Chart-Analysen
Interessante Aktien Chart-technisch von Tradern analysiert
Jenoptik AG: Scheitert am Widerstand
Ausgabe vom 21.10.2020
Jenoptik AG: Scheitert am Widerstand
von Manfred Ries
Von Manfred Ries
Die Ausgangslage. Der Aktienkurs der Jenoptik AG verliert am Dienstag 5,9 Prozent an Wert. Damit zählten die Papiere mit zu den schwächsten Titeln innerhalb des SDAX. Schlusskurs am Dienstag, 20. Oktober 2020: 23,74 Euro.
Die Charttechnik. Die Notierungen der Jenoptik-Aktie gingen am Dienstag, 20. Oktober, sehr schwach aus dem Handel und verloren im Vergleich zum Vortag knapp sechs Prozent an Wert. Damit wurden die positiven Ansätze im Chartbild der jüngsten Vergangenheit bis auf Weiteres zunichte gemacht. Rückblick: Seit dem Jahrestief im März bei 12,99 Euro ging es mit dem Aktienkurs bis auf 25,78 Euro nach oben – beinahe schon eine Kursverdoppelung in den vergangenen sieben Monaten. Die 25,78er-Euromarke stellt den bisherigen Höchstkurs im laufenden Monat dar und gilt derzeit als nächster Widerstand in der kurzfristigen Betrachtung. Denn der Bereich um 25 / 26 Euro hat sich bereit in den vergangenen Tagen als Hürde gen Norden erwiesen. Andererseits spräche der ansteigende MACD-Trendfolgeindikator für tendenziell weiter anziehende Notierungen.
Die Hintergründe. Die Jenoptik AG hat am Montagabend eine Umsatzwarnung veröffentlicht. Das hat die Kurse am Dienstag belastet. Dennoch: Die Equity-Analysten des Analysehauses Warburg Research haben ihr Target für die Aktien von Jenoptik von bislang 30,00 Euro auf jetzt nur noch 29,50 Euro gesenkt, ihre Einstufung aber mit »Buy« bestätigt. »Das revidierte Jahresumsatzziel des Technologiekonzerns ist eindeutig eine negative Überraschung«, so die Analysten im Rahmen einer Equity-Studie vom Dienstag. Man sei vielmehr davon ausgegangen, dass Jenoptik auf dem Weg zum unteren Ende der im August ausgegebenen Jahresziele sei. Dass die jüngst hochgeschnellten Corona-Fälle einen negativen Einfluss auf die Auftrags- und Projektpipeline gehabt hätten, sei jedoch nicht unplausibel, so die Banker.
Die Prognose. Mit dem Minus vom Dienstag nähern sich die Titel beängstigend nahe ihrer 21-Tagelinie (nicht im obigen Chart ersichtlich); kurz nach Handelsstart am Dienstag fielen die Notierungen sogar darunter. Mit ihrem ansteigenden Verlauf sprechen die Kurse von einem intakten, kurzfristigen Aufwärtstrend. Doch Achtung: Sollte diese signifikant nach unten durchbrochen werden, im Idealfall auf Tagesschlusskursbasis, so wäre dies als Verkaufssignal zu bewerten. Der mittelfristige Trend indes, dargestellt durch die 200-Tagelinie (blaue Linie im obigen Chart) verläuft de facto seitwärts. Solange dieser gleitende Durchschnitt nicht nach unten hin verletzt wird, solange besteht noch keine ernsthafte Gefahr. Nach dem kräftigen Minus vom Dienstag kann nun eine Gegenbewegung nach oben nicht ausgeschlossen werden. Kämen die Kurse dabei erneut bis an ihr Oktober-Hoch (25,78 Euro) heran, so entspräche dies – vom aktuellem Stand aus betrachtet – einem Plus von mehr als sieben Prozent. Andererseits lässt sich momentan mit einer relativ engmaschigen Stop-Loss-Politik arbeiten.
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*) Glossar:
200-Tagelinie: Eine gleitende Durchschnittslinie, welche die Durchschnittskurse der vergangenen 200 Handelstage widerspiegelt. Der Kursverlauf wird dadurch in geglätteter Form wiedergegeben. Die 200-Tagelinie gilt als einfacher – aber vielbeachteter – Indikator innerhalb der Technischen Analyse.
Buy: Englisch für „Kaufen“.
Candle: s. „Kerze“
Equity: Englischsprachige Bezeichnung für „Aktie“. Eine andere englischsprachige Bezeichnung für Aktie ist (Stock)Share.
Gleitender Durchschnitt: Eine gleitende Durchschnittslinie, welche die Durchschnittskurse der vergangenen „x“ Handelstage wiederspiegelt; etwa 200 Tage. Der Kursverlauf wird dadurch in geglätteter Form widergegeben. Die 200-Tagelinie gilt als einfacher – aber vielbeachteter – Indikator innerhalb der Technischen Analyse.
Hausse: Englischsprachige Bezeichnung für einen nachhaltigen Aufwärtstrend.
Kerze („Candle“): Bildet innerhalb der Kerzenchartanalyse (Candlestick-Chartanalyse) die Kursdaten (Eröffnungs-, Hoch-, Tiefst-, Schlusskurs) einer Handelsperiode ab. Kerzencharts beinhalten damit wesentlich mehr Kursinformationen als herkömmliche Liniencharts.
Lineare Chartdarstellung: Auch als absolute Chartdarstellung bezeichnet. Ein Chart kann linear/absolut oder logarithmisch dargestellt werden. Während bei der absoluten Aktienchart-Darstellung die Kursskala (auf der y-Achse) gleiche Abstände zwischen den Kursbeträgen aufweist, zeigt die logarithmische Darstellung gleiche Abstände zwischen den Kursbeträgen als prozentuale Veränderungen an. Technische Analysten arbeiten zumeist mit logarithmischen Charts. Geht es um das Aufspüren von Unterstützungs- und Widerstandslinien, bedient sich der Autor dieses Beitrags gerne der analogen Darstellungsform.
MA(200): Abk. für: Moving Average(200) – gemeint ist damit der Gleitende Durchschnitt von 200 Tagen (200-Tagelinie).
MACD: Der MACD („Moving Average Convergence/Divergence”) gehört zu den trendfolgenden Indikatoren. Seine Berechnung erfolgt anhand der Differenz zweier exponentiell Gleitender Durchschnitte; üblich sind zwölf und 26 Handelsperioden. Aus diesem Kurvenverlauf wird wiederum eine „langsamere“ 9-Tagelinie gebildet. Man spricht dann von der Standardeinstellung (12/26/9). Grundsätzlich gilt: Ein Kaufsignal ergibt sich, wenn die schnellere Linie die langsamere von unten nach oben schneidet, bzw. umgekehrt im Falle eines Verkaufssignals.
Moving Average: Englischsprachige Bezeichnung für Gleitender Durchschnitt.
Tageschart: Die Betrachtungsweise basiert auf täglichen Kursdaten. Bei einem Linienchart liefert der jeweilige Tagesschlusskurs seinen Beitrag zum Kurvenverlauf. Im Falle von Kerzencharts bildet jede Kerze („Candle“) das Kursverhalten des betrachteten Tages ab: Tageseröffnung und -schlusskurs; Tageshoch und -tief.
Target: Englischsprachige Bezeichnung für „Kursziel“.
Underweight: Englisch für „Untergewichten“. Diese von Investmentbanken vergebene Einschätzung besagt grundsätzlich, dass Investoren eine Aktie – oder eine Branche – im Depot geringer gewichten sollen als den Gesamtmarkt.
Wafer: Englisch für „Waffel“ oder „Oblate“. Hierunter versteht man in der Mikroelektronik, Photovoltaik und Mikrosystemtechnik kreisrunde oder quadratische, etwa ein Millimeter dicke Scheiben.
White Marubozu: Bezeichnet innerhalb der Candlestick- (Kerzen-)Chartanalyse eine lange weiße „Kerze“. Diese besagt, dass der Eröffnungskurs gleichsam der Tiefpunkt der Handelsperiode darstellte, während der Schlusskurs nahe – oder punktgenau – auf dem Hoch des betrachteten Handelszeitraums lag. Mit anderen Worten: Ein überaus „bullischer“ Betrachtungszeitraum. Geht dieser White Marubozu mit einem Ausbruch über einen Widerstandsbereich einher, ist dies zumeist ein Einstiegsmoment mit einem überzeugenden Chancen-Risikoverhältnis.
Wochenchart: Die Betrachtungsweise basiert auf wöchentlichen Kursdaten. Bei einem Linienchart liefert der jeweilige Wochenschlusskurs seinen Beitrag zum Kurvenverlauf. Im Falle von Kerzencharts bildet jede Kerze („Candle“) das Kursverhalten der betrachteten Handelswoche ab: Montagseröffnungs- und Freitagsschlusskurs; Wochenhoch und -tief.
Xetra: Abkürzung für Exchange Electronic Trading (ETR). Dabei handelt es sich um ein elektronisches Handelssystem der Deutsche Börse AG für den Kassamarkt, dessen Zentralrechner in Frankfurt a. M. stehen. Durch ein hohes Angebot und einer hohen Nachfrage (Liquidität) wird eine Wertpapierorder – insbesondere DAX-Werte betreffend – am Handelsplatz Xetra grundsätzlich schneller und zu marktgerechteren Preisen ausgeführt als an anderen Handelsplätzen.
YtD (YTD): Abkürzung für den englischsprachigen Begriff Year-to-date und bezeichnet – im Bereich der Finanzwirtschaft – den Zeitraum seit Beginn des Jahres bis zum aktuellen Betrachtungszeitpunkt.
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Der Autor: Manfred Ries erlag dem Reiz der Börse während seiner Bankausbildung - das war 1984. Das Trading lernte er im Devisenhandel bei einer Großbank. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre absolvierte er bei einem Anlegermagazin ein Volontariat als Wirtschaftsjournalist. Heute ist Manfred Ries Chefredakteur der Online-Rubrik Chart-Analysen bei Stockstreet.de und Autor des wöchentlichen Börsenbriefs Optionsscheine Expert Trader www.stockstreet.de/optionsscheine-expert-trader-aktuell
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