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US-Wirtschaft geschrumpft +++ S&P 500 auf dem Weg zum Kursziel
Ausgabe vom 28.04.2022
S&P 500 auf dem Weg zum Kursziel von 3.815 Punkten
von Sven Weisenhaus
Am 22. März beschrieb ich unter anderem mit folgendem Chart ein aus meiner Sicht sehr plausibles Szenario für den S&P 500.
Demnach sollte die Kurserholung nach der ersten Korrekturwelle nur eine Bärenmarktrally sein, auf die eine zweite Korrekturwelle folgt, so dass sich eine große ABC-Korrektur bildet.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
Am Tag darauf erhielt ich Zuspruch von einigen Lesern. Einer schrieb zum Beispiel:
„Hallo, ich möchte nochmals meinen Respekt aussprechen für die treffenden Newsletter von Sven Weisenhaus. Gestern von einer ABC Korrektur gesprochen, heute ging's nach unten. Kein Blabla, alles nachvollziehbar. Einfach super.“
Und eine andere Mail lautete:
„Sehr geehrter Herr Weisenhaus, Ihre Analysen bringen es auf den Punkt. Ich bin bezüglich des Kursverlaufs im S&P und im DAX genau Ihrer Meinung.“
Aber aus meiner Sicht kam das Lob zu früh. Und so antwortete ich den Lesern:
„Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. […] Mit den Kursen ging es nach meiner Analyse vom 22. März noch einmal nach oben. Ein einzelner Tag mit Rücksetzern ist eben noch kein Trendwechsel. Grundsätzlich bleibe ich aber bei meiner Einschätzung, wonach es noch zu einer zweiten Korrekturwelle kommen wird.“
Erst noch weiter rauf, dann wieder kräftig abwärts
Tatsächlich legte der S&P 500 von rund 4.500 Punkten noch bis zum 29. März auf 4.637,30 Zähler um etwas mehr als 3 % zu. Doch dann drehten die Kurse wieder nach unten. Und aus der gestrigen Analyse des Nasdaq 100 wissen wir bereits, dass inzwischen wohl die zweite Korrekturwelle läuft.
Zwar hat der S&P 500 noch kein neues Korrekturtief markiert, mit dem gestrigen Tief bei 4.163,04 Punkten ist er aber nur noch knapp von einem solchen entfernt. Das Tief der ersten Korrekturwelle wurde am 24. Februar bei 4.114,65 Punkten markiert.
Bereits erneut zweistellig verloren
Der S&P 500 hat also seit dem Hoch der Bärenmarktrally 10,23 % und damit erneut zweistellig verloren. Und er muss nun nur noch rund 50 Zähler bzw. 1,163 % nachgeben, um ein neues Korrekturtief zu markieren. Ich glaube, dass ihm dies noch gelingen wird. Und ich erwarte auch noch weiter fallende Kurse. An meinem Kursziel von etwa 3.815 Punkten halte ich fest, auch wenn sich dieses Kursziel nun nicht mehr aus dem Prinzip der Wellengleichheit ableiten lässt (rote Rechtecke). Das 38,20%-Fibonacci-Retracement bleibt aber ein interessantes Kursziel (graue Linien).
Aber wie gestern bereits zum Nasdaq 100 geschrieben, ist das bisherige Korrekturtief eine horizontale Unterstützung, an der es erst einmal zu einer neuerlichen Kurserholung kommen kann (dicke grüne Linie).
US-Wirtschaft überraschend geschrumpft
von Sven Weisenhaus
Die erste Korrekturwelle der Aktienindizes lässt sich übrigens inzwischen auch anhand von harten Fakten mit der fundamentalen Entwicklung erklären. Denn wie das US-Handelsministerium heute auf Basis vorläufiger Berechnungen mitteilte, ist die Wirtschaft der USA im ersten Quartal 2022 geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel aufs Jahr hochgerechnet um 1,4 %.
Von Reuters befragte Experten hatten hingegen mit einem Zuwachs von 1,1 % gerechnet, nachdem Ende 2021 sogar noch ein Plus von 6,9 % erreicht worden war.
Einkaufsmanager deutlich zu optimistisch
Kein Wunder, dass die Aktienkurse von Jahresbeginn bis Mitte März gefallen sind, könnte man daher resümieren. Und ich darf vor diesem Hintergrund an meine Vermutung erinnern, dass die Einkaufsmanager zu optimistisch waren (siehe „Sind die Einkaufsmanager zu optimistisch?“). Denn selbst bei dem Stimmungseinbruch im Januar blieb der Frühindikator für die US-Wirtschaft oberhalb der Schwelle von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird (siehe auch „Ukraine-Krieg dämpft die Wirtschaft überraschend wenig“).
Interessant ist auch, dass Ende 2021 viele Betriebe ihre in der Pandemie reduzierten Lagerbestände wieder aufgefüllt hatten, was für den hohen Zuwachs beim BIP im Schlussquartal sorgte. Nun haben vor allem der Außenhandel und die Lagerkomponente für das aktuell enttäuschende Ergebnis gesorgt.
Passend dazu hatte ich am 8. Februar (siehe „US-Wirtschaft auf einem absteigenden Ast?“) Folgendes geschrieben:
„Hinzu kommt, dass die US-Wirtschaft Ende 2021 trotz der Omikron-Welle zwar kräftig an Schwung gewonnen hat, aber der Hauptwachstumstreiber Lagerinvestitionen waren, welche um rund 240 Milliarden US-Dollar in die Höhe schossen und somit sage und schreibe knapp 5 Prozentpunkte zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum von +6,9 % beitrugen.“
Mit Börse-Intern kostenlos bestens informiert
Vor diesem Hintergrund freue ich mich, dass ich Sie als meine treuen Stockstreet-Leser wieder einmal rechtzeitig warnen konnte. Sie sehen also, die Börse-Intern, die für alle Leser völlig kostenlos ist, wurde wieder einmal ihrem Anspruch gerecht, wichtige Entwicklungen frühzeitig korrekt vorwegzunehmen. Und das zu Zeiten, als dies noch kaum jemand auf dem Schirm hatte. Auch die Aktienmärkte offenbar nicht, die stattdessen noch bis ins neue Jahr hinein ihren übertriebenen Kursanstieg fortsetzten.
Stau vor Shanghai
Und ich möchte Sie weiterhin warnen, mit einem Thema, auf das ich auch bereits aufmerksam gemacht habe (siehe unter anderem „No-Covid-Strategie lässt Chinas Wirtschaft schrumpfen“):
Vor dem weltgrößten Containerhafen der chinesischen Metropole Shanghai stauen sich viele Fracht- und Containerschiffe sowie Tanker. Das zeigt die folgende Statista-Grafik eines aktuellen Kartenausschnitts von Fleetmon, einem Online-Trackingportal für Schiffe.
Grund für den Stau ist der harte Lockdown, den die chinesische Regierung aufgrund ihrer No-Covid-Strategie verhängt hat. Die Weltwirtschaft stellt sich deswegen auf möglicherweise schwerwiegende Folgen ein. Das hat natürlich auch Konsequenzen für die Aktienmärkte, die jüngst wieder deutliche Schwäche gezeigt haben. Und sie dürften belastet bleiben. Schließlich wirkt sich der Stau noch länger negativ auf die Lieferketten aus, die sowieso längst gestört sind und zu der hohen Inflation beigetragen haben. Letztere muss nun von den Notenbanken bekämpft werden, was ebenfalls zu Lasten der Aktienmärkte geht.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
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