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Silber hat gegenüber Gold klar die Nase vorn
Ausgabe vom 20.04.2018
Silber hat gegenüber Gold klar die Nase vorn
von Sven Weisenhaus
Was im Goldpreis noch bevorstehen könnte, ist im Silberpreis schon geschehen: ein bullisher Ausbruch. Denn am vergangenen Dienstag konnten zeitgleich eine kleine, kurzfristige Konsolidierungsformation (siehe blaue Linien im folgenden Chart) und ein seit Juli 2016 gültiger Abwärtstrendkanal (rot) dynamisch überwunden werden (grüne Ellipse).
Mit einer kleinen Long-Position auf Silber kann man daher nun schon einen Einstieg in den Edelmetallmarkt vornehmen. Für größere Long-Positionen ist es aber noch zu früh. Denn im Goldpreis fehlt noch der Ausbruch und der Silberpreis stößt mit dem aktuellen Anstieg bereits an ein Widerstandsbündel aus verschiedenen Abwärtslinien, die man in unterschiedlichen Varianten auf die vorangegangenen Hochs legen kann.
Durch diese Linien zeigt sich auch, dass mit dem jüngsten Anstieg bislang noch ein tieferes Hoch vorliegt. Die Abwärtstendenz des Silberpreises ist also noch nicht durchbrochen. Daher ist längst kein nachhaltiger Befreiungsschlag gelungen. Werden aber die Abwärtslinien überwunden, kann man stärker auf steigende Kurse setzen.
Silber steckt in einer wichtigen Handelsspanne
Ein erstes Kursziel für Silber ist dann die horizontale Linie bei ca. 18,56 USD. Dieser Bereich wurde in der Vergangenheit immer wieder angelaufen und hat daher eine hohe Relevanz, wie der folgende logarithmische Chart zeigt (siehe blaue Kreise auch im Chart oben). In diesem längerfristigen Chart zeigt sich auch die hohe Relevanz der horizontalen Unterstützung bei ca. 15,59 USD. Denn auch diese wurde in der Vergangenheit oft angelaufen (blaue Kreise).
So befindet sich der Silberpreis aktuell zwischen diesen beiden Linien in einer wichtigen und bereits sehr alten Handelsspanne. Diese konnte man seit Ende 2016 monatelang hervorragend mit Long- und Short-Positionen gewinnbringend nutzen. Doch zuletzt nahm die Volatilität merklich ab, bis es vorgestern zum bullishen Ausbruch kam. Mit ihm sind nun vorerst Long-Positionen zu bevorzugen.
Gigantisches Chance-Risiko-Verhältnis
Zumal der Silberpreis durch eine langfristige Aufwärtslinie gut unterstützt ist (dick grün in den beiden Charts). Diese reicht (im linearen Chart) bis in das Jahr 2003 zurück. Das Chance-Risiko-Verhältnis erscheint daher gigantisch. Nach unten gilt es die Aufwärtstrendlinie zu verteidigen. Sie verläuft aktuell bei ca. 15,30 USD. Hier sollte man den Stopp platzieren. Damit beträgt das Verlustrisiko rund 2 USD bzw. 11 %. Nach oben hin kann der Silberpreis im Falle eines nachhaltig bullishen Ausbruchs theoretisch bis zum Hoch aus dem Jahr 2011 bei rund 50 USD steigen - ein Potential von mehr als 30 USD bzw. fast 300 %. Aber selbst wenn es nur zum Hoch des Jahres 2016 bei 21 USD geht, wäre das Potential mit +22 % doppelt so hoch wie das Risiko.
Fundamentale Daten sprechen für Silber
Aber es kommt noch besser. Denn die fundamentalen Daten sprechen ebenfalls klar für einen Einstieg in Silber:
2017 fiel die weltweite Minenproduktion zum zweiten Mal in Folge (-4,1 % auf 852,1 Millionen Unzen), nachdem es bis 2016 eine ununterbrochene Serie von 13 Jahren mit steigendem Angebot gegeben hatte. Und auch das Angebot an Silberschrott sank leicht (-1,1 %) auf 138,1 Millionen Unzen (Moz). Dies war der sechste jährliche Rückgang in Folge. Insgesamt ging das Angebot dadurch um knapp 2 % auf 999,6 Moz zurück.
Zeitgleich ist die industrielle Nachfrage nach Silber, getrieben insbesondere durch ein Rekordwachstum im Bereich Photovoltaik (+19 %), erstmals seit 2013 wieder angestiegen - um insgesamt 3,85 % auf 599,0 Moz. Und auch die Schmuck- und Silberwarenbranche verzeichnete im Jahr 2017 Zuwächse (+2 % auf 209,1 Moz bzw. +12 % auf 58,4 Moz). Insgesamt ging die Nachfrage nach physischem Silber zwar dennoch leicht zurück (-2,3 %), sie lag aber insgesamt bei 1.017,6 Moz.
Diese Entwicklung führte zu einer Verschärfung des Verhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage: Denn so gab es 2017 ein Angebotsdefizit von 26 Millionen Unzen. Und es war das fünfte Jahresdefizit in Folge.
(Quelle: Silver Institute)
Die fundamentale Lage bei Silber ist damit konträr zum Goldmarkt, auf dem 2017 ein Angebotsüberhang herrschte (siehe gestrige Börse-Intern).
Fazit
Während bei Gold weder die fundamentale noch die charttechnische Entwicklung bislang klar für einen Einstieg spricht, liegen bei Silber in beiden Fällen eindeutig bullishe Signale vor. Einem Einstieg in Silber steht damit eigentlich nichts entgegen. Man sollte aber die hohe Korrelation zwischen Gold und Silber beachten. Kommt der Goldpreis zurück, wird es wohl auch bei Silber wieder fallende Notierungen geben. Daher sollte man vorerst nur vorsichtig in den Markt einsteigen und bei bestätigenden Signalen nachkaufen. Insbesondere sollte man vor größeren Long-Positionen einen Ausbruch im Goldpreis abwarten.
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Sven Weisenhaus
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