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Die Nervosität der DAX-Anleger nimmt spürbar zu
Ausgabe vom 11.09.2018
Die Nervosität der DAX-Anleger nimmt spürbar zu
von Sven Weisenhaus
Die Nervosität der Anleger scheint inzwischen angesichts der prekären Situation, in die sich der DAX hineinmanövriert hat (mögliche Topbildung), deutlich zuzunehmen. Wir erhalten vermehrt Anfragen, wie es im deutschen Leitindex weitergehen könnte. Doch diese Frage kann Ihnen zurzeit natürlich niemand beantworten. Die Märkte stehen derzeit an wichtigen Marken. Und entscheidend für den weiteren Kursverlauf ist, wie sie sich dort verhalten. Torsten Ewert hat zum DAX gestern neue Hinweise gegeben, worauf es in den kommenden Tagen zu achten gilt.
Wir befinden uns in der saisonal schwachen Phase
Übermäßige Nervosität ist aber eigentlich gar nicht angebracht. Wir befinden uns nun einmal derzeit in der saisonal schwächsten Börsenphase. Und da sind Kursverluste einfach zu erwarten gewesen. Darauf haben wir schon mehrfach hingewiesen - auch im Hinblick auf den 4-Jahres-Präsidentschaftszyklus. Aber ohne Zweifel führt die unkalkulierbare Seitwärtstendenz des DAX bei vielen Tradern zu großen Problemen.
Stimmung in der Wirtschaft ist weiterhin positiv
Vor allem, weil die Aussichten für die Aktienmärkte eigentlich weiterhin klar positiv sind und die anhaltende Schwäche des DAX daher überrascht. Denn der Weltwirtschaft geht es nach wie vor gut und das Wachstum scheint äußerst solide. Passend dazu fielen heute die ZEW-Konjunkturerwartungen erneut positiver aus. Zwar befindet sich der ZEW-Index für Deutschland im September mit -10,6 Punkten noch im negativen Bereich, von seinem Tiefpunkt im Juli hat es sich aber innerhalb von nur zwei Monaten um 14,1 Punkte erholt.
Auch die Stimmung bezüglich der Konjunkturentwicklung in der Eurozone hat sich verbessert. Der Erwartungsindikator für die Eurozone ist um 3,9 auf einen Wert von minus 7,2 Punkten gestiegen. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum legte um 1,7 Zähler auf einen Wert von 31,7 Punkten zu.
Und das, obwohl sich mit den Schwellenländerwährungen inzwischen ein neues Problemoffenbart hat. Denn nach der türkischen Lira (siehe Börse-Intern vom 10. August) kriseln inzwischen diverse weitere Währungen - zum Beispiel in Argentinien oder Brasilien. Aber diese Entwicklungen schlagen sich eben noch nicht auf die Gewinnentwicklung der hiesigen Unternehmen nieder - und damit auch nicht auf die Aktienkurse und die Stimmung der vom ZEW befragten Finanzexperten.
Stimmung in der US-Wirtschaft ist weiterhin hervorragend
Gleiches gilt erst recht für die USA. Dort zeigt sich die US-Wirtschaft weiterhin besonders stark. Der Markit-Einkaufsmanagerindex für das nicht-verarbeitende Gewerbe gab im August zwar um 1,2 auf 54,8 Punkte etwas nach, genau wie der für das verarbeitende Gewerbe mit einen Rückgang um 0,6 auf 54,7 Punkte, doch notieren beide damit weiterhin komfortabel oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Zudem legte der Einkaufsmanagerindex vom Institute for Supply Management (ISM) für den Dienstleistungsbereich der USA um 0,8 auf 58,5 Punkte und der für das verarbeitende Gewerbe sogar um mehr als drei Indexpunkte auf 61,3 Punkte zu (Juli: 58,1). Letzterer erreichte damit den höchsten Stand seit Mai 2004 (siehe folgende Grafik) und signalisiert nach Angaben des ISM für diesen Monat ein gesamtwirtschaftliches Wachstum von 5,6 %.
US-Indizes zeigen sich (noch) relativ stark
Insgesamt dürfte die tatsächliche Wachstumsdynamik der US-Wirtschaft damit überzeichnet werden, doch unterstreichen die Frühindikatoren die nach wie vor sehr gute Verfassung der US-Wirtschaft. Da verwundert es auch kaum, dass sich die US-Indizes weiterhin stark zeigen und noch keine klaren Signale einer neuen Korrekturwelle senden. Stattdessen hat sich der Rücksetzer im S&P 500 (siehe auch Börse-Intern vom vergangenen Freitag) bislang als erfolgreicher Test des ehemaligen Allzeithochs erwiesen (grüner Pfeil im Chart). Zudem blieb die steile Aufwärtstrendlinie (grün) intakt.
Schon am Freitag hatte ich geschrieben, dass Sie sich nicht verunsichern lassen sollten. Die US-Wirtschaft befindet sich, wie beschrieben, in einer exzellenten Verfassung und die US-Indizes notieren weiterhin in der Nähe der Allzeithochs. Dass es in der saisonal schwächsten Börsenphase des Jahres zu Kursrücksetzern kommt, ist also auch hier normal. Da sich unsere heimische Wirtschaft weniger dynamisch entwickelt als in den USA, zeigt der DAX eben relative Schwäche. Auch dies ist noch kein Warnzeichen.
Wie Sie sich jetzt verhalten sollten
Das einzige Problem: Wenn es in den US-Indizes zu der erwarteten Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau kommt, bringt diese noch größeres Abwärtspotential mit sich - möglicherweise bis zu den Februar-Tiefs. Und das dürfte natürlich auch den DAX noch weiter nach unten ziehen. Bislang sind die Rücksetzer in den US-Indizes moderat. Aber wenn hier Abwärtsdynamik aufkommt, muss man sich auf stärkere Kursverluste einstellen - in den US-Indizes und im DAX. Bleiben Sie also in der aktuellen (saisonalen) Phase sehr vorsichtig.
Konkrete Hinweise, wie man sich im DAX und im Euro STOXX 50 derzeit verhalten kann, habe ich Ihnen in der vergangenen Woche gegeben (siehe „Neues Korrekturtief im DAX - was es nun zu beachten gilt“ und „Wann sich im Euro STOXX 50 ein Long-Trade lohnen kann“). Daran hat sich nichts geändert. Und wenn sich im S&P 500 der Anstieg auf ein neues Allzeithoch als Bullenfalle erweist und sich eine neue Korrekturwelle etabliert, kann man hier auch zu kleinen Short-Positionen greifen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
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