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Halbzeit in der US-Berichtssaison
Ausgabe vom 07.02.2017
Halbzeit in der US-Berichtssaison
von Sven Weisenhaus
Es ist Halbzeit in der US-Berichtssaison. Mit 55 Prozent hat derzeit etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen im S&P 500 die Ergebnisse für das vierte Quartal 2016 vorgelegt. Und nachdem es bereits im dritten Quartal 2016 zu einem Gewinnwachstum kam, sehen wir aktuell das zweite Quartal in Folge einen Anstieg der Gewinne. Das gab es zuletzt mit dem vierten Quartal 2014 (+3,8%) und dem ersten Quartal 2015 (+0,5%).
Gewinnerwartung knapp verfehlt
Insgesamt konnten die Unternehmen bislang für das vierte Quartal 2016 ein Gewinnwachstum und ein Umsatzwachstum von jeweils 4,6 Prozent vorweisen. Ursprünglich wurde allerdings ein Gewinnplus von 4,9 Prozent (und ein Umsatzplus von 3,6 Prozent, jeweils im Vergleich zum Vorjahresquartal) erwartet (siehe Börse-Intern vom 23. Januar). Aufgrund der schwachen Vergleichswerte des Vorjahres war die Gewinnerwartung schon nicht sonderlich beeindruckend. Und nun haben die Unternehmen bislang diese moderaten Erwartungen beim Gewinn auch noch knapp verfehlt.
Erwartungen für das 1. Quartal 2017 werden moderat reduziert
Auch für das erste Quartal 2017 wird man inzwischen vorsichtiger. Aktuell prognostizieren die Analysten ein Ergebniswachstum von 10,8 Prozent und ein Umsatzwachstum von 7,6 Prozent. Die Schätzungen für den Gewinn je Aktie (EPS) wurden damit im Laufe des Januars um 1,5 Prozentpunkte zurückgenommen. Derartige Prognoserevisionen sind allerdings nicht unüblich. In den vergangenen fünf Jahren (20 Quartale) lag der durchschnittliche Rückgang der EPS-Schätzung im ersten Monat eines Quartals jeweils bei 2,3 Prozent. Somit ist der aktuelle Rückgang der EPS-Schätzung sogar relativ gering.
Dabei sind zwei Sektoren für den unterdurchschnittlichen Rückgang der EPS-Schätzung verantwortlich: Energy und Financials. Das verwundert kaum angesichts der Ölpreiserholung und der Wiederaufnahme der Ölförderung an diversen Bohrlöchern (siehe Börse-Intern vom 1. Februar) sowie der jüngsten Lockerung von Regulierungen im Bankensektor durch Trump. In beiden Sektoren sind daher höhere Gewinne zu erwarten.
Bewertung des S&P 500 gestiegen
Doch das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Bewertung des S&P 500 durch die reduzierten Gewinnerwartungen bei gleichzeitig gestiegenen Aktienkursen weiter erhöht hat. Schon am 23. Januar schrieb mein Kollege Torsten Ewert hier in der Börse-Intern, dass die Erwartungen der Analysten für die kommenden vier Quartale mit Gewinnwachstumsraten von durchschnittlich knapp 10 Prozent schon recht ambitioniert waren. Trotzdem lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500 auf Basis der Gewinne dieser vier Quartale bereits recht hoch (ca. 17) und deutlich über dem Fünf- bzw. Zehn-Jahres-Durchschnitt (15,2 bzw. 14,4).
„Wenn also diese recht hohen Erwartungen in den kommenden Monaten reduziert werden müssen, steigt die Bewertung des S&P 500 weiter. Dann ist zu erwarten, dass diese überhöhte Bewertung irgendwann durch fallende Kurse korrigiert wird“, hieß es in der damaligen Analyse. Nun, die hohen Erwartungen wurden inzwischen tatsächlich reduziert. Gleichzeitig stieg der S&P 500 aber weiter an (siehe Grafik).
(Quelle: FactSet) Kursverlauf des S&P 500 vs. Gewinnerwartung 1. Quartal 2017
Das KGV ist dadurch auf aktuell 17,1 angestiegen. Diese Entwicklung kann auf Dauer nicht gutgehen!
Kurse sind der Gewinnentwicklung weit vorausgelaufen
Schon in der Börse-Intern vom 12. August 2016 hatte ich darauf hingewiesen, dass die Kurse des S&P 500 der Gewinnentwicklung der Unternehmen vorausgelaufen waren (siehe folgende Grafik). Damals stand der S&P 500 bei 2.180 Punkten. Anschließend folgte eine Herbstkorrektur und die Kurse gaben um rund 100 Punkte bzw. rund fünf Prozent nach.
Inzwischen steht der S&P 500 bei rund 2.300 Punkten um 5,5 Prozent über dem damaligen Hoch. Die Schere zwischen Gewinn- (dunkelblaue Linie) und Kursentwicklung (hellblaue Kurve) ist also weiter aufgegangen.
(Quelle: FactSet)
Vor diesem Hintergrund sind die möglichen Trendabschlussmuster in den US-Indizes (siehe die vorangegangenen beiden Ausgaben) weiterhin mit höchster Aufmerksamkeit zu beobachten. Short-Trades sind angesichts von Kursen nahe der Allzeithochs noch sehr riskant. Aber bei (bestehenden) Long-Positionen sollten die Stopps sukzessive nachgezogen werden. Und neue Long-Trades sollten mit erhöhter Vorsicht und nur bei klaren Signalen eingegangen werden.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
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