020
Zu früh aus den US-Märkten ausgestiegen?
von Sven Weisenhaus
Es ist schon sehr interessant, was derzeit so alles als positive Nachrichten verkauft wird. Die Medien sind eben Fähnchen im Wind, die sich immer nach der gerade vorherrschenden Stimmung richten – oder zumindest meinen, es zu tun.
Rund 70 % der US-Unternehmen schlagen die Erwartungen
So wird aktuell zum Beispiel als positive Nachricht verkauft, dass rund 70 % der Unternehmen in den USA im Rahmen der aktuell laufenden Berichtssaison die Erwartungen schlagen konnten. Leser der Börse-Intern wissen aber längst, dass dies einfach nur absoluter Durchschnitt und somit keineswegs so positiv ist – natürlich aber auch nicht negativ. Es ist eben einfach normal.
China halbiert Zölle
Als positiv wurde auch die Meldung verkauft, dass China die Halbierung der am 1. September 2019 in Kraft getretenen Zölle auf einige US-Importwaren angekündigt hat. Das Finanzministerium in Peking erklärte dazu, Zölle auf gut 1.700 US-Produktgruppen ab dem 14. Februar je nach Warenart von 10 % auf 5 % bzw. von 5 % auf 2,5 % zu senken. Für welche Güter mit welchem Handelsvolumen dies gilt, blieb zunächst unklar. Ich habe da aber so eine Ahnung – dazu gleich mehr.
Auf den ersten Blick deutet sich mit der Meldung sicherlich eine weitergehende Entspannung im Handelsstreit an. Doch überlegen Sie nur Folgendes: Im Rahmen des ersten Teilabkommens hatte China den USA unter anderem zugesagt, für eine erhöhte Einfuhr von US-Waren zu sorgen. Gegenüber dem Stand von 2017 sollen die Importe aus den USA um 200 Milliarden Dollar steigen. Würden auf diese Waren Zölle erhoben, träfe dies ausschließlich die Konsumenten in China.
Daher ist es nun nur logisch, dass die Volksrepublik genau auf die Waren die Zölle senkt, die sie aus den USA aufgrund des Teilabkommens zusätzlich importieren will. – Und so ist auch dies keine besonders positive Nachricht, sondern einfach nur ein logischer Schritt, der kaum eine zusätzliche Entspannung im Handelsstreit mit sich bringt.
Zu früh aus den US-Märkten ausgestiegen?
Und weil es damit auch keine neuen Gründe für steigende Aktienkurse gibt, bleibe ich skeptisch – insbesondere für die US-Märkte. Wegen dieser Skepsis, teilte mir gestern ein Leser mit, sei er zu früh aus den US-Indizes ausgestiegen. Und angesichts der entgangenen Gewinne gäbe es daher „eine gewisse Frustration“. Ich kann dieses Gefühl sehr gut verstehen, weil es mir früher auch so ergangen ist, was ich dem Leser auch mitgeteilt habe – neben dem Folgenden:
Entgangene Gewinne sehe ich inzwischen deutlich gelassener. Denn an den Börsen ergeben sich immer wieder neue Gewinnchancen. Und daher besagt auch eine Börsenweisheit, dass man entgangenen Gewinnen nie hinterhertrauern soll. Schließlich bieten sich jederzeit irgendwo Gewinnchancen – jeden Tag, jede Minute, sogar jede Sekunde (zum Beispiel im sehr kurzfristigen Future- oder CFD-Handel). Und es ist illusorisch zu glauben, dass man alle diese Gewinnchancen nutzen kann – oder muss.
Und es ist auch Illusion zu erwarten, dass man stets das Hoch erwischt, um Gewinne mitzunehmen (oder das Tief, um einzusteigen). Man wird also stets Teile der gewinnbringenden Kursbewegungen „verschenken“ – und hätte folglich jedes Mal Grund, frustriert zu sein. Das wäre aber natürlich Unsinn, denn die dennoch erzielten Gewinne sind ja ein Grund zur Freude!
Wenn das Chance-Risiko-Verhältnis nicht stimmt…
Grund für oben genannte Börsenweisheit ist auch, dass man oft zu hohe Risiken eingeht, um „alle“ oder noch die letzten Prozentpunkte Gewinn einzustreichen. So hätte ich mich zum Beispiel noch am Dienstag darüber ärgern können, jüngst bei der Tesla-Rally nicht mit an Bord gewesen zu sein. Schließlich stieg die Aktie binnen nur zwei Tagen von 650 auf im Hoch 969 Dollar – ein entgangener Gewinn von fast 50 %.
Doch dieser Anstieg erinnert mich sehr an die Ereignisse von 2008 bei Volkswagen (siehe folgender Chart). Damals schoss die VW-Aktie auf unfassbare Höhen, nur um wenig später genauso schnell wieder nach unten zu rauschen.
Und Tesla hat vorgestern an nur einem Tag rund 20 % verloren.
Hier sind Anleger also eindeutig sehr hohe Risiken eingegangen, weil Tesla zuvor schon sehr hoch bewertet war. Und viele Trader dürften sich damit die Finger verbrannt haben.
Die US-Indizes waren und sind korrekturanfällig
Ähnliches könnte in Kürze auch bei den US-Indizes passieren – wenn auch natürlich nicht mit dieser extremen Dynamik. Und daher war es definitiv nicht falsch, zu früh aus den US-Märkten ausgestiegen zu sein. Stattdessen ist es immer richtig, nur Investments zu tätigen, die ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) haben. Und egal welche Kennzahl man sich aktuell anschaut: die US-Indizes sind hoch bewertet und charttechnisch überkauft - und somit aktuell eben aus meiner Sicht kein Investment, bei dem das CRV stimmt.
Am 24. Januar hatte ich zum Beispiel unter der Überschrift „Moderates Wachstum vs. steile Kursanstiege“ berichtet, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500 mit 18,7 sogar am obersten Ende seiner 10-Jahres-Spanne lag. Inzwischen ist auch der Dow Jones dort angekommen – mit einem 18,2er KGV, nach 17,5 Ende Januar.
(Quelle: Helaba)
Ich sehe daher nach wie vor keinen Grund, jetzt noch in diese Märkte einzusteigen. Und es ist auch nicht falsch, bestehende Positionen zu beenden und Gewinne mitzunehmen, um diese später zu günstigeren Kursen zurückzukaufen.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
PS: In den Stockstreet-Börsenbriefen zeigen wir derzeit eindrucksvoll, wie man auch ohne die US-Märkte hohe Gewinne einfahren kann. So konnten sich die Leser des Optionsscheine-Expert-Trader heute über einen Gewinn in Höhe von 7 % durch einen Trade auf Allianz und sogar über 33 % Gewinn aus einem Trade auf Bayer freuen.
Der Optionsscheine-Expert-Trader hat übrigens eine lupenreine Bilanz, wie die folgende Tabelle aller zuvor bereits abgeschlossenen Trades zeigt.
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