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Konjunkturelles Wendesignal?
Ausgabe vom 24.04.2018
Konjunkturelles Wendesignal?
von Sven Weisenhaus
Laut dem Ifo-Geschäftsklima für Deutschland ist nach Befragung von ca. 9.000 deutschen Unternehmen die Stimmung im April erneut gesunken. Mit 102,1 Punkten fiel der Index auf den tiefsten Stand seit März 2017. Experten hatten mit einem etwas höheren Wert von 102,7 Punkten gerechnet.
Was ist mit dem Ifo-Index los?
Der aufmerksame Leser wird bei diesem Wert aufhorchen, schließlich stand der Index doch sonst deutlich höher. Dass er um um 11 bis 12 Punkte unter den alten Werten notiert, hängt damit zusammen, dass neue Berechnungsregeln angewendet wurden.
So wurde das Basisjahr für den Index von zuvor 2005 auf jetzt 2015 geändert, was die Differenz zu den früheren Werten aufgrund des höheren Bezugswertes bewirkt. Außerdem werden nun die vorher separat ausgewiesenen Werte für den Dienstleistungssektor im Index berücksichtigt. Darüber hinaus ist die branchenbezogene Zusammenfassung des Index leicht geändert worden.
Die auffälligste Folge davon ist, dass das ifo-Geschäftsklima für Deutschland in seiner aktuellen Form erst seit 2005 verfügbar ist – weil erst seitdem Daten für die Dienstleister vorliegen. Allerdings wird das „alte“ Geschäftsklima als Branchenindex für die gewerbliche Wirtschaft (ohne Dienstleister) weitergeführt; jedoch mit anderem Basisjahr und (geringfügig) anderer Indexzusammenfassung.
In dem folgenden Diagramm sehen Sie deshalb das neue ifo-Geschäftsklima und seine Teilkomponenten seit 2005, um sich mit diesen neuen Werten im Gesamtkontext einen Überblick verschaffen zu können.
Rezession in Sicht?
Es heißt, wenn der Ifo-Index drei Mal in Folge fällt, muss man mit einer Rezession rechnen. Durch die Neuberechnung gibt es aber schon seit November 2017 fallende Werte – zunächst in sehr kleinen Schritten, die sich nun aber beschleunigen. Insgesamt war es also im April bereits der fünfte Rückgang in Folge! Auffällig ist zudem, dass sich die Geschäftserwartung (auf Sicht von 6 Monaten, im Diagramm grün) deutlich verschlechtert, während die Beurteilung der aktuellen Lage auf hohem Niveau eher noch seitwärts tendiert. Als Hintergrund werden die üblichen Verdächtigen genannt: zunehmender Protektionismus, Euro-Stärke,steigende Rohstoffpreise etc.
Gelassene Reaktionen
Interessant sind die Kommentare zu diesem deutlichen Rückgang. Allgemein gehen die Analysten davon aus, dass dieser zwar ein Zeichen dafür ist, dass die Dynamik des konjunkturellen Aufschwungs nachlässt, nicht aber der Aufschwung selbst gefährdet sei. Von einer Rezession mag noch keiner reden, zumal auch die Werte im langfristigen Vergleich noch recht hoch notieren.
Andreas Scheuerle von der DekaBank betonte dementsprechend: „Zwar ging jeder Rezession ein Abwärtstrend des Ifo-Geschäftsklimas voraus, aber nicht jeder Abwärtstrend endete in einer Rezession.“
Auch die Börsianer ließen sich vom fallenden Ifo-Index nicht verrückt machen. Der DAX notierte nach der Veröffentlichung weiter im Plus und rutschte erst mit der Eröffnung der US-Indizes ins Minus.
In unseren Erwartungen
Insgesamt spiegelt auch der Ifo-Index das wieder, was wir hier seit vielen Wochen beschreiben (siehe auch Börse-Intern zum ZEW-Index vom 18.04.18 ): Wir sehen eine allmähliche Verschlechterung von Wirtschaftsdaten auf immer breiterer Front. Und das passt doch perfekt zu unseren Prognosen: eine Abkühlung der Konjunkturdynamik, welche die Aktienkurse nach einem eventuellen letzten Anstieg in eine größere Korrektur schicken wird. Also bleiben Sie wachsam und achten Sie kurzfristig vor allem auf die charttechnische Entwicklung der US-Indizes, wie es Torsten Ewert gestern so treffend beschrieben hat. Denn wie man heute wieder hautnah miterleben konnte: Die US-Indizes geben nach wie vor den Ton an.
Viele Grüße
Ihr
Sven Weisenhaus
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