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Fazit zu 2018 und Erwartung an 2019
Ausgabe vom 08.01.2019
Fazit zu 2018 und Erwartung an 2019
von Sven Weisenhaus
Im Rückblick auf das Jahr 2018 kann man von einem schlechten, ja sogar verlorenen Jahr für Aktien-Anleger sprechen. Denn wie mein Kollege Torsten Ewert gestern schon schrieb, ist die Jahresperformance diverser Aktienindizes so schwach wie seit der Finanzkrise vor 10 Jahren nicht mehr.
Allerdings sollte man die positiven Aspekte der vergangenen 12 Monate nicht völlig außer Acht lassen. Denn die Aktienindizes in den USA haben erst Anfang Oktober noch neue Allzeithochs markiert haben. Und selbst im deutlich schwächeren DAX sahen wir im vergangenen Jahr noch ein neues Allzeithoch - im Januar. Zwar ging es danach bis Ende März deutlich abwärts, doch bis zum Sommer erholten sich die Kurse noch einmal deutlich. Daher hatte bis dahin wohl auch noch kaum jemand einen Jahresschlussstand von nur etwas mehr als 10.000 Punkten im DAX auf dem Schirm.
Es war also eher ein schlechtes oder auch verlorenes zweites Halbjahr bzw. mit Blick auf die US-Indizes sogar nur ein schlechtes viertes Quartal. Man neigt aber eben dazu, in 12-Monats-Abschnitten zu denken. Und in jedem Fall waren die vergangenen 12 Monate hochvolatil. Doch genau dies hatten wir prognostiziert. Und daher bin ich sogar relativ zufrieden mit dem Jahresverlauf. Dazu ein kleiner Rückblick:
2018: Hohe fundamentale Bewertung traf auf steigende Zinsen
Noch Ende 2017 hatte ich einen freundlichen Jahresausklang 2017, aber einen holprigen Jahresstart 2018 erwartet und in meiner ersten Börse-Intern des Jahres 2018 prognostiziert, dass 2018 ein schwieriges Jahr für Aktien wird. Nach dem tatsächlich bullishen Jahresausklang 2017 und dem heftigen Kurseinbruch Ende Januar / Anfang Februar bzw. bis Ende März warnte ich dann im weiteren Verlauf des Jahres gebetsmühlenartig vor der relativ hohen fundamentalen Bewertung einiger (US-)Aktien bei einer gleichzeitig restriktiver werdenden Geldpolitik der US-Notenbank. Neben den steigenden (Leit-)Zinsen kam dabei immer wieder der Verweis auf den „Fed-Plan“, also die geringer werdenden Reinvestitionen auslaufender Anleihen (siehe zum Beispiel „Positive Wachstumsaussichten stützen, steigende Zinsen belasten“).
Und daher sah meine Prognose zum DAX bereits in der Börse-Intern vom 15.02.2018 wie folgt aus:
OK, das weitere Allzeithoch (im Rahmen der Wellen 5, grüner Pfeil) wurde 2018 nicht mehr ganz erreicht, aber das Kursziel von etwa 10.000 Punkten im Rahmen der (ABC-)Korrektur (roter Pfeil) ziemlich exakt abgearbeitet. Und passend dazu kam ab Mitte 2018 auch die Sorge vor nur noch halb so stark wachsenden Unternehmensgewinnen in 2019 hinzu.
Während viele Medien die gefallenen Aktienkurse mit dem Brexit und insbesondere dem Handelsstreit zwischen den USA und China begründet haben, sah ich die drei schon frühzeitig genannten Aspekte (hohe Bewertung, sinkendes Gewinnwachstum, Geldpolitik) als ausschlaggebend für die Korrektur an. Und meines Erachtens liegen diese Punkte näher an der Wahrheit, als die Begründungen vieler Medien.
2019 wachsen die Unternehmensgewinne nur noch weniger als halb so schnell
Und was die Unternehmensgewinne betrifft, so erwarteten die Analysten am 21. Dezember nach einem Gewinnwachstum von voraussichtlich 20,3 % in 2018 für 2019 nur noch ein Plus bei den Unternehmensgewinnen im S&P 500 von 7,9 %. Im November lag diese Erwartung noch bei 9,7 %.
(Quelle: FactSet)
Sogar die Erwartungen an das Umsatzwachstum wurden zurückgenommen, wenn auch nur leicht von 5,4 % im November auf 5,3 % im Dezember. Keine Frage, diese Entwicklung kann der Handelsstreit (und vielleicht in geringem Maße auch der Brexit) verstärkt haben, doch das zukünftig sinkende Gewinnwachstum, die hohen Bewertungen und die steigenden (Leit-)Zinsen hatten eine Korrektur schon längst überfällig gemacht.
Seitwärtstendenz mit überschießenden Kursen nach oben und unten?
Während andere noch im Oktober die neuen Allzeithochs in den US-Indizes feierten, verfolgten wir daher in der Börse-Intern längst das Szenario einer Seitwärtsphase auf hohem Niveau, bei der es sowohl zu einem Überschießen auf der Ober- als auch auf der Unterseite kommen konnte (siehe dazu auch zum Beispiel Börse-Intern vom 16.02.2018). Mit den Allzeithochs in Dow Jones & Co. haben wir im Oktober folglich das Überschießen auf der Oberseite gesehen. Und im neuen Börsenjahr 2019 stellt sich nun die erste Aufgabe, zu beobachten, ob die aktuellen Kursverluste nur das entsprechende Überschießen auf der Unterseite sind.
Entscheidend dafür wird die weitere Entwicklung der Gewinnerwartungen sein! Seitdem diese sinken (dunkle Linie im folgenden Chart), fallen nämlich auch die Aktienkurse (hellblau).
(Quelle: FactSet)
Doch ein großer Teil der Abwärtsrevisionen ist nicht auf den Brexit oder den Handelsstreit, sondern schlicht auf den gefallenen Ölpreis zurückzuführen. Dadurch wurde alleine im Energiesektor die Erwartung an das Gewinnwachstum von +26,9 % auf nur noch +6,4 % zurückgenommen.
(Quelle: FactSet)
Und da sich der Ölpreis in den vergangenen zwei Wochen kaum erholt hat, wurden die Gewinnerwartungen für den S&P 500 inzwischen sogar noch einmal zurückgenommen, von 7,9 % am 21. Dezember auf nun nur noch 7,4 %. Da es aber zu einer Stabilisierung der Ölpreise gekommen ist, konnten sich auch die Aktienkurse stabilisieren. Und können sich die Ölpreise sogar erholen, wäre auch eine stärkere Gegenbewegung am Aktienmarkt wahrscheinlich.
Für 2019 gelten die gleichen Kriterien wie für 2018
Weil sich ansonsten an den konjunkturellen Gegebenheiten von 2018 bis heute wenig geändert und die US-Notenbank sogar einen etwas flacheren Zinspfad eingeschlagen hat, gibt es aktuell eigentlich kaum einen Grund, an der Erwartung einer Seitwärtstendenz auf hohem Niveau zu rütteln. Und damit bin ich auch bei dem Grund für den kleinen Jahresrückblick oben. Denn für 2019 gelten die gleichen Kriterien wie für 2018:
Die Erwartung an die Seitwärtstendenz ergab sich einerseits aus einem hohen Gewinnwachstum, das die Aktienkurse treiben sollte. Andererseits sollte die hohe fundamentale Bewertung das Kurspotential begrenzen und die restriktivere Geldpolitik mit steigenden Zinsen sogar auf die Kurse drücken. Inzwischen sind die Aktienkurse gefallen und die fundamentale Bewertung damit gesunken.
Es bestünde daher eigentlich schon wieder Aufwärtspotential. Zumal die Fed 2019 die Zinsen nur noch maximal zwei Mal anheben dürfte. Doch auch nur zwei Zinsanhebungen bedeuten weiter steigende Zinsen und damit eine Belastung für die Aktienkurse. Zudem wird die Bilanzsumme der Fed weiter sinken und die der EZB nicht mehr steigen. Und die Unternehmensgewinne werden in diesem Jahr voraussichtlich nur noch weniger als halb so stark steigen, weshalb die inzwischen günstigere fundamentale Bewertung bestenfalls angemessen, wenn nicht gar immer noch zu hoch ist. Das Aufwärtspotential ist damit begrenzt. Daher halte ich eine Seitwärtstendenz weiterhin für möglich.
2019: Überschießen auf der Unterseite oder Trendwechsel?
Keine Frage, die dramatischen Kursverluste vom Dezember lassen Zweifel an diesem Szenario aufkommen. Doch die Märkte neigen nun einmal zu charttechnischen Übertreibungen - nach oben und unten. Und während die Allzeithochs der US-Indizes im Herbst eine Übertreibung nach oben waren, sind die crashartigen Verluste vom Jahresende 2018 nun womöglich eine Übertreibung nach unten.
Wenn allerdings die Aktienmärkte weiter nachgeben und sich auch die Wirtschaftsdaten weiter eintrüben, dann könnten wir eben doch bereits in einer Trendwende und einem Bärenmarkt stecken, der sich aber eben nicht nur daran festmachen lässt, dass die Indizes mehr als 20 % gefallen sind. Aber ob das so ist, werden wir erst in einigen Monaten wirklich wissen. Vorher kann viel spekuliert werden, aber wir halten uns lieber an Fakten.
Ich sehe gerade bei den US-Indizes charttechnisch und fundamental durchaus noch weiteres Abwärtspotential. Aber die aktuellen Kursverluste waren zu schnell und zu stark. Eine Gegenbewegung ist fällig und läuft auch schon. Und von deren Ausmaß wird es abhängen, ob sich die Seitwärtstendenz etablieren kann oder es doch zu einem Bärenmarkt kommt. 2019 ist beides möglich. Doch bevor wir das weiter eingrenzen können, müssen wir nun die Intensität und Dauer der Gegenbewegung untersuchen. Dazu mehr in den kommenden Ausgaben.
Ich wünsche Ihnen auch im neuen Jahr 2019 viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
PS: Während die Gesamtsituation auf den Aktienmärkten derzeit sehr ungewiss ist, finden sich im Einzelfall oder auf anderen Märkten sehr klare Tradingchancen. Und diese hat Bernd Raschkowski genutzt. Er konnte für seine Leser des Allstar-Traders mit einem Long-Trade auf den Silberpreis einen Gewinn in Höhe von 22,14 % realisieren – und zwar genau in dem Zeitraum, in dem die US-Märkte in die Korrektur gingen. Und Leser des Premium-Traders konnten die aktuellen Kurserholungen an den Aktienmärkten nutzen. Ein Long-Trade auf den MDAX brachte einen kleinen Gewinn und ein Long-Trade auf die Aktien von Bayer einen schnellen Ertrag von 8,5 %.
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