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Euro-Stärke wirft Schatten auf morgigen EZB-Zinsentscheid
Ausgabe vom 24.01.2018
Euro-Stärke wirft einen Schatten auf den morgigen EZB-Zinsentscheid
von Sven Weisenhaus
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft und der Eurozone ist weiterhin höchst optimistisch. Darauf deuten der gestrige ZEW-Index und die heutigen Einkaufsmanagerindizes hin (siehe unten). Wegen dieser äußerst positiven Konjunkturdaten ist der Euro zum US-Dollar auf ein neues Trendhoch ausgebrochen (siehe grüner Pfeil im Chart). Er notiert somit auch auf einem neuen Drei-Jahres-Hoch.
Die kleine Seitwärtstendenz der vergangenen Tage (gelbe Linien) hat sich damit als kurze, trendbestätigende Konsolidierung in der intakten Aufwärtsbewegung herausgestellt. Die Bullen bleiben dadurch nach dem dynamischen Ausbruch aus der mehrmonatigen Seitwärtsbewegung (oberes gelbes Rechteck) klar im Vorteil.
Fluch und Segen der Euro-Stärke
Für alle EUR/USD-Long-Trader ist diese Kursentwicklung ein Segen. Sie können den Stopp nun bis unter die heutige Ausbruchskerze eng nachziehen und die Gewinne weiter laufen lassen. Für die Europäische Zentralbank (EZB) handelt es sich dagegen bei der Euro-Stärke um einen Fluch. Und sie wirft einen Schatten auf die morgige Zinsentscheidung.
Euro-Stärke ist schlecht für die EZB
Eigentlich ist es so langsam Zeit, die „Forward Guidance“, also den Ausblick auf die zukünftige Geldpolitik der EZB, an die aktuelle wirtschaftliche Situation anzupassen. Denn bislang hat die Notenbank noch stets auf die Möglichkeit hingewiesen, dass die Anleihekäufe bis Ende September 2018 „oder erforderlichenfalls darüber hinaus“ erfolgen sollen. Doch eine erneute Verlängerung des Kaufprogramms dürfte kaum mehr zur wirtschaftlichen Entwicklung der Eurozone passen. Deshalb sollte die entsprechende Textpassage eigentlich gestrichen werden.
Die Märkte haben Hinweise darauf aber bereits als Vorboten für eine schnellere geldpolitische Wende interpretiert und den Euro wegen der Aussicht auf höhere Zinsen steigen lassen. Dieser Anstieg belastet jedoch einerseits die europäische Exportwirtschaft (wohl nicht ganz zufällig zeigt der exportlastige DAX seit dem Euro-Ausbruch wieder eine relative Schwäche zu den US-Indizes) und drückt andererseits auf die Inflation. Letzteres, weil zu importierende Waren durch einen steigenden Euro-Kurs billiger werden. So ist zum Beispiel der Ölpreis seit Anfang November in US-Dollar um 9,5 % gestiegen, in Euro aber nur um 3 %. Und durch derartige Effekte rückt das Inflationsziel der EZB in weitere Ferne. Nach ihren Prognosen würde eine Euro-Aufwertung auf 1,36 US-Dollar die Inflationsrate um 0,6 Prozentpunkte drücken.
Wird die EZB einen bullishen Trendbruch verhindern?
Die EZB könnte daher morgen verbal intervenieren, indem der Wortlaut zu den geldpolitischen Beschlüssen („oder erforderlichenfalls darüber hinaus“) unverändert bleibt und EZB-Chef Mario Draghi zudem auf der Pressekonferenz den Spekulationen auf eine rasche Zinserhöhung eine Absage erteilt. Dies könnte zumindest kurzzeitig den Kurs noch einmal drücken.
Charttechnisch würde dies genau zum richtigen Zeitpunkt kommen. Denn der EUR/USD steht gerade an einer wichtigen Abwärtstrendlinie (dick rot im folgenden Chart). Diese verläuft derzeit bei 1,23013 USD. Der Euro steht also bereits leicht oberhalb dieser Linie. Mit Hilfe der EZB könnte es zu einem Fehlausbruch kommen.
Andernfalls hätte der Wechselkurs weiteres Potential bis zur äußeren Abwärtstrendlinie (obere rote Linie), die aktuell bei 1,26854 USD verläuft.
Fazit
Offiziell will die EZB keinen Einfluss auf den Euro-Wechselkurs nehmen. Doch dessen aktuelle Aufwertungstendenz mildert die Wirkung der Geldpolitik. Und die aktuelle Kursentwicklung spricht ganz klar für weiter steigende Notierungen. Daher dürfte es spannend werden, wie die Notenbank morgen damit umgeht.
Eine Anpassung der „Forward Guidance“ dürfte die Aufwärtsbewegung weiter befeuern. Wird der bisherige Wortlaut der Beschlüsse aber beibehalten und folgt eine verbale Intervention Draghis durch eine Bekräftigung des bisherigen geldpolitischen Kurses, könnte es im Euro zu einem Rücksetzer kommen.
Konjunkturdaten: ZEW-Index und Einkaufsmanagerindizes
von Sven Weisenhaus
Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobenen Konjunkturerwartungen für die deutsche Wirtschaft ist im Januar um 3,0 Punkte auf 20,4 Zähler gestiegen - den höchsten Stand seit Mai 2017.
Der Teilindex für die aktuelle Lage stieg sogar um 5,9 Punkte auf ein Rekordhoch von 95,2 (von 100 möglichen Punkten) - das ist der höchste Wert seit Beginn der Umfrage im Dezember 1991.
Auf die Börsen hatte der ZEW-Index gestern, wie üblich, wenig Einfluss. Der Index bestätigt lediglich, was längst erwartet wurde. Die deutsche Wirtschaft wuchs 2017 um 2,2 % und damit schon das achte Jahr in Folge. Und für dieses Jahr sagen von Reuters befragte Ökonomen sogar 2,4 % voraus, womit der Anstieg des ZEW-Index mit der Erwartung an ein beschleunigtes BIP-Wachstum einhergeht.
Übrigens: Der ZEW-Index für die Konjunkturentwicklung in der Eurozone ist um 2,8 auf 31,8 Punkte gestiegen. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage liegt im Januar bei 56,4 Punkten, 5,7 Zähler höher als im Dezember.
Einkaufsmanager für Deutschland weiterhin sehr optimistisch
Der Einkaufsmanagerindex von IHS Markit für die gesamte Wirtschaft in Deutschland (Industrie und Dienstleistung, Composite PMI) liegt im Januar 2018 laut einer ersten Schnellschätzung bei 58,8 Punkten und damit nur leicht unter dem Wert des Vormonats (58,9), mit dem ein 80-Monats-Hoch erreicht wurde (siehe Grafik). Er notiert somit noch weit über der Marke von 50 Punkten, ab der zukünftiges Wachstum signalisiert wird.
(Grafikquelle: tradingeconomics.com)
Der Index für die Industrie ging von einem Rekordhoch bei 63,3 Punkten im Dezember auf nun 61,2 zurück, während die Dienstleistungsaktivität mit 57,0 Punkten auf ein 7-Jahres-Hoch stieg (gegenüber 55,8 im Dezember).
Für die Erhebung werden rund 1.000 Unternehmen befragt. Bei der Schnellschätzung liegen 85 % der Antworten vor.
Einkaufsmanager auch für die Eurozone weiterhin sehr optimistisch
Die Eurozone ist mit einer weiteren Beschleunigung des Wachstums in das Jahr 2018 gestartet. Begleitet wurde dies von dem größten Lohnanstieg seit 2000 und dem höchsten Preisdruck seit fast sieben Jahren. Dies zeigen die entsprechenden IHS Markit-Einkaufsmanagerindizes.
So ist der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Wirtschaft (Industrie und Dienstleistung) von 58,1 im Dezember auf 58,6 Punkte im Januar und damit das höchste Niveau seit Juni 2006 gestiegen.
(Grafikquelle: tradingeconomics.com)
Der Index für die Dienstleistungsaktivität erreichte mit 57,6 Punkten das höchste Niveau seit August 2007 (gegenüber 56,6 im Dezember). Der Index für die Industrie ging dagegen von 62,2 Punkte im Dezember auf nun 61,1 zurück. Damit bleibt dieser Teilindex aber im Bereich des Rekordniveaus aus dem Jahr 2000.
Aufwärtstrends am Aktienmarkt und beim Euro werden gestützt
Auch hier hatten die Daten, genau wie beim ZEW-Index, nur einen relativ geringen Einfluss auf die Aktienkurse, weil sie das bisherige Bild der Konjunktur lediglich bestätigt haben. Sie befeuern aber die aktuelle Aufwärtsbewegung beim Euro, der nach Veröffentlichung der Daten heute auf ein neues Trendhoch ausbrechen konnte.
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