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Was die jüngsten Kursrücksetzer im DAX und Nasdaq100 bedeuten
Ausgabe vom 30.11.2017
Was die jüngsten Kursrücksetzer im DAX und Nasdaq100 bedeuten
von Sven Weisenhaus
Gestern gab es dynamische Abwärtsbewegungen im DAX und im Nasdaq100. Besonders im Nasdaq100 sah der Kursrutsch durchaus crashartig aus - zumindest im kurzfristigen Bereich (siehe folgender 5-Minuten-Chart).
Ich erinnere dazu gerne an die Börse-Intern vom 12. Oktober, in der ich davor warnte, solche kurzfristigen Kursbewegungen zu überbewerten. Der Kursrutsch sieht nur deshalb so dramatisch aus, weil die Volatilität zuvor sehr gering war. (Zum Thema Volatilität habe ich am Ende des heutigen Textes noch ein interessantes Detail.)
Die typische Suche nach den Gründen
Dennoch begann gestern natürlich sofort wieder die typische Suche nach den Gründen für die plötzlichen Verluste. Da waren die aktuellen Kurskapriolen im Bitcoin für viele ein gefundenes Fressen. Dessen Kurs schwankte alleine gestern zwischen 11.400 und 9.200 USD mal eben um fast 25 % auf und ab. Heute geht es bis auf „nur noch“ knapp 9.000 USD weiter abwärts. (Wer am Hoch gekauft hat, verlor also binnen weniger Stunden mal eben mehr als ein Fünftel seines Einsatzes! Für die, die auf Jahressicht 1.000 % gewonnen haben, dürfte es weniger schmerzhaft sein.)
Daraus wurden dann gleich ganze Zusammenhänge gesponnen. Weil gestern auch besonders die Chip-Aktien verloren, wurde argumentiert, dass für die Erzeugung von Kryptowährungen wohl zukünftig doch nicht so viel Rechenleistung und damit weniger neue Hardware benötigt wird, als bislang erwartet. - Irgendwie scheint derzeit alles mit Bitcoin & Co. in Verbindung gebracht zu werden.
Kryptowährungen: Eine enorme Spekulationsblase
Vielleicht mag an der Story ja ein kleines Stück Wahrheit dran sein. Doch sie zeigt in jedem Fall eindeutig, mit was für einer Spekulationsblase wir es bei diesem Thema aktuell zu tun haben. Ich will damit nicht sagen, dass sich Kryptowährungen zukünftig nicht etablieren können, aber sicher nicht in der Menge, wie sie derzeit wie Pilze aus dem Boden schießen. Für einige Anleger wird es daher ein sehr böses Erwachen geben.
Häufig wurden vermeintliche Marktführer durch andere überholt
Das mag nicht zwingend für Bitcoin-Anleger gelten, vielleicht aber doch. Denn in der Vergangenheit war es sehr oft so, dass sich nicht die erste Garde einer neuen Generation durchgesetzt hat. - Facebook war nicht das erste soziale Netzwerk - ich erinnere nur an MySpace, die VZ-Netzwerke usw. - und VHS war auch nicht der erste oder beste Videostandard. Und so droht auch bei Bitcoin die völlig reale Gefahr, von einer anderen Internetwährung abgelöst zu werden.
Simple Gewinnmitnahmen
Aber Kryptowährungen sollen heute gar nicht mein Thema sein. Es geht vielmehr um das Thema Spekulation. Da passt Bitcoin zwar sehr gut rein, aber gemeint ist die Spekulation um die Gründe für die gestrigen Kursbewegungen. Ich hätte dazu auch eine These: Wie wäre es mit ganz simplen Gewinnmitnahmen?! Für die brauchte es noch nie konkrete Gründe. Sie treten einfach immer mal wieder nach längeren Aufwärtstrends auf. Und so haben die Kursbewegungen auch gestern vielleicht wieder Nachrichten gemacht, nicht umgekehrt.
Die These von Gewinnmitnahmen nach übertriebenen Aufwärtsbewegungen passt meiner Meinung nach auch deshalb besser, weil sich in der jüngeren Vergangenheit sehr viele Small-Caps innerhalb weniger Tage im Kurs vervielfacht haben. Und diese Kursanstiege, die offenbar zu der allgemeinen Euphorie gehörten, über die Torsten Ewert und ich kürzlich schrieben, wurden inzwischen zu einem Großteil korrigiert.
Was die jüngsten Kursbewegungen im DAX und Nasdaq100 bedeuten
Mir fällt jedenfalls bei Betrachtung der heutigen Kursbewegungen auf, dass bei den US-Technologiewerten die gestrigen Kursverluste nicht sofort wieder aufgeholt wurden (siehe Chart des Nasdaq100 oben). Im DAX hingegen (siehe folgender Chart) hat es heute wieder eine recht schnelle Kurserholung gegeben. Damit befindet sich der deutsche Leitindex nach wie vor innerhalb seiner kurzfristigen Tradingrange. Und die lässt sich mit dem jüngsten Tief nun auch auf der Unterseite etwas enger zeichnen. Ansonsten bleibt hier alles beim Alten (siehe gestrige Börse-Intern) - und der weitere Kursverlauf dadurch ungewiss.
Im Nasdaq100 hat es durch die Konsolidierung auf dem tieferen Niveau und die bislang nur schwache Gegenbewegung hingegen eine deutliche Änderung zum bisherigen Kursverhalten gegeben. Und dies könnte auf einen kurzfristigen Trendwechsel bzw. eine beginnende Schwächephase hindeuten. Denn dass insbesondere die Technologiewerte besonders stark nachgegeben haben, ist typisch für eine bevorstehende Korrektur. Häufig verabschieden sich nämlich zuerst die spekulativen Anleger aus dem Markt, bevor die konservativen ihre Positionen auflösen. Zuerst fällt also der Nasdaq100, dann folgen S&P 500 und Dow Jones.
Es fehlen die bestätigenden Signale für eine bevorstehende Korrektur
Auf die bestätigenden Rückschläge der beiden letztgenannten Indizes müssen wir allerdings noch warten, damit sich das Szenario einer beginnenden Korrektur bestätigt. Kommt es nicht auch dort bald zu Kursrückgängen und holt stattdessen der Nasdaq100 seine Verluste wieder auf, wie schon der DAX, muss man wohl noch länger auf eine allgemeine Marktschwäche warten.
Und genau danach sieht es derzeit eher aus. Denn der Dow Jones markiert aktuell ein Rekordhoch nach dem nächsten - inzwischen hat er mit wieder zunehmendem Tempo die Marke von 24.000 geknackt (siehe rote Ellipse im folgenden Chart).
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber bei diesem Chart wird mir schwindelig - wir sehen hier einen Anstieg um +35 % innerhalb von nur etwas mehr als einem Jahr! Der S&P 500 folgt auf „leisen Sohlen“. Mit einem Kurssprung um 1 % gelang dem breiten US-Index am Dienstag erst der neunte Handelstag des Jahres, der eine Veränderung um mehr als 1 % brachte. Diese extrem niedrige Volatilität zusammen mit dem nicht enden wollenden Kursanstieg ohne größere Korrektur ist für mich schier unglaublich. Und der Nasdaq100 erholt sich inzwischen doch auch etwas stärker von seinen gestrigen Verlusten. Ein Ende dieser Rally scheint am US-Markt also nicht in Sicht.
Und so geht meine Suche nach Einstiegsmöglichkeiten weiter. Vielleicht werde ich in anderen Märkten fündig, bei denen die Lage klarer als im DAX scheint und keine Überbewertung oder Euphorie wie bei US-Aktien oder Bitcoin herrscht. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
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