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Wie wild treiben es die Hexen diesmal zum Hexensabbat?

Ausgabe vom 11.03.2019

Wie wild treiben es die Hexen diesmal zum Hexensabbat?

von Torsten Ewert

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

es ist wieder einmal soweit – der nächste Verfallstag steht vor der Tür (am Freitag dieser Woche), und wie immer vor einem Quartalsende ist es ein großer, bei dem nicht nur die monatlichen Aktien-Optionen verfallen, sondern auch die Futures auf Aktien und Indizes: der berühmt berüchtigte-dreifache Hexensabbat.

An der Grenze zum ganz bullishen Terrain

Und es könnte gut sein, dass den Hexen auch diesmal der Teufel in die Beine fährt und sie (und damit auch die Kurse) wild zu tanzen beginnen. Das zeigt der Blick auf das aktuelle Verfallstagsdiagramm:

Verfallstagsdiagramm DAX März 2019

(Übrigens: Sie können dieses Diagramm täglich neu aktualisiert unter https://www.stockstreet.de/verfallstag-diagramm#/ abrufen.)

Der DAX steht aktuell bei rund 11.500 Punkten (siehe grüne Pfeile) und damit genau an der Grenze, über der nur noch hauptsächlich Call-Positionen (blaue Säulen) liegen. Bezogen auf die Max-Pain-Kurve (unterer Chartteil) ist er sogar schon ein Stück den bullishen Berg hinaufgeklettert. Eine Reihe von größeren Call-Positionen, die ab 11.200 Punkten aufwärts liegen (siehe gelbe Markierung) mussten also durch die Stillhalter schon abgesichert werden.

Ein weiterer Kursanstieg des DAX würde also die Stillhalter weiter in Bedrängnis bringen: Sie müssten die zweitgrößte Call-Position bei 11.500 Punkten absichern – und bekanntlich treibt die Absicherung solch großer Call-Positionen die Kurse weiter an. Die Stillhalter dürften daher versuchen, den DAX bis Freitag unter der 11.500-Punkte-Marke zu halten.

Noch ist alles möglich

Wie tanzfreudig die Hexen diesmal werden, hängt damit davon ab, wie stark die Bullen nun (noch) sind. Wenn sie problemlos ein Kursfeuerwerk zünden können, werden die Stillhalter natürlich keine Chance haben. Dann könnten die Kurse dynamisch steigen und schnell bis zur 11.700er Marke laufen, wo die nächste große Call-Position liegt – die größte überhaupt. Hier würde dann das Tänzchen von Neuem beginnen, wobei es unwahrscheinlich erscheint, dass die Stillhalter auch diese Bastion aufgeben müssen (dazu gleich mehr). Aber ausschließen kann man das natürlich nicht.

Wenn die Bullen dagegen immer noch keine rechte Kraft entwickeln können, sondern nur gelegentlich Angriffe nach oben unternehmen, könnte es bis zum Verfallstag die gefürchtete Hexensabbat-Hektik geben: Einem Angriff der Bullen, also einem Kursimpuls nach oben, schlägt die vereinte Kraft der Bären und Stillhalter entgegen, welche die Kurse wieder drückt und zu dem typischen Hin und Her vor einem Verfallstag führt, wenn das immer wieder geschieht.

Die dritte Option ist natürlich, dass die Bullen so schwach sind, dass die Stillhalter die Kurse wieder bis auf den optimalen Abrechnungswert von 11.300 Punkten nach der „Schüsselkurve“ drücken und sich so auch die entsprechenden Call-Positionen unterhalb von 11.500 Punkten sichern.

Warum die Bullen eigentlich klare Vorteile haben

Es ist also noch alles möglich. Am heutigen Vormittag zeigte sich der DAX zwar recht freundlich, aber echte Aufwärtsdynamik sieht anders aus. Das spricht zunächst für einen eher verhaltenen Kursverlauf bis zum Verfallstag am Freitag. Dabei haben die Bullen eigentlich gute Voraussetzungen, um die Stillhalter ordentlich unter Druck zu setzen, wie ein Blick auf den DAX-Chart zeigt:

DAX - Tageschart seit März 2018 

Nach dem klaren Ausbruch über die blaue Abwärtslinie Anfang März (siehe roter Pfeil) und dem Rücksetzer an diese in der Vorwoche (grüner Pfeil) gilt dieser Ausbruch als bestätigt, da sich der Kurs nun wieder deutlich nach oben absetzt. Die klassische charttechnische Erwartung ist also ein erneuter Anstieg, der zügig über das jüngste Zwischenhoch hinausgeht.

Dabei könnte der DAX sofort die rote Widerstandszone um 11.800 Punkte anlaufen, deren Unterkante bei gut 11.700 Punkten verläuft und damit fast exakt mit der größten Call-Position im Verfallstagsdiagramm übereinstimmt. Auch aufgrund dieses markanten charttechnischen Widerstands ist es also höchst unwahrscheinlich, dass die Bullen bis Freitag die 11.700er Marke knacken, selbst wenn es zu diesem bullishen Szenario kommt.

Nach unten hingegen haben die Bullen durch die blaue Abwärtslinie und die steigende Unterkante des grünen Aufwärtstrends bis Freitag genügend Unterstützung. Beide Linien schneiden sich ausgerechnet am Verfallstag – bilden also eine Kreuzunterstützung als Target (gelber Kreis), das die Kurse normalerweise nicht weiter als bis 11.350 Punkte (das Targetniveau) absacken lassen sollte.

Was ist denn diesmal nicht normal?

 „Normalerweise“ heißt, dass außergewöhnliche Ereignisse all diese Betrachtungen hinfällig machen können. Und ausgerechnet in dieser Verfallstagswoche steht am morgigen Dienstag mit der nächsten Brexit-Abstimmung im britischen Parlament ein solches Ereignis an. Dies dürfte auch der Grund sein, warum der DAX sich heute trotz der genannten guten charttechnischen Voraussetzungen so zurückhaltend zeigt: Vor diesem wichtigen Termin will sich kein Börsianer aus dem Fenster lehnen.

Je nach dem Ergebnis der morgigen Abstimmung könnte es also sein, dass die Verfallstags-Hexen diesmal einen besonders heißen Tanz hinlegen. Allerdings lehrt die bisherige Erfahrung mit den diversen Brexit-„Entscheidungen“, dass die folgenden Ausschläge in die eine oder andere Richtung selten nachhaltig sind. Für kurzfristige Trader könnte also ein kleines Tänzchen mit den Hexen höchst attraktiv sein. Aber passen Sie auf, dass Ihnen keine ein Bein stellt oder Sie stolpern. Ich wünsche Ihnen also eine wilde, aber erfolgreiche Woche!

Mit besten Grüßen

Ihr Torsten Ewert

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