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Die Notenbanken können geduldig sein
Ausgabe vom 06.02.2019
Die Notenbanken können geduldig sein
von Sven Weisenhaus
Beim Fußball stehen immer zwei Trainer am Spielfeldrand – die anderen rund 80 Millionen Trainer sitzen auf der Tribüne oder vor den Fernsehern. In der Geldpolitik ist es ganz ähnlich. Liest man sich durch die Berichte und Analysen über die geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken, so bekommt man unweigerlich den Eindruck, dass dort völlig ahnungslose Trottel über die Zinsen in den einzelnen Währungsgebieten entscheiden und die eigentlichen Experten in den Redaktionen der Medien sitzen.
Die Währungshüter der Notenbanken sind also ein ebenso beliebtes Ziel für Kritik wie die Trainer der vielen Fußballmannschaften. Doch aktuell zeigen die Konjunkturdaten recht eindrucksvoll, dass die Zentralbanker durchaus ein gutes Gespür für die Märkte besitzen. Denn die Notenbanken haben ein geduldiges Vorgehen signalisiert. Und die jüngsten Zahlen zur Wirtschaft lassen dafür eindeutig den nötigen Spielraum.
Wirtschaft der Eurozone schwächelt schon länger
So zeigt sich die Wirtschaft der Eurozone schon eine Weile schwächer. Im 4. Quartal 2018 legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wieder nur um 0,2 % zum Vorquartal zu. Es blieb damit genauso schwach wie im Quartal zuvor.
Nach bislang vorliegenden Daten schrammte Deutschland dabei noch gerade so an einer Rezession vorbei – also an zwei Quartalen mit schrumpfendem BIP.
Das hochverschuldete Italien steckt in einer Rezession
Doch ausgerechnet das hoch verschuldete Italien ist zum Jahresende 2018 als erste und drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone in eine Rezession gerutscht. Im 4. Quartal schrumpfte die dortige Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 %, nach einem Minus von bereits 0,1 % im 3. Quartal.
Eine Rezession erschwert es der Regierung in Rom natürlich, die mit der EU-Kommission im Dezember ausgehandelten Haushaltsziele für 2019 einzuhalten. Italien hatte zugesagt, die Neuverschuldung des Staatshaushaltes auf 2,04 % der Wirtschaftsleistung zu begrenzen und musste damit bereits Zugeständnisse machen, nachdem die Finanzmärkte deutlich negativ auf die vorherigen Haushaltspläne des Landes reagiert hatten.
Dabei schwächelt nun auch noch der Binnenkonsum
Immerhin konnte man sich bislang noch auf einen starken Binnenkonsum als tragende Säule verlassen, während der Außenhandel schon Probleme machte. Doch inzwischen muss man auch diese Position überdenken. Denn Daten vom italienischen Statistikamt zeigen, dass die italienische Schrumpfkur bereits hauptsächlich durch einen Rückgang der Binnennachfrage bedingt ist. Dabei ist Italien aber keine Ausnahme. Denn auch die Kauflaune der deutschen Verbraucher war zuletzt mau. So erlitten die Einzelhändler hierzulande im Dezember die größten Umsatzeinbußen seit elfeinhalb Jahren. Die Einnahmen fielen um 4,8 % niedriger aus als im Vormonat. Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang von 0,6 % gerechnet. In der gesamten Eurozone ging das Absatzvolumen des Einzelhandels im Weihnachtsmonat (!) um 1,6 % zurück.
Preiserhöhungen lassen sich kaum durchsetzen
Kein Wunder, dass bei der schwachen Nachfrage derzeit Preiserhöhungen kaum durchsetzbar sind. Und so gingen auch die Erzeugerpreise im Euroraum zurück, im Dezember um 0,8 % gegenüber dem Vormonat, nach bereits -0,3 % im November.
(Quelle: Eurostat)
Da die Erzeugerpreise als Vorstufe der Verbraucherpreise gelten, lässt sich schnell ausmalen, dass wir auf absehbare Zeit nicht mit deutlich höheren Inflationsraten zu rechnen haben. Im Januar ist die Inflationsrate der Eurozone sogar schon erneut gesunken, von 1,6 % im Dezember auf nur noch 1,4 %.
Damit kann auch der leichte Anstieg der Kerninflation um 0,1 Prozentpunkte auf 1,1 % nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Ziel der EZB von 2 % auf absehbare Zeit nicht erreicht wird und EZB-Chef Mario Draghi daher weiterhin sehr geduldig bleiben kann.
US-Notenbank kann ebenfalls geduldig sein
Und aus ähnlichen Gründen fand sich kürzlich auch im Statement der US-Notenbank das Wort „geduldig“ wieder. Am vergangenen Freitag wurde der monatliche Arbeitsmarktbericht bekanntgegeben. Mit 304.000 neugeschaffenen Stellen wurden die Erwartungen (165.000) zwar deutlich geschlagen,…
…doch einerseits stieg die Arbeitslosenquote zum zweiten Mal in Folge an, von 3,9 % im Dezember auf 4,0 % im Januar,…
…womit das hohe Stellenwachstum ein Gegengewicht bekam, und andererseits ist der Arbeitsmarktbericht ein nachlaufender Indikator. Viel wichtiger dürfte für die US-Notenbank derzeit das Lohnwachstum sein. Denn dies gilt als vorlaufender Indikator für die Inflation. Und hier wurde lediglich ein mageres Monatsplus von nur 0,1 % gemeldet, nach noch +0,4 % im Dezember. Der Druck auf die Inflation von Seiten steigender Löhne hat also zum Jahresauftakt deutlich nachgelassen.
Fazit
EZB und Fed haben die Märkte auf eine Zinspause eingestellt. Und trotz aller Kritik, die quasi bei jeder Zinsentscheidung zu lesen ist, begründen die Konjunkturdaten die Maßnahmen der Notenbanken schon eine Weile sehr gut. Auch die von der Fed erst kürzlich eingeleitete Zinspause wird von den aktuellen Daten untermauert. Insofern halte ich den Kurs der Notenbanken durchaus für angemessen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
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