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Darum ist die Charttechnik der Fundamentalanalyse meilenweit voraus
Ausgabe vom 11.07.2019
Darum ist die Charttechnik der Fundamentalanalyse meilenweit voraus
von Sven Weisenhaus
Es ist manchmal verblüffend, wie oft fundamentale Entwicklungen bereits früh in den Charts zu erkennen ist. Nachdem ich vorgestern erst über die trüben Gewinnaussichten von BASF, der Deutschen Bank und Deutz geschrieben habe, folgten gestern Abend (MESZ) der Abfüllanlagenbauer Krones und der Elektro-Maschinenbauer Aumann mit den nächsten Gewinnwarnungen. Blickt man auf die Charts, lässt sich erkennen, dass diese Entwicklungen von den Anlegern teilweise schon eingepreist wurden.
Gewinnwarnung und Kurseinbruch bei Aumann und Krones
Das Bild bei Aumann ähnelt schon sehr den Kursverläufen von BASF und der Deutschen Bank, die ich in der Börse-Intern von Dienstag präsentiert hatte – insbesondere beim Kurseinbruch nach der aktuellen Unternehmensmeldung (siehe rote Ellipse im folgenden Chart).
Aber auch Krones kann da locker mithalten:
Die Kurseinbrüche sind nach den aktuellen Gewinnwarnungen völlig plausibel. Doch dabei muss man wohl die folgende Frage stellen:
Warum kamen die Gewinnwarnungen erst jetzt?
Wenn doch die Frühindikatoren (Einkaufsmanagerindizes, ifo Geschäftsklima, Auftragseingänge, etc.) schon längst einen Einbruch in der Nachfrage und in der Produktion angedeutet hatten und einige Anleger der hier genannten Unternehmen eine solche Entwicklung bereits erwartet und die Aktie daher bereits verkauften hatten, warum kamen die Gewinnwarnungen dann erst jetzt auf den Tisch?
Haben die Unternehmenslenker etwa erst gestern die aktuellen Zahlen erhalten und die ganze Zeit nichts geahnt? Das würde nicht für ihre Qualifikation sprechen. Oder sind plötzlich große Aufträge weggebrochen? Dann hätte man das bereits zeitnah kommunizieren können. Bei Krones wurde die Gewinnprognose um 50 % gekürzt. Ein derartiger Einschnitt kann kaum von einem auf den anderen Tag offensichtlich geworden sein. Ebenso die plötzliche Erkenntnis von Aumann, wo man nun von einem Umsatzeinbruch in Höhe 17 % ausgeht, während bis gestern noch ein leichter Anstieg erwartet wurde.
Sind also einige Aktionäre besser informiert als die Firmenlenker? Schließlich konnten sie die Unternehmensentwicklung längst korrekt einschätzen, sogar ohne einen direkten Einblick in nicht öffentliche Dokumente gehabt zu haben.
Der Kapitalmarkt muss früher informiert werden!
Die Dummen sind diejenigen Aktionäre, die sich auf die bisherigen Prognosen von Unternehmensseite verlassen hatten und jetzt plötzlich kalt erwischt wurden. Ich bin zwar von den heute genannten Gewinnwarnungen nicht betroffen, aber sie ärgern mich dennoch. Und ich halte eine Reform der Investors Relations-Kommunikation für dringend nötig. Denn in der heutigen, schnellen und digitalen Welt muss ein Anleger frühzeitigere Information über den Geschäftsverlauf erhalten können. Das Vertrauen in den Aktienmarkt ist hierzulande sowieso schon nicht gerade hoch. Und solche Entwicklungen, wie sie sich in den Charts oben zeigen, zerstören noch mehr der bereits kaum vorhandenen Aktienkultur in Deutschland.
Charttechnisch waren die weiteren Kursrückgänge zu erwarten
Wer sich allerdings der Charttechnik widmet, wäre von den heutigen Kursverlusten bei Krones und Aumann wahrscheinlich verschont geblieben. Denn in beiden Aktien lagen bereits seit Monaten klare Abwärtstrend vor. Und in den Tagen vor den gestrigen Gewinnwarnungen zeichneten sich weitere Kursverluste bereits durch klare charttechnische Formationen ab – durch abfallende Dreiecke, die für einen baldigen Ausbruch nach unten stehen. So zum Beispiel bei Aumann (blaue Linien im folgenden Chart):
Aber auch bei Krones, hier allerdings durch den bullishen Anstieg, der sich als Fehlsignal herausstellte, nicht idealtypisch:
In beiden Fällen hatte sich der Druck auf die bisherigen Korrekturtiefs und die daraus resultierenden Unterstützungen sehr deutlich bereits vor den gestrigen Gewinnwarnungen erhöht. Man musste also mit dem Ausbruch nach unten rechnen. Und vielleicht wäre dieser sogar ohne die Gewinnwarnung gekommen, wenn auch nicht in diesem aktuellen Ausmaß.
Charttechnik ist der Fundamentalanalyse oft überlegen
Fundamentale Information erhält man oft erst relativ spät. Meist gibt es Anleger, die solche Entwicklungen schon im Vorfeld erwarten. Und das kann man an den Charts einfach ablesen – zumindest sind oft Warnsignale zu erkennen.
Kein Wunder also, dass wir in unseren Stockstreet-Börsenbriefen zwar auch nach fundamental günstigen Unternehmen Ausschau halten, aber letztendlich insbesondere nach charttechnischen Signalen handeln.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
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