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DAX: Normale Gegenbewegung oder Trendwechsel?
Ausgabe vom 03.08.2018
DAX: Normale Gegenbewegung oder Trendwechsel?
von Sven Weisenhaus
Der DAX musste gestern einen herben Rückschlag verkraften. Grund dafür waren neue Meldungen zum Handelsstreit zwischen den USA und China. US-Präsident Donald Trump gab demnach den Auftrag, eine Erhöhung der bereits geplanten Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar von 10 % auf 25 % prüfen zu lassen.
Anleger reagierten wieder einmal geschockt
Eigentlich sollten solche Drohungen kaum noch schockieren, zumal Trump auch bereits angekündigt hatte, gegebenenfalls sogar Zölle auf chinesische Waren im Umfang von 500 Mrd. Dollar zu beschließen. Die aktuelle Drohung reiht sich damit lediglich in die lange Liste früherer, ähnlicher Ankündigungen ein (siehe auch Börse-Intern vom 11. Juli). Dennoch reagierten die Anleger zunächst wieder leicht geschockt. Nachdem der SSE-Index an der chinesischen Festlandbörse in Shanghai mehr als 2% einbüßte hat, gab auch der DAX gestern in dieser Größenordnung nach.
Wie nachhaltig ist dieses Mal die Schockreaktion?
Es dürfte aber spannend zu beobachten sein, wie nachhaltig die Kursverluste an den Aktienmärkten dieses Mal sind. Ein großer Teil der Verluste wurde gestern jedenfalls schon wieder aufgeholt. Und damit zeigt sich ein bereits bekanntes Muster: In einer ersten Reaktion fallen die Kurse, doch dann besinnt man sich darauf, dass bislang nur Anfang Juli US-Zölle in Höhe von 25 % auf chinesische Importe im Wert von gerade einmal 34 Milliarden US-Dollar und entsprechende Gegenzölle aus China tatsächlich in Kraft getreten sind.
Nur eine normale Gegenbewegung im DAX?
Leider haben die Kursverluste im DAX gestern dennoch etwas Porzellan zerschlagen (siehe folgender Chart). So drehte der DAX schon am Montag noch vor Erreichen der Mittellinie bei 12.945 Punkten wieder nach unten, was als ein erstes Zeichen der Schwäche gewertet werden konnte. Allerdings ließen sich dafür noch die rot gestrichelte Konsolidierungslinie und die grün gestrichelte Aufwärtslinie (Parallellinie) verantwortlich machen, die gemeinsam auf die Kurse drückten (siehe Börse-Intern vom vergangenen Dienstag). Doch mit den gestrigen Verlusten wurden auch die 50- und 200-Tage-Linien (rot und blau im folgenden Chart) wieder deutlich unterschritten - und der bereits gewonnen geglaubte Kampf um die Rechteckgrenze bei 12.590 Punkten ging in die nächste Runde (roter Pfeil).
Doch es besteht noch Hoffnung, dass die Bullen auch dieses Mal erfolgreich bleiben. Denn der DAX hat mit dem aktuellen Rücksetzer exakt 50 % der Juli-Aufwärtsbewegung korrigiert (siehe grüner Pfeil im folgenden Chart).
Und damit liegt bislang nur eine völlig normale Gegenbewegung auf die vorangegangenen Kursgewinne vor.
Die Gefahr einer Inselumkehr
Allerdings müssen die Bullen nun recht viel leisten, um Schlimmeres zu verhindern. Ein Anstieg bis zum Schlusskurs vom Mittwoch bei 12.737,05 Punkten würde erst einmal nur ein Schließen der gestrigen Abwärtslücke (Gap-Close) bedeuten. Damit wäre noch nicht viel gewonnen.
Andererseits wäre damit eine Art Island-Reversal (Inselumkehr) aus der Welt. Denn mit der Aufwärtslücke vom Donnerstag vergangener Woche und der gestrigen Abwärtslücke hat sich im DAX eine Kursinsel gebildet (siehe rote Ellipse im Chart oben). Werden die Kurslücken aber geschlossen, ist die bearishe Gefahr, die sich daraus ergeben hat, gebannt.
Kann der DAX dann ein neues Trendhoch erreichen, ist die Mittellinie bei 12.945 Zählern so gut wie erreicht. Und auf diesem Niveau dürfte die psychologisch wichtige, weil runde Marke von 13.000 Punkten mit ihrer Anziehungskraft dabei helfen, die Kurse weiter nach oben zu treiben.
Das Maximalkorrekturkursziel sollte nicht unterschritten werden
Bleiben die Kurslücken aber offen und geben die Kurse weiter nach, können die Bullen nur noch auf das 61,80%-Fibonacci-Retracement bei 12.403,29 Zählern hoffen. Wird dieses Maximalkorrekturkursziel unterschritten, gilt der Juli-Aufwärtstrend als beendet. Die Situation wäre dann schon deutlich bearish.
Der Kurs nähert sich auf diesem Niveau auch gefährlich dem Tief vom 11. Juli bei 12.398,47 Punkten. Fällt der DAX darunter, droht ein erneuter Rückfall in Richtung des Tiefs bei 12.104,41 Punkten. Auf dem Weg dahin kann zwar noch die Mittellinie bei 12.235 Punkten unterstützend wirken, aber ein Test des Korrekturtiefs vom Sommer wäre dann sehr wahrscheinlich. Und wenn der DAX dieses unterschreitet, wäre das endgültig bearish. Die Saisonalität hätte dann wieder einmal klar über die Bullen gesiegt.
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Sven Weisenhaus
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