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EZB übertrifft die hohen Markterwartungen
Ausgabe vom 10.03.2016
EZB übertrifft die hohen Markterwartungen
von Sven Weisenhaus
Die Erwartungen der Märkte waren bereits recht hoch, die EZB wusste sie aber sogar noch zu übertreffen. Im Vorfeld der heutigen EZB-Sitzung waren die Experten im Konsens davon ausgegangen, dass die EZB eine weitere Senkung des Bankeneinlagensatzes um 10 Basispunkte auf minus 0,40 Prozent sowie ein um rund 15 Milliarden Euro höheres monatliches Volumen der Anleihekäufe beschließen wird. Einige skeptische Naturen hatten dabei gewarnt, dass diese hohen Erwartungen enttäuscht werden könnten, was entsprechende Kursreaktionen zur Folge hätte. Doch die EZB schnürte ein Paket, das direkt ein ganzes Bündel an Maßnahmen enthält.
EZB senkt Leitzins auf Null
So senkt die EZB einerseits ab dem 16. März 2016 den Einlagensatz wie erwartet von minus 0,30 auf minus 0,40 Prozent und stockt andererseits das QE-Programm ab April 2016 von monatlich 60 auf 80 Mrd. US-Dollar auf. Zudem senkt sie aber auch noch überraschend den Leitzins von 0,05 auf 0,00 Prozent und den Ausleihungssatz von 0,30 auf 0,25 Prozent. Daneben wird der Katalog der kaufbaren Wertpapiere erweitert, das Limit von Anteilen an Anleihen von 30 auf 50 Prozent erhöht und des Weiteren gibt es noch weitere vier gezielte, längerfristige Refinanzierungsgeschäfte (LTRO II) jeweils mit einer Laufzeit von vier Jahren, beginnend im Juni 2016.
Maßnahmenbündel sorgt für Kursfeuerwerk
An den Börsen löste das Maßnahmenbündel der Währungshüter zunächst ein Kursfeuerwerk aus. Am Devisenmarkt sackte der Wert des Euro binnen Sekunden steil ab (roter Pfeil). Während der Pressekonferenz konnte er sich aber wieder deutlich erholen.
Der DAX verhielt sich genau umgekehrt. Zunächst schoss er in den ersten Minuten nach Bekanntgabe der historischen Zinsentscheidung um rund 270 Punkte nach oben (grüner Pfeil im folgenden Chart) und verfehlte mit einem Hoch bei 9.997 Punkten die magische 10.000er Marke nur um Haaresbreite.
Anschließend sackte der Kurs noch während der Pressekonferenz gegen 15:10 Uhr binnen drei Minuten um fast 200 Punkte auf zwischenzeitig nur noch 9.725 Punkte ab.
Weitere Zinssenkungen möglich…
Der Grund für die Kurskapriolen: Auf der Pressekonferenz begründete EZB-Chef Mario Draghi die beschlossenen Maßnahmen mit einer Reduzierung der Wachstums- und Inflationserwartungen. Die Prognose für das Wirtschaftswachstum wurde für 2016 von 1,7 auf 1,4 Prozent und für 2017 von 1,9 auf 1,7 Prozent gesenkt, die Inflation werde 2016 statt 1,0 nur 0,1 Prozent und 2017 statt 1,6 mit 1,3 Prozent etwas weniger betragen. Die nun beschlossenen Maßnahmen würden der gesunkenen Wachstumsdynamik entsprechen, so Draghi. Während der Verlesung der Pressemitteilung äußerte er zudem den Satz, dass „die Zinsen für längere Zeit auf diesem oder niedrigerem Niveau“ verbleiben werden. Dies wurde zunächst dahingehend interpretiert, dass weitere Zinssenkungen möglich seien. Entsprechend stark entwickelte sich der DAX und entsprechend schwach der Euro – zunächst jedenfalls.
…aber derzeit unwahrscheinlich
Auf Nachfrage der Reporter räumte Draghi jedoch ein, dass die Zinsen nicht beliebig weit gesenkt werden könnten, ohne negative Folgen für Banken zu haben. Damit wurden die gerade erst hervorgerufenen neuen Zinssenkungsphantasien bereits wieder erstickt und die Märkte drehten.
DAX verfehlte Kursziel nur um knapp 12 Punkte
Auch wenn es zeitlich gesehen etwas länger gedauert hat, als noch am vergangenen Freitag erwartet, so haben wir die Elliott-Welle 5 inzwischen wie prognostiziert gesehen. Statt bei 10.007,35 Punkten lag das Hoch im DAX bei 9.995,84 Zählern. Damit wurde das Kursziel bis auf weniger als 12 Punkte genau getroffen, was absolut beeindruckend ist. Das Prinzip der Wellengleichheit hat damit hervorragend funktioniert.
Aufgrund der dynamischen Kursverluste nach der Zielerreichung stellt sich nun die Frage, ob es sich bei dieser Bewegung bereits um die Abwärtstendenz handelt, die ich am vergangenen Freitag als ein mögliches Folgeszenario nach den beiden abgeschlossenen, 5-gliedrigen Aufwärtsbewegungen ins Spiel gebracht habe.
Es könnte aber auch sein, dass der Kursrückgang nur ein Teil der ABC-Korrektur ist, die im Rahmen des bullishen Szenarios als die Welle 4 vor der nächsten 5-gliedrigen Aufwärtsbewegung erfolgt.
Die Antwort darauf kann man aktuell noch nicht geben. Man sollte nun erst einmal eine Kursberuhigung abwarten. Die Anleger müssen die Zinsentscheidung und die Aussagen Draghis erst einmal verdauen und bewerten. Dann wird sich zeigen, für welche Richtung sich die Märkte entscheiden. In beiden Szenarien sind zumindest temporäre fallende Kurse im DAX möglich. Dass der Kurs an der 10.000er Marke heute abgeprallt ist, war durchaus zu erwarten. Entscheidend wird sein, ob er diese Marke in einem eventuell zweiten Anlauf knacken kann. Dies werden ich für Sie in den folgenden Ausgaben weiterverfolgen…
Das sind nun die wichtigen Marken im DAX
Die entscheidenden Marken im DAX ist nun auf der Oberseite die 10.000er Marke und auf der Unterseite das Hoch der ersten Aufwärtsbewegung, die den DAX von 8.700 auf 9.581,45 Punkte führte. Kann der DAX die 10.000er Marke knacken, wird es weiter bullisher, fällt er unter 9.581,45 Zählern, nimmt das bearishe Elliott-Wellen-Szenario Form an. Insgesamt sollte man jedoch die charttechnischen Signale, die an solchen Tagen generiert werden, zunächst nicht überbewerten. Die Entwicklungen in den kommenden Tagen ist entscheidender!
Viele Grüße
Ihr
Sven Weisenhaus
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