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Startet der DAX eine Verfallstagsrally?
Ausgabe vom 11.02.2019
Startet der DAX eine Verfallstagsrally?
von Torsten Ewert
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
an den Börsen sind stets alle möglichen Ereignisse dafür gut, die Kurse in die eine oder andere Richtung zu treiben: Notenbankentscheidungen, Geopolitik, Unternehmensnachrichten usw. Manche davon sind sogar absehbar, weil sie als Termin im Kalender stehen. So wie z.B. die Verfallstage. Und der bevorstehende „kleine“ Verfallstag am Freitag ist ein Kandidat, der den DAX auf seine Rally schicken könnte.
Die aktuelle Verfallstagspositionierung
Das wird sofort beim Blick auf das Verfallstagsdiagramm klar:
Die jeweils aktuelle Verfallstagsgrafik finden Sie übrigens auf unserer Webseite unter: https://www.stockstreet.de/verfallstag-diagramm/
Unter diesem Link finden Sie auch noch weitere nützliche Börsentools:
https://www.stockstreet.de/service
Der DAX steht aktuell bei 11.000 Punkten (siehe Pfeile) und damit auf dem theoretisch günstigsten Abrechnungsniveau für die Stillhalter, wie das kleine untere Diagramm („Schüsselkurve“) zeigt. Damit haben die Stillhalter keinen Druck, in den Markt einzugreifen.
Daran ändert sich auch nicht allzu viel, wenn der DAX wieder fallen sollte. Dann laufen zwar einige Put-Positionen (rote Säulen) ins Geld, aber diese sind relativ klein und geben damit ebenfalls keinen Anlass für die Stillhalter einzugreifen. Darauf deutet auch die „Schüsselkurve“ hin, die nach links – also in Richtung fallender DAX-Kurse – nur relativ flach ansteigt.
Damit können wir als erstes Zwischenfazit festhalten: Sofern der DAX weiterhin dahindümpelt oder Schwäche zeigt, sind bis zum Verfallstag aufgrund der Optionspositionen keine Kurssprünge zu erwarten. In diesem Fall gibt es kein konkretes Kursziel, da faktisch jeder Kurs den Stillhaltern recht sein dürfte.
Wenn der DAX weiter steigt
Ganz anders ist das jedoch, wenn der DAX von diesem Niveau aus wieder steigt! Denn dann kommen recht schnell die beiden aktuell größten Positionen bei 11.200 und 11.250 Punkten ins Spiel. Und sobald diese ins Geld laufen, dürfte unter den Stillhaltern Hektik ausbrechen.
Je nach Dynamik, mit der dieser Kursbereich angelaufen wird, könnte das zu unterschiedlichen Reaktionen führen:
Wenn der DAX nur gemächlich zur 11.200-Marke schlurft, könnten die Stillhalter versuchen, den DAX darunter zu halten. In diesem Fall wäre die 11.200er Marke zugleich das Kursziel bis zum Verfallstag.
Wenn es der DAX jedoch in den nächsten Tagen überhaupt bis zur 11.200er Marke schafft, ist es wahrscheinlicher, dass dies mit einer gewissen Dynamik geschieht (siehe unten) und diese Marke dann auch mit einem impulsiven Kurssprung überwunden wird. Dann bleiben den Stillhaltern nur die üblichen Absicherungsmaßnahmen. Und wie regelmäßige Leser unserer Verfallstagsanalysen wissen, verstärken die Absicherungsmaßnahmen der Stillhalter, die Kursbewegung, durch die sie ausgelöst werden – in diesem Fall also den Kursanstieg.
Wirklich nur eine geringe Distanz?
Die spannende Frage ist nun natürlich, wie wahrscheinlich es ist, dass der DAX es über die 11.200er Marke schafft. Vom aktuellen Kursniveau sind es bis dahin 1,8 %. Das klingt nicht viel – das schafft der DAX mitunter an einem einzigen Handelstag.
Die Statistik mahnt dagegen zur Vorsicht: Tatsächlich gelingt es dem DAX nur in gut 11 % der Fälle, dieses Niveau innerhalb eines Tages zu überschreiten. Aber er hat ja bis Freitag immerhin vier Tage Zeit. Doch auch dann steigt die Wahrscheinlichkeit nur auf 30 %, diese scheinbar so geringe Schwelle zu überschreiten.
Der Grund dafür, dass es der DAX rein statistisch auch in vier Tagen so selten schafft, um magere 1,8 % zu steigen, ist natürlich, dass der DAX in einer Vielzahl der Fälle einfach vier Tage lang in die Abwärtsrichtung marschiert – und so gar keine Gelegenheit hat, diese „geringe“ Marke zu überspringen. Wenn man diese kurzfristigen Abwärtstrends herauslässt und prüft, wie oft es dem DAX gelingt, während eines 4-Tage-Anstiegs wenigstens einmal über den Schwellwert von 1,8 %. zu steigen – wenn auch kurzfristig – dann steigt die Wahrscheinlichkeit dafür schon auf fast 60 %. Und es reicht ja schon, wenn der DAX mit einer gewissen Gefahr der Nachhaltigkeit über die neuralgische Marke hüpft, um die Absicherungsmaßnahmen auszulösen und den Kurs weiter zu treiben!
Die aktuelle Chartsituation im DAX
Wir müssen also durch einen Blick auf den Chart prüfen, ob der DAX auch diesmal eine solche Kurzzeit-Rally starten kann:
Auch charttechnisch sieht es auf den ersten Blick so schlecht gar nicht aus für den DAX. Der Kurs läuft in einem kurzfristigen Aufwärtstrend (grün), der mit dem jüngsten Tief gerade erst auf der Unterseite bestätigt wurde (siehe grüner Pfeil). Danach sollte der DAX in diesem Aufwärtstrend nun weiter steigen.
Zudem attackieren die Bullen aktuell wieder die 11.000-Punkte-Marke (schmale rote Zone), die für eine kurzfristige Bodenbildung bzw. Umkehr entscheidend ist. Wenn dem DAX der Sprung darüber gelingt, besteht weiteres Aufwärtspotenzial!
Warum die Lage doch nicht so rosig ist
Bei genauerer Betrachtung ist die Lage indes nicht ganz so rosig: Das jüngste Zwischenhoch (siehe roter Pfeil) erreichte z.B. die Oberkante des grünen Trends nicht mehr, sondern scheiterte zuvor an einer Parallellinie des übergeordneten roten Trends (strichpunktiert). Daher ist nun eher ein weiterer Rückgang in Richtung der unteren roten Abwärtstrendline zu erwarten als ein erneuter Anstieg.
Allerdings ist nach dem jüngsten Rücksetzer nun eine gewisse Gegenreaktion zu erwarten. Doch da das jüngste Hoch nur bei knapp 11.400 Punkten lag, sollte diese Erholung unterhalb von 11.200 Punkten bleiben – sofern die Bären tatsächlich weiterhin das Sagen haben.
Dass dies der Fall ist, deutet auch die heutige schwache Kursbewegung im Bereich der neuralgischen 11.000-Punkte-Marke an: Trotz guten Starts und eines recht deutlichen Ausbruchs über dieses Niveau, konnten die Bullen bisher ihren Vorteil nicht nutzen und mussten den DAX wieder zurückfallen lassen. Stärke sieht eindeutig anders aus!
Zwei entscheidende Ereignisse?
Aber wie eingangs erwähnt, können diverse Ereignisse für neue Wendungen an den Märkten sorgen. Zwei Termine sind dabei besonders bedeutsam: Das geplante Treffen zwischen China und den USA in Sachen Handelskonflikt und der drohende erneute Government Shutdown in den USA, dessen Ende im Januar nur mit einer dreiwöchigen Bedenkzeit erkauft wurde. Und diese läuft am Freitag – also ausgerechnet am Verfallstag – ab.
Sofern sich bei beiden oder nur einem dieser Themen Entspannungssignale oder gar Lösungen abzeichnen, wird das die Aktienmärkte natürlich beflügeln und damit den DAX sicher auch über die 11.200-Punkte-Marke treiben. Für DAX-Trader gibt es diesmal auch eine relativ klare Marke, die dabei bedeutsam ist: Das Tief der langen weißen Kerze des jüngsten Zwischenhochs bei 11.177,70 Punkten. Sobald der Kurs darüber springt, müssen wir damit rechnen, dass auch die 11.200er Marke angesteuert bzw. gebrochen wird.
Und wenn das im Zusammenhang mit guten Nachrichten geschieht, greift das oben genannte Szenario einer möglicherweise stärkeren Verfallstagsrally im DAX.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
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